"Fridays For Future": Schüler gehen jetzt auch in Korbach auf die Straße

Waldeck-Frankenberg – „Wir zusammen für eine bessere Zukunft“ lautet das Motto der Demo, die der Kreisschülerrat für Freitag, 5. April, in Korbach organisiert.
Damit reihen sich die Schüler ein in die „Fridays For Future“-Demonstrationen, die seit Monaten weltweit stattfinden.
Als Interessenvertretung habe der Kreisschülerrat eigentlich nicht viel mit Klimapolitik zu tun, sagt Hannah Kriebel, Vorsitzende des Kreisschülerrats. „Wir finden aber „Fridays For Future“ gut und für viele Schüler ist das ein wichtiges Anliegen. Deshalb wollen wir eine Plattform bieten, damit Schüler ihre Meinung sagen können.“ Das Thema gehe jeden etwas an und das motiviere.
"Wir wollen gehört und gesehen werden"
Der Kreisschülerrat sei neutral, „auch wenn natürlich jeder von uns eine persönliche Meinung hat. Uns interessiert aber, was die Schüler zu sagen haben, ihre Meinung zählt“, sagt die Korbacherin. Dass viele Schulleiter, aber auch viele Politiker das Engagement loben, stets aber auf die Schulpflicht hinweisen, kann Kriebel nicht nachvollziehen. „Man hört immer ein ,Aber‘: Seid nicht zu laut, macht es nicht in der Schulzeit. Doch, genau das machen wir. Wir demonstrieren so, dass wir stören. Wir wollen gehört und gesehen werden und außerhalb der Schule hört uns niemand zu.“
Den Unterricht schwänzen mache niemand gern, das bedeute auch Stress, „das macht das Leben der Schüler nicht leichter“. Eine solche Demo habe aber etwas mit „politischer Emanzipation“ zu tun. „Und manchmal muss man die Regeln brechen, damit sich etwas ändert.“

Um viel Aufmerksamkeit zu erregen, ziehen die Demonstranten am 5. April durch die Stadt. Um 12 Uhr geht es am Hauptbahnhof los, von dort aus geht es über die Arolser Landstraße zur Heerstraße, weiter über die Straße Am Stadtpark Richtung Fußgängerzone bis zum „Loch“. Dort und auch vor dem Start am Hauptbahnhof werden Redner sprechen. Auch Musiker Magnus Ernst ist mit dabei.
Hannah Kriebel hofft, dass nicht nur viele Schüler mitmachen, sondern alle, die sich für Klimaschutz einsetzen wollen. Der Kreisschülerrat rechnet mit gut 250 Teilnehmern. Und wer keine witzige Idee für ein Plakat habe, dem hilft der Kreisschülerrat aus: Auf der Internetseite und der Facebookseite gibt es viele Ideen.
Demo-Teilnahme gilt als unentschuldigtes Fehlen
„Ich habe große Hochachtung für Schüler, die sich für soziale, politische und gesellschaftliche Ziele engagieren“, sagt Robert Gassner, Leiter der Alten Landesschule in Korbach. „Das wird an der ALS immer nachdrücklich unterstützt und gilt auch für die mit den „Fridays for future“ verbundenen Ziele.“
Doch Gassner macht auch deutlich: Komme es durch Demos zu Unterrichtsversäumnissen, würden diese als „unentschuldigte Fehlstunden in den Zeugnissen“ vermerkt. Burkhard Schuldt, Leiter des Schulamts in Fritzlar, betont, dass an der Schulpflicht festzuhalten sei. Entscheiden würden letztlich die Schulleiter vor Ort, wie sie mit dem Thema umgehen. Doch das Unterrichtsversäumnis sei „als Fehlen zu werten“. Dennoch: „Ich habe Vertrauen, dass nicht mit den ganz harten Maßnahmen reagiert wird“, so Schuldt.
"Man kann eigentlich nicht von Schwänzen sprechen"
„Das Demonstrationsrecht steht nicht über der Schulpflicht“, sagt Armin Schwarz, bildungspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion. Engagement dürfe nicht dazu führen, „dass schulische Lernziele vernachlässigt werden“. Das Engagement für den Klimaschutz sei „umso glaubwürdiger, wenn es in der Freizeit geschieht.“
Daniel May, bildungspolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, empfindet das Thema „zweischneidig“. Es gebe die Schulpflicht, die ein hohes Gut sei, das Engagement der Schüler bei den Demos sei aber lobenswert, „man kann eigentlich nicht von Schwänzen sprechen“, so May. Die Schüler setzten sich schließlich für eines der hessischen Staatsziele ein.
Welche Konsequenzen aus einer Teilnahme folgen, müsse man im Einzelfall entscheiden, sagt May. In Korbach finde erstmals eine „Fridays For Future“-Demo statt „und ich bin sicher, dass Schulen das richtig einschätzen können“.