1. WLZ
  2. Landkreis

Elektronische Patientenakte setzt sich bislang nicht durch

Erstellt:

Von: Stefanie Rösner

Kommentare

Andreas Bethke (links), Regionalgeschäftsführer der Barmer in Korbach und Frank Bitter, Mitarbeiter im Bereich Digitalisierung.
Halten viel von der ePA: Andreas Bethke (links), Regionalgeschäftsführer der Barmer in Korbach, und Frank Bitter, Mitarbeiter im Bereich Digitalisierung. © Stefanie Rösner

Die elektronische Patientenakte (ePA) wird bislang kaum genutzt. Seit dem 1. Januar 2021 ist diese verfügbar, doch nur ein Bruchteil der bei den Krankenkassen Versicherten in Deutschland nutzt die ePA.

Waldeck-Frankenberg – Die Barmer zählt bundesweit 54 700 Versicherte, die eine elektronische Patientenakte haben, und in Hessen sind es nur 5000.

Ärzte in Waldeck-Frankenberg haben die Erfahrung gemacht, dass bisher kaum Patienten eine ePA nutzen oder nachfragen. Einige berichten, dass sie damit bisher gar keine Erfahrungen gemacht haben. „Die Nachfrage danach von Seiten der Patienten ist gleich Null“, berichtet Dr. Dirk Bender aus Willingen. Er stehe der Digitalisierung wie die allermeisten anderen Hausärzte offen gegenüber, doch das Prinzip der elektronischen Patientenakte überzeugt ihn bislang nicht. Der Apotheker Lukas Frigger aus Bad Arolsen berichtet Ähnliches: „Die ePA wird einfach noch nicht genutzt.“

Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hessen haben bislang rund 82 Prozent der hessischen Praxen die technische Ausstattung dafür. Praxen müssen die ePA seit Juli 2021 lesen und befüllen können. Das Gesetz sieht eine Honorarkürzung um ein Prozent vor, wenn Praxen nicht angebunden sind.

Kritik von Ärzten

Die Kassenärztliche Vereinigung kritisiert, dass die technischen Anwendungen aus ihrer Sicht noch nicht einwandfrei funktionieren. „Die Praxen haben deutlich mehr Aufwand und noch dazu immer wieder auch Ärger mit den Patientinnen und Patienten“, sagt Alexander Kowalski, stellvertretender Pressesprecher der KV Hessen. „Wir brauchen also dringend ausgereifte Systeme und keine Schnellschüsse, die nach hinten losgehen. Erst dann können Anwendungen wie die ePA auch Vorteile bieten.“

Die ersten Anwendungen mit der ePA dauern oftmals länger als notwendig, sagt Alexander Kowalski. „Es kommt zu Wartezeiten, die es vorher nicht gab. Noch dazu haben viele Patientinnen und Patienten Fragen zur ePA.“ Ärztinnen und Ärzten und dem Praxispersonal fehle es aber oft an Zeit, um sich angemessen darum zu kümmern.

Aus der Sicht des Allgemeinmediziners Dirk Bender hat die ePA bisher keinen erkennbaren Mehrwert. Die Anwendung komme „viel zu spät und viel zu langsam“. Die Pläne des Gesundheitsministeriums seien etwas praxisfern und richteten sich nicht genug nach den Bedürfnissen der Ärzte und Patienten. Außerdem hätten nicht alle gesetzlich Versicherten bislang entsprechende Gesundheitskarten, die als Chipkarte für die elektronische Speicherung der Daten ausgeführt ist.

Dass Patienten ihre Gesundheitsdaten künftig auf dem Handy haben werden, daran hat Dr. Dirk Bender keinen Zweifel. Doch die Daten auf der Gesundheitskarte zu speichern ergibt seiner Ansicht nach kaum einen Sinn. „Wir Ärzte haben die Daten wie beispielsweise Blutwerte ohnehin schon elektronisch auf dem Rechner gespeichert.“

Zudem habe man bereits effiziente Kommunikationsstrukturen geschaffen, die einen schnellen, auch digitalen Austausch von Daten zwischen Hausarzt und Facharzt ermöglichen. Dr. Bender hat bereits gute Erfahrungen gemacht mit der elektronischen Übermittlung von Facharztbriefen an ihn als Hausarzt. 

Befunde und andere Daten digital bündeln

In der ePA können Patientendaten wie Befunde digital gespeichert werden. Sie soll den Zugriff darauf für Ärzte, Apotheken und Krankenhäuser erleichtern. Wichtige Informationen für Diagnosen und Therapien sollen somit schneller verfügbar sein. Der Patient entscheidet aber darüber, wer auf seine Daten zugreifen darf.

Über eine App der Krankenkassen können Versicherte ihre Daten einsehen. Bislang ist die Nutzung freiwillig. Doch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schlägt eine so genannte Opt-Out-Lösung vor, bei der alle Patienten eine ePA erhalten, sofern sie nicht widersprechen. Dies soll ab Ende des nächsten Jahres gelten.

Auch interessant

Kommentare