Agrar-Paket: Bauernverbände gehen auf die Barrikaden

Waldeck-Frankenberg – Das von der Bundesregierung verhandelte Agrar-Umwelt-Paket stößt auf massiven Widerstand und Unverständnis bei den Landwirten.
Mit Plakat-Aktionen und symbolischen grünen Kreuzen protestieren die Bauernverbände in Waldeck-Frankenberg – und auch bundesweit – gegen den Gesetzentwurf, der unter anderem eine starke Einschränkung beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln vorsieht.
Damit sei flächendeckend in Schutzgebieten normale, nachhaltige Landwirtschaft, nicht mehr möglich, kritisieren die Verbände, die einen massiven Wertverlust der Flächen befürchten. In Waldeck-Frankenberg sei hiervon vor allem der Südkreis mit circa 14 000 Hektar Landwirtschafttliche Fläche Grünland betroffen, teilte der Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Frankenberg, Matthias Eckel mit. Trotz einer stagnierenden Nachfrage nach Bioprodukten, versuche das Ministerium die Ökologisierung durchzusetzen.
„Der reale Markt wird hier komplett ausgeblendet, denn schon jetzt haben Biobetriebe Probleme, ihre Getreideernten zu vermarkten“, sagte seine Kollegin Stephanie Wetekam vom Kreisbauernverband Waldeck. „Sollten diese Mengen durch gesetzliche Willkürakte weiter erhöht werden, so hat dies einen ruinösen Preiskampf zur Folge. Damit ist niemandem gedient, am wenigsten den landwirtschaftlichen Betrieben, die jetzt schon ökologisch wirtschaften“, bekräftigte Kreisvorsitzender Olaf Fackiner.
Der Frust sitzt tief bei den Landwirten. „Auf der einen Seite werden Freihandelsabkommen unterzeichnet, um Agrarprodukte aus Südamerika ohne Beschränkungen einführen zu können und hier bei uns werden die Daumenschrauben immer enger gestellt“, beklagte Wetekam. „Was uns am meisten ärgert ist, dass nur über uns und nicht mit uns gesprochen wird“, sagte Eckel. Durch solche Regelungen würden kleine Betrieb zum Aufgeben gezwungen. „Dadurch wird der Strukturwandel in der Landwirtschaft extrem vorangetrieben und die Versorgung mit regionalen Lebensmitteln gefährdet“, mahnte Fackiner.
HINTERGRUND
Neben dem Insektenschutzprogramm und den damit verbundenen Einschränkungen bei Pflanzenschutzmitteln, regelt das Agrarpaket auch ein freiwilliges, dreistufiges Tierwohllabel. Dieses knüpft an an die Erfüllung von Anforderungen bezüglich Haltung, Transport und Schlachtung, die über dem gesetzlichen Mindeststandard liegen. Dritter Baustein ist eine Umschichtung von Direktzahlungen: Der Anteil, der in die zweite Säule umgeschichtet wird, steigt auf sechs Prozent.
VON SUSANNA BATTEFELD