Spielplatz für alle Generationen, den Gemündener Bürger selber bauen

Neubau eines Spielplatzes in fünf Tagen? Das Marburger Fachunternehmen Alea will es möglich machen. Und zwar im Auftrag der Stadt Gemünden in enger Zusammenarbeit mit den Menschen in der Wohrakommune. Stichwort: partizipatives Gestaltungsprojekt.
Gemünden – Möglicher Standort könnte nach jetzigem Stand der Dinge hinter den Tennisplätzen am „Kunst- und Erlebnispfad/Schwarzer Weg“ sein. Ein solcher Spielplatz soll aber nicht nur für Kinder alleine gebaut werden, sondern auch für ältere Menschen. Außerdem sollen sie alle nicht nur bei der konkreten Planung eingebunden werden, sondern beim späteren Bau auch aktiv tatkräftig mit anpacken: Kinder, Jugendliche, Eltern, Großeltern, Verwandte, Anwohner, Freunde, Vereine, Verbände, und, und, und...
Dieses Mehrgenerationenprojekt wurde am Montagabend im Atrium der Cornelia-Funke-Schule vorgestellt. 60 Personen hatten sich angemeldet, 40 waren gekommen. Darunter Mandatsträger, aber auch zahlreiche interessierte Erwachsene sowie Schulleiterin Doris Bechold.
Gemündens Bürgermeister Frank Gleim freute sich über das Interesse an dem derzeit als „Aktivpark“ bezeichneten Vorhaben. Er betonte: „Wir stehen erst ganz am Anfang. Es gibt auch noch keine konkreten Beschlüsse der Kommunalpolitik. Sogar die Firma Alea hat noch keinen offiziellen Auftrag. Im Moment tasten wir uns voran.“
Am Montagabend wurden erste Ideen genannt und gesammelt. Auch wenn das Fachunternehmen noch nicht beauftragt ist, stellten Alea-Mitarbeiter im Atrium der Schule die grundsätzliche Konzeption vor: Nathalie Pörksen und Andreas Bostroem waren aus Marburg gekommen.

„Alea steht als Abkürzung für ,Anders lernen durch Erfahrung und Abenteuer‘“, informierte Bostroem die Besucher. Unter fachlicher Betreuung würden Laien angeleitet: „Der gesamte Beteiligungs-Prozess wird bis zur Fertigstellung und Abnahme durch unsere Projektleitung begleitet.“ Alle Alea-Mitarbeiter seien handwerklich und pädagogisch ausgebildet.
Das Unternehmen stelle hochwertiges Rohmaterial, Maschinen und Arbeitsgeräte. Die Laien erhielten für ihre praktische Bauarbeit eine angemessene Einführung: „Denn eine Stichsäge kann nicht nur Holz schneiden, sondern auch einen Finger abtrennen.“ Bislang habe es aber noch keinen Unfall gegeben, beruhigte Bostroem.
Er unterstrich, dass „wir nicht standardmäßig bauen, sondern ausschließlich Unikate anfertigen. Es kommen keine vorgefertigten Bausätze zum Einsatz. Wir richten uns zu 100 Prozent nach den Wünschen der Auftraggeber“. Der Alea-Mitarbeiter betonte den verbindenden Charakter dieses Projekts für alle Beteiligten, aber auch für deren Angehörigen: „So bekommt ein solcher Park eine breite Lobby, die außerdem auch einen gewissen Schutz vor Vandalismus bietet.“
Der Aspekt „Vandalismus“ hatte im Laufe des Abends manchen Besucher beschäftigt. Andreas Bostroem regte an, dass Bürger Patenschaften für die nachhaltige Pflege übernehmen könnten. Auch das würde bis zu einem bestimmten Punkt Vandalismus verhindern: „100-prozentige Sicherheit gibt es aber auch hier leider nicht.“
Gebaut werde an fünf Tagen – von Montag bis Freitag. TÜV-Abnahme inbegriffen. Variationen im Konzept während der Bauwoche seien möglich. Ehrenamtliche Helfer müssten aber nicht unbedingt hämmern, nageln oder sägen. Sie könnten auch für die Verpflegung sorgen oder Fotos für eine Dokumentation machen. Bostroem: „Jeder kann sich mit dem beteiligen, was er kann.“
Wie Bürgermeister Gleim betonte er das Anfangsstadium des Projekts: „Im Moment werden Eckdaten erhoben. Es wird demnächst über Prioritäten diskutiert werden. Das Konzept soll auf breiter demokratischer Basis erstellt werden.“ Das heißt: Neben Erwachsenen sollen auch Kinder und Jugendliche ihre Wünsche und Bedürfnisse für ein Mehrgenerationenprojekt mitteilen.
Alea-Mitarbeiterin Nathalie Pörksen hofft, bis Sommer diesen Jahres über ein Konzept zu verfügen: „Bis dahin wird es zahlreiche Gespräche geben.“ Sie hofft auf viele Diskussionen in der Politik, in der Schule und auch unter den Bürgern in den nächsten Monaten. „Denn Grundpfeiler des Vorhabens ist, dass sehr viele Menschen sich beteiligen“, so Pörksen. Das Konzept könnte dann im kommenden Sommer öffentlich vorgestellt werden.
Aufgrund des sehr frühen Planungsstandes können derzeit auch nicht ansatzweise Kosten genannt werden. Aber ein Zeitraum, wann das Mehrgenerationenprojekt fertig sein könnte: eventuell Frühjahr 2024. Voraussetzung dafür ist, dass der am Montagabend geäußerte Fahrplan eingehalten wird.
Bürgermeister Frank Gleim warb unter den Anwesenden darum, sich in eine Liste für eine spätere Mitarbeit einzutragen. Sie würden aber später keinen geschlossenen Arbeitskreis darstellen. Er betonte, dass die Teilnahme für alle offen sei.
Info: Wer sich für eine Mitarbeit am Gemündener Mehrgenerationenprojekt interessiert, kann sich bei der Stadtverwaltung melden: 06453/ 91230.
Erste Voraussetzung geschaffen
Bürgermeister Gleim informierte, dass die Stadt bereits eine erste Voraussetzung für einen „Aktivpark“ geschaffen habe, nämlich durch eine Position im aktuellen Haushaltsplan der Stadt. Er soll heute in der Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden. „Das ist wichtig, um in diesem Jahr an eine finanzielle Förderung kommen zu können.“ Namentlich genannt als möglicher Geldgeber wurde die Region Burgwald-Ederbergland. Eine Höhe von 70 Prozent machte die Runde.
Pfad ist in einem schlechten Zustand
Der mögliche „Aktivpark“ soll an einem Teilstück des „Kunst- und Erlebnispfads/Schwarzer Weg“ angelegt werden. In diesem Zusammenhang wiesen Teilnehmer des Informationsabends auf den mittlerweile schlechten Zustand des 2,3 Kilometer langen Parcours mit 60 Stationen hin. Sie forderten, dass auch hier etwas geschehen müsse. Der Pfad in Gemünden war am 10. August 2008 eingeweiht worden. Der beim Informationsabend anwesende Stadtverordnete Wilfried Golde (SPD) informierte diese Teilnehmer, dass das Parlament sich dieses Themas bereits angenommen habe. Mitte Oktober 2022 habe die Stadtverordnetenversammlung beschlossen, Detailfragen einer Sanierung und Instandhaltung des „Kunst- und Erlebnispfades“ zu klären – darunter auch die Finanzierung.