Jugendämter rufen Eltern auf, ihren Handy-Konsum kritisch zu hinterfragen

Waldeck-Frankenberg. Wie viel Handy-Konsum vertragen Kinder? Diese Frage wird eifrig diskutiert. Mitarbeiterinnen der nordhessischen Jugendämter werfen eine andere Frage auf – sie wollen Eltern zum Nachdenken darüber bewegen, wie es denn mit ihrem Handy-Konsum aussieht.
Wenn Eltern ihre Handys intensiv nutzten, könne sich das negativ auf die Entwicklung von Babys und Kleinkindern und auf ihre Beziehung zu den Eltern auswirken, warnen die Koordinatorinnen der „Frühen Hilfen“ in Nordhessen, die sich zu einem Arbeitskreis zusammengeschlossen haben.
Sie haben die Plakat-Kampagne „Sprechen Sie mit Ihrem Kind“ gestartet, um auf die Problematik aufmerksam zu machen – auch die Netzwerk-Koordinationsstelle in Waldeck-Frankenberg beteiligt sich. Wenn Eltern ständig mit dem Handy telefonieren, Nachrichten schreiben oder sich auf das Display konzentrieren, kann das bei ihrem Kind das Gefühl auslösen, weniger wichtig zu sein.
Es könne sich zweitrangig oder gar ungeliebt fühlen, sagt die Psychologin Andrea Noon von der Erziehungsberatungsstelle des Kreises. Mit der gemeinsamen Aktion wollen die nordhessischen Koordinatorinnen auf diesen Aspekt der Handy-Nutzung aufmerksam machen und Eltern dazu anregen, den eigenen Gebrauch ihres Tablets oder Smartphones kritisch unter die Lupe zu nehmen.
Bewusster Umgang mit Medien
Dabei wollten sie keineswegs die modernen Medien pauschal verurteilen, betont Daniela Kramer vom Netzwerk „Frühe Hilfen“ des Kreises Waldeck-Frankenberg, es gehe um einen bewussten Umgang mit ihnen – gerade wenn die eigenen Kinder dabei sind.
„Kinder spüren instinktiv, wenn Eltern sie nicht genügend beachten“, erklärt die Psychologin Andrea Noon von der Erziehungsberatungsstelle des Kreises. Dadurch könne das Kind das Gefühl bekommen, zweitrangig zu sein und womöglich nicht so geliebt zu sein. Dies könne sich negativ auf die Herausbildung des Selbstwertgefühles auswirken. Und das kann lebenslange Konsequenzen haben.
In den nächsten Wochen werden Plakate und Postkarten ausgegeben – zum Beispiel in Kindertagesstätten, in den Praxen von Kinderärzten, in Beratungsstellen oder in Familienzentren. Über sie sollen die Eltern erreicht werden. Finanziert wird die Kampagne über die Bundesinitiative „Frühe Hilfen“ in Zusammenarbeit mit dem hessischen Sozialministerium.
„Frühe Hilfen“
Unter „Frühen Hilfen“ werden Unterstützungsangebote für Schwangere und junge Familien zusammengefasst. Das Jugendamt der Kreisverwaltung hat eine vom Land geförderte Koordinierungsstelle für Netzwerke „Frühe Hilfen“ eingerichtet, Daniela Kramer ist die Ansprechpartnerin.
Weitere Informationen zu der Kampagne gibt es im Fachdienst Jugend des Kreises bei Daniela Kramer, Telefon 06451/743642, oder E-Mail unter daniela.kramer@landkreis-waldeck-frankenberg.de.