Obwohl sich dort breiter Widerstand aus allen gesellschaftlichen Schichten formierte, verkaufte der Freistaat 1985 das WAA-Baugelände. Es folgten bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen mit Räumung eines Hüttendorfes, CS-Reizgas-Einsatz, blutigen Krawallen am Bauzaun, Klagen vor dem Verwaltungsgericht und 1988 endlich mit dem Abbruch des Bauvorhabens.
Der missglückte Versuch kostete die deutsche Energie-Wirtschaft rund 3,2 Milliarden Mark (etwa 1,63 Milliarden Euro). WAA-Pläne in Deutschland wurden mittlerweile auch wegen Unwirtschaftlichkeit aufgegeben. Stattdessen wurde Atom-Müll künftig nach La Hague und Sellafield zur Wiederaufbereitung transportiert. Beide Anlagen leiten nach wie vor täglich Millionen Liter radioaktive Gewässer ins Meer und werden dafür von Umweltschutzverbänden und -organisationen kritisiert.
Bis heute sind alle Versuche, ein Endlager für tausende Tonnen hochradioaktiver Abfälle zu finden, gescheitert. Sie werden für eine „Übergangszeit“ in Zwischenlagern geparkt, ungelöstes Erbe für künftige Generationen. Nach der Reaktor-Katastrophe von Fukushima (Japan) 2011 leitete die Bundesregierung den Atomausstieg für 2022 ein, Silvester gingen drei Atomkraftwerke vom Netz. (Karl-Hermann Völker)