Vielleicht habe der Kreis die Corona-Zahlen bisher zu sehr verwaltet, räumten Kubat und Frese ein. „Wir haben jetzt reagiert. Vielleicht waren wir ein paar Tage zu langsam, aber wir gucken jetzt auch, aus welchen Bevölkerungsgruppen die Infizierten kommen und wo sie arbeiten“, erklärte Frese. Ein Ergebnis ist, mit den großen Firmen zu sprechen, ihre Mitarbeiter für die aktuelle Corona-Lage zu sensibilisieren.
Trotz der hohen Zahlen sind Kubat und Frese optimistisch, sprechen von „richtigen Schritten“. Frese: „Wenn jetzt keine Überraschungen mehr kommen, sind wir morgen bei einer Inzidenz im 100er-Bereich.“
Nach unserer Berichterstattung vom Samstag, 22. Mai 2021, über die hohen Corona-Zahlen hatte es von Lesern und den Kreis-Grünen Kritik an den Erklärungen des Landkreises gegeben. Vize-Landrat Karl-Friedrich Frese sprach am Mittwoch sogar von einem Shitstorm. Die Reaktionen bezogen sich auf zwei Bereiche: dass der Kreis die Schuld an der aktuellen Infektionslage von sich gewiesen habe und auf Kubats Aussage, dass die bisherigen Appelle manche Menschen, „die kaum Deutsch verstehen“, nicht erreicht hätten.
„Wenn ich Bevölkerungsgruppen mit einer lapidaren Äußerung in Misskredit gebracht haben sollte, entschuldige ich mich dafür. Das war nicht meine Absicht. Und ich wollte damit auch nicht von mir ablenken“, betonte Landrat Reinhard Kubat am Mittwoch im Gespräch mit unserer Zeitung.
Ob der Landkreis bei der Bewältigung der aktuellen Corona-Lage etwas falsch gemacht habe, wisse er nicht, sagte Kubat. „Ich sehe nur, dass wir schlecht dastehen.“ - „Im Nachhinein ist man immer schlauer“, sagte Karl-Friedrich Frese. „Wir haben jetzt gegengesteuert, das müssen wir erstmal sortieren. Vielleicht waren wir damit ein paar Tage zu langsam, aber in der Pandemie ist jeder Tag Neuland.“
„Abseits des Shitstorms gab es auch ein gewisses Wachrütteln der Bevölkerung“, sagte Frese. „Setzt sich der Trend fort, könnten wir Ende der Woche bei einer Inzidenz von 100 sein. Danach könnte es in großen Schritten weitergehen.“ Ob das schon Auswirkungen auf Fronleichnam am 3. Juni hat – vor allem für die Öffnung der Außengastronomie? „Eher nein“, glaubt Kubat.
Weil seit Dienstag 18 Menschen, die schon infiziert waren, wieder genesen sind, ist die Zahl der akuten Fälle im Ergebnis um 17 auf 384 gesunken. Das ist der niedrigste Wert seit einer Woche. 29 Corona-Patienten liegen im Krankenhaus (-1), weiterhin sechs auf der Intensivstation. Einen neuen Todesfall im Zusammenhang mit Corona gibt es laut Landkreis nicht.
Wie sich die 384 akuten Corona-Fälle vom Mittwoch auf die 22 Städte und Gemeinden verteilen, zeigt die Übersicht (in Klammern der Vergleich zum Vortag):
Die Zahlen in der Liste oben sind nicht die Neuinfektionen, sondern die akuten Fälle (Menschen, die aktuell infiziert sind). Die Zahlen, die in Klammern stehen, sind das Plus bzw. Minus an akuten Fällen im Vergleich zur letzten Veröffentlichung. Dass die Zahl der Neuinfektionen nicht mit dem Plus an akuten Fällen identisch ist, ergibt sich dadurch, dass im Gegenzug zu den Neuinfektionen auch Menschen, die bisher zu den akuten Fällen zählten, wieder genesen. Beispiel: Wenn es in einer Stadt 30 Neuinfektionen gibt, gleichzeitig aber 5 bisher Infizierte genesen, dann gibt es in dieser Stadt nur 25 neue akute Fälle (30 Neuinfektionen minus 5 Genesene). Das ist dann die Zahl in Klammern. Und wenn eine andere Stadt 5 Neuinfektionen hat, aber gleichzeitig 10 neue Genesene, dann steht in Klammern -5.