"Das schafft man nicht mit Sport oder gesunder Ernährung"

München - Offen wie nie hat Model-Scout Peyman Amin ("GNTM, Die Model-WG") im Radio über Magersucht auf dem Laufsteg gesprochen. Für den Hunger-Wahn macht er Modeschöpfer wie Karl Lagerfeld verantwortlich.
Es ist eine knallharte Abrechnung mit dem Laufsteg-Business: Peyman Amin (38) hat am Mittwochabend in der Sendung "Mensch, Theile!" im Radiosender Bayern 3 die Magersucht bei Models gegeißelt.
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Die von den Designern heute geforderten Mini-Maße (Auch "Size-Zero" genannt) könnten Frauen auf natürlichem Weg längst nicht mehr erreichen. Amin: "Also das was auf dem Laufsteg zu sehen ist, kann man gar nicht durch Sport und gesunde Ernährung erreichen. Das geht leider Gottes nur durch ganz, ganz extreme Dinge.“ Heißt konkret: Die Models müssen sich den Finger in den Hals stecken oder sich halb zu Tode hungern, damit sie in die beängstigenden Size-Zero-Maße hineinpassen.
Amin gilt als absoluter Indsider des Mode-Business. Für die weltbekannte Agentur „IMG Models“ betreute er Models wie Heidi Klum, Naomi Campbell und Gisele Bündchen. Von 2006 bis 2010 war er Juror für die ProSieben-Fernsehsendung Germany’s Next Topmodel. Seit Anfang des Jahres moderiert er für den Münchner Privatsender die Sendung „Die Model-WG".
Wie glaubwürdig ist Amins Abrechnung? Immerhin hat der gebürtige Iraner als Model-Agent jahrelang selbst für die Laufsteg-Szene gerabeitet - und damit gutes Geld verdient. Wie Amin im Interview betont, will er mit der Szene heute aber nichts mehr zu tun haben: "Ich hab' mich auch zurückgezogen von diesem ganzen Laufsteg-Klimbim. Das hab' ich circa zwei Jahre gemacht und hab' überhaupt keinen Gefallen daran gefunden. Nicht nur was die Magersucht betrifft, sondern überhaupt der Umgang der Menschen unter sich dort."
Bei Models, die für Kataloge posieren (wie Amins Schützlinge aus der ProSieben Model WG) seien nicht die extremen Laufsteg-Maße gefordert. Wie Amin zudem betont, habe er Mannequins mit Anzeichen für Magersucht immer zu einer Therapie angehalten.
Models am Hungertuch: Ist das noch schön?
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Die Schuldigen für den Mager-Wahn stehen für Amin eindeutig fest: Nämlich die großen Designer, die die Kleider für den Laufsteg entwerfen. Im Interview greift der Model Scout auch den bekanntesten deutschen Modeschöpfer Karl Lagerfeld an: "So lange ein Herr Lagerfeld oder auch einige andere Herrschaften nicht umdenken, so lange werden wir dieses Problem haben.“
Sollte er selbst einmal eine Tochter mit Laufsteg-Ambitionen haben, dann würde Amin ihr klar von einer Model-Laufbahn abraten: "„Also, wenn in einigen Jahren, sagen wir mal: in 10, 20 Jahren, das Problem Magersucht auf dem Laufsteg immer noch so extrem ist wie jetzt – also schlimmer kann es ja nicht werden, weniger als Haut und Knochen kann man ja nicht mehr haben – wenn es so schlimm ist wie jetzt, dann würde ich meiner Tochter von Anfang an davon abraten, überhaupt irgendeinen Gedanken daran zu verlieren, auf dem Laufsteg eine Karriere zu starten.“
fro