Dorfentwicklung Frankenberg: Schwerpunkte gesetzt, Arbeitsgruppen gebildet

Die Dorfentwicklung in Frankenberg geht in die nächste Phase: Über Ergebnisse der Bestandsanalyse nach den Dorfbegängen sowie erste Schwerpunkte für Handlungsfelder informierte Dr. Jürgen Schewe vom Planungsbüro AG Stadt beim ersten IKEK-Forum vor rund 100 Teilnehmern im Dorfgemeinschaftshaus in Haubern.
Frankenberg/Haubern – Die Bürger sind jetzt aufgerufen, in fünf Arbeitsgruppen zu ausgewählten Themenbereichen mitzuarbeiten und ihre Ideen und Wünsche in das Integrierte Kommunale Entwicklungskonzept (IKEK) einzubringen. Das IKEK ist die strategische Grundlage für die Projekte in dem Förderprogramm des Landes.
„Wir haben das aus Expertenperspektive analysiert und jetzt ist es wichtig, Ihre Bedürfnisse und Zukunftsperspektiven zu erfahren“, brachte es Fachbereichsleiter Karsten Dittmar auf den Punkt. Beides solle zusammengeführt werden. „Probleme sollen mit Lösungsansätzen aus der Bevölkerung heraus in Angriff genommen werden“, sagte er. Dabei sollte möglichst „über den Tellerrand“ geschaut werden, die Projekte sollten schwerpunktmäßig überörtliche Nutzen haben, also über den einzelnen Stadtteil hinaus.
Dr. Jürgen Schewe vom Planungsbüro gab einen kurzen Überblick darüber, was bei den Ortsterminen in der Kernstadt und den Stadtteilen aufgefallen war. Eingebunden waren auch die Ergebnisse der Online-Befragung, an der 250 Bürger teilgenommen haben.
Stärken
Unter den Stärken nannte Schewe nach der Bestandsanalyse unter anderem die attraktive Lage am Nationalpark Kellerwald-Edersee und am Burgwald und das gute Arbeitsplatzangebot in der Stadt. Positiv sei auch das vielfältige Angebot an Vereinen, Verbänden und Organisationen. Potenzial böten die denkmalgeschützten Gesamtanlagen, die in jedem Stadtteil zu finden seien. Schewe wies darauf hin, dass eine Umnutzung von Scheunen zu Wohnraum mit bis zu 200 000 Euro gefördert werden könne.
Als Stärken seien auch die in den vergangenen zehn Jahren erfolgten Investitionen in Gemeinschaftseinrichtungen vor allem in Dörnholzhausen, Friedrichshausen, Geismar, Röddenau und Willersdorf zu berücksichtigen.
Schwächen
Insgesamt negativ sei die Bevölkerungsabnahme zu bewerten, sagte Schewe. Die Zuwanderung von Familien bleibe unterdurchschnittlich. Vor allem in Röddenau, Schreufa und Viermünden gebe es zudem eine starke Zunahme der älteren Bevölkerung. Weitere Schwächen seien mangelnde Barrierefreiheit und fehlende Angebote für Senioren in den Dörfern.
Als Defizit sei auch die Nachwuchsproblematik zu berücksichtigen, die einigen Vereinen Sorge bereite. Die bisher zwar noch geringe Leerstandsproblematik werde sich künftig verschärfen. Es gebe auch einen hohen Anteil an Baulücken im Privatbesitz, doch die Eigentümer seien nicht zum Verkauf bereit.

Zum Thema Dorfgemeinschaftshäuser stellte Schewe klar: „Die Förderung ist kein Wunschkonzert.“ Die WI-Bank des Landes frage ganz konkret nach der Auslastung der Gemeinschaftseinrichtungen. „Da wird schon ganz genau hingeschaut und gefragt: Trägt sich das?“
Als Defizit sieht der Fachplaner auch die starke Konzentration von Dienstleistungsangeboten und medizinischer Versorgung in der Kernstadt. „Hier gibt es teilweise große Distanzen zu überwinden.“ Auch gebe es Defizite beim Mobilitätsangebot. Hinsichtlich der touristischen Infrastruktur bemängelte er das nur begrenzt vorhandene Gastronomie- und Übernachtungsangebot.
Fünf Arbeitsgruppen
Es gibt fünf Arbeitsgruppen zu folgenden Themen, in die sich jeder – auch noch online – anmelden kann:
- 1.) Funktionale Verbesserung der Gemeinschaftseinrichtungen und der dörflichen Infrastruktur: Kernfrage soll hier unter anderem sein, wie eine sinnvolle Anpassung vor dem Hintergrund der demografischen Veränderungen zu erreichen ist.
- 2.) Treffpunkte und Freizeitangebote für Jugendliche; Gewinnung der Jüngeren für die Vereine: Auf Anregung aus dem Publikum schlägt Karsten Dittmar hierzu vor, dass die Teilnehmer der Arbeitsgruppen gezielt Jugendliche mit ins Boot nehmen.
- 3.) Entwicklung und Gestaltung der Ortskerne: Problembereiche/Leerstand, Umnutzungspotenzial, Dorfplätze. Geklärt werden soll zum Beispiel, wo die konkreten Ursachen für Fehlentwicklungen in den Ortskernen liegen oder wie die Eigentümer von Scheunen gewonnen werden können, Maßnahmen zur Umnutzung vorzunehmen. Überlegt werden soll auch, welche Freiflächen gestaltet werden und als Veranstaltungsort oder Mehrgenerationenplatz dienen könnten.
- 4.) Grundversorgung in den Stadtteilen; Mobilität: Diskussionsansätze sind hier etwa, wie die Grundversorgung und medizinische Versorgung der zunehmend älteren Bevölkerung gewährleistet werden kann und ob gemeinschaftlich, weitere Lösungen zur Verbesserung des Mobilitätsangebotes entwickelt werden können. Als erster Vorschlag zur Versorgung wurde hier das Aufstellen von Automaten genannt. Hinsichtlich der Mobilität wurde auf das Nachbarschaftsnetzwerk in Battenberg oder Mitfahrbänke verwiesen.
- 5.) Weiterentwicklung des Naherholungs- und Tourismusangebotes: Ansatzpunkt ist unter anderem, Ideen zum Ausbau und der weiteren Attraktivierung der Wander- und Radfahrangebote zu formulieren. Weitere Kernfragen sind, welche Infrastruktur verbessert werden müsste und welche Akteure stärker aktiviert oder zusammengebracht werden müssten.
Der Zeitplan
Nachdem in den Arbeitsgruppen, die sich auch untereinander austauschen sollen, in den kommenden Wochen Leitbild, Ziele und Handlungsfelder erstellt werden, wird es am 7. Juli einen Zwischentermin geben, an dem auch das Planungsbüro wieder teilnimmt. Die bis dahin vorliegenden Ergebnisse sollen dann vorgestellt werden.
Das zweite IKEK-Forum ist für den 13. September geplant. Dort geht es dann auch um die Abgrenzung der Fördergebiete.
Ansprechpartnerin: Teresa Reis, Fachdienst Stadtentwicklung und Umwelt der Stadt, Telefon: 06451/505125, E-Mail: reis.theresa@frankenberg.de; frankenberg.de;