„Spektakuläre Sachen gemacht“
- Korbach (lb). Tierschutz hat in Korbach einen Namen: Hella Klempert-Wilke engagiert sich seit drei Jahrzehnten für Vierbeiner und Co. Die hauptberufliche Leitung des Tierheims hat die 65-Jährige jetzt abgegeben.
Wie die Jungfrau zum Kinde, so ist Hella Klempert-Wilke 1979 zum Korbacher Tierschutzverein gekommen. Der Verein stand damals vor dem Aus, das Tierheim sollte liquidiert werden. In einer letzten Jahreshauptversammlung sollte die Abwicklung in die Wege geleitet werden, so der Plan des damaligen Vorstands. Doch damit wollten sich Klempert-Wilke und ihr damaliger Mann nicht abfinden. Und ehe sie sich versah, hatte sie ihren ersten Vorstandsposten als Schriftführerin. „Es war finanziell eine schwierige Situation. Wir bekamen mehr Mahnbriefe als Spenden“, erinnert sich die Tierschützerin. Das 1971 gegründete Tierheim war nicht mehr als ein Provisorium: Ein paar Zwinger für Hunde, ein Gartenhäuschen für Katzen. Kleinere Hunde lebten in der benachbarten Wohnung des damaligen Tierheimleiters. Doch schon 1983 startete das Tierheim einen Neuanfang am Mönchepfad. Der Grundstein für das heute noch existierende Gebäude wurde gelegt. Mit einer eigenen von Hella Klempert-Wilke geleiteten Jugendgruppe erlebte der Korbacher Tierschutzverein in den Achtzigerjahren seine aktivste Zeit. „Wir haben spektakuläre Sachen gemacht“, denkt die gelernte Krankenschwester zurück. Mit Aktionen gegen die Haltung von Käfighühnern oder gegen Tierversuche rüttelten die Jugendlichen die Korbacher auf. Mit einer aufsehenerregenden Erbschaft – dem Nachlass der Familie Pompetzki aus Goddelsheim – geriet das Korbacher Tierheim 1993 bundesweit in die Schlagzeilen: Nachdem Sohn Peter Pompetzki verurteilt worden war, seine Eltern ermordet zu haben, erhängte er sich in der Justizvollzugsanstalt Kassel. Mit seinem zuvor niedergelegten Testament verfügte er, dass das Tierheim Korbach monatlich 5000 Mark zur Betreuung seines Chow-Chows Askan erhalten solle. Den Rest des Vermögens, etwa 4,8 Millionen Mark vor Steuern, erhielt das Tierheim zur freien Verfügung. Der Hund starb 1996. Im Rückblick bewertet Hella Klempert-Wilke die Erbschaft als Fluch und Segen zugleich: Das Geld ermöglichte es, das Heim auf hohem Standard zu erweitern, gleichzeitig ging auch die Spendenbereitschaft der Bevölkerung zurück. „Dabei hatten wir durch das vergrößerte Heim auch mehr laufende Kosten“, so die Tierschützerin, die 1997 die hauptamtliche Leitung des Heims übernahm. Großen Wert legte sie auf die Ausbildung eigener Mitarbeiter: „Wir wollen Tierschützer und nicht nur Tierpfleger.“ Die Heimleitung hat die 65-Jährige jetzt abgegeben, im Tierschutz will sie jedoch weiter aktiv bleiben.