Diskussion um Leitplanken in Waldeck-Frankenberg: Landkreis beschränkt sie auf Minimum

Frankenberger Land. Unsere Berichterstattung über Leitplanken, die im Oberen Edertal neu gesetzt oder ausgetauscht wurden, ist auf große Resonanz gestoßen. Jetzt hat sich auch der Landkreis Waldeck-Frankenberg dazu geäußert. Durchaus kritisch.
Wie berichtet, gibt es Kritik daran, dass so viele Leitplanken, offiziell Schutzplanken, gesetzt wurden – auch an Stellen, die aus Sicht der Bürger keine Gefahrenstellen sind. Von "Geldverschwendung" und "Leitplanken-Mafia" war die Rede. Hessen-Mobil hatte erklärt, dass es vor allem darum gehe, zu verhindern, dass Autos bei Unfällen gegen Bäume prallen und die Fahrer dadurch schwerer verletzt werden.
Hintergrund ist eine Anordnung des Bundes, „die Hessen-Mobil eins zu eins umsetzt – ohne Rücksicht auf Verluste“, wie es der Erste Kreisbeigeordnete Karl-Friedrich Frese formuliert. Der Landkreis gehe bei den Kreisstraßen, die in seiner Verantwortung liegen, etwas zurückhaltender vor, dazu gebe es auch einen Beschluss des Kreisausschusses: „Wir schützen natürlich auch da mit Leitplanken, wo es nötig ist – an Brücken und Böschungen –, aber nicht in der Schärfe, wie es in der Richtlinie steht“, sagte Frese im Gespräch mit unserer Zeitung.
Für das Aufstellen von Leitplanken gebe es vier Kategorien, erklärt Frese: „Es gibt natürlich Unterschiede zwischen dem Frankfurter Kreuz und einer Kreisstraße.“ Das Kriterium für Leitplanken von 3000 Fahrzeugen am Tag werde auf den fast 500 Kilometern Kreisstraßen in Waldeck-Frankenberg außer an den Zufahrten nach Bad Wildungen kaum erreicht. Deshalb schaue sich der Landkreis jeweils die Verkehrssituation vor Ort an, sagt Frese und nennt als Beispiel die Kreisstraße zwischen Battenberg und Battenfeld (Tiefenbach) parallel zur Bundesstraße 253: Hessen-Mobil, das sich im Auftrag des Kreises auch um die laufende Unterhaltung der Kreisstraßen kümmert, habe dort nach dem Ausbau im vergangenen Jahr komplett Leitplanken setzen wollen, der Landkreis habe das aber abgelehnt.
„Wir wollen Leitplanken auf ein Minimum beschränken, das ist ja auch ein Kostenfaktor“, sagt Frese. Horst-Sinemus, der Pressesprecher von Hessen-Mobil in Bad Arolsen, hatte berichtet, dass ein Meter Leitplanke inklusive Installation zwischen 25 und 100 Euro koste. Der Landkreis steckt das Geld lieber in die Sanierung der Straßen: Sieben Millionen Euro investiert der Landkreis dieses Jahr in seine Kreisstraßen.
Frese: „Und wenn irgendwo ein Baum steht, dann sprechen wir mit der Naturschutzbehörde, ob man den wegnehmen kann.“ Zudem könne man Leitplanken vermeiden, indem man an potenziellen Gefahrenstellen die Geschwindigkeit beschränkt. „Wir müssen genau gucken, welche Maßnahme erforderlich ist“, sagt Frese.
Frese: Weitere Nachteile
Der Erste Kreisbeigeordnete nennt neben den Kosten noch weitere Nachteile von Leitplanken aus seiner Sicht:
- Wenn beidseitig Leitplanken stehen, wirkten Straßen für den Fahrer enger. „Da haben viele Angst im Begegnungsverkehr“, sagt Frese. Da manche Kreisstraßen nur 4,50 Meter statt der üblichen 5 oder 5,50 Meter breit seien, könnten Schulbusse und Lastwagen an Leitplanken nicht ausweichen. „Das ist zum Beispiel zwischen Frankenau und Altenlotheim so“, sagt Frese.
- die Grünpflege am Straßenrand wird schwieriger und aufwändiger, weil man mit Sense statt mit dem Mäher-Fahrzeug mähen müsse.
- Da Kreisstraßen in der Regel schmaler und kurvenreicher als Bundes- oder Landesstraßen seien, könne der Winterdienst an Leitplanken nicht immer genügend Tempo aufnehmen, um den Schnee wegzuschieben.

Kritik an neuen Leitplanken gibt es auch im Bereich Haina/Gemünden. Der Hainaer Andreas Hesse wundert sich, dass auf der Ende vergangenen Jahres ausgebauten Landesstraße 3077 zwischen Haina und Sehlen „in der Kurve innen Leitplanken“ verbaut wurden. Er fragt, warum in der Innenkurve Leitplanken installiert und die Folgen der Fliehkraft ignoriert würden.
Seine weitere Kritik, die er gegenüber der unserer Zeitung äußert: „Kommt man aus der Gegenrichtung, kann man in der Kurve eine tiefe Böschung hinabstürzen, da dort keine Leitplanke vorhanden ist. Das erschließt sich mir nicht.“
„Wir können diese Kritik nicht nachvollziehen“, sagt dazu das Straßen- und Verkehrsmanagement Hessen-Mobil. Pressesprecher Horst Sinemus erläutert, dass im Zuge des Um- und Ausbaus der L 3077 zwischen Haina und der Einmündung in die L 3073 bei Sehlen neue Schutzplanken einseitig auf einer Länge von rund 300 Metern gesetzt worden seien – entsprechend den Richtlinien für passiven Schutz an Straßen durch Fahrzeug-Rückhaltesysteme.
Er erläutert weiter, Schutzeinrichtungen sollten die Folgen von Unfällen so gering wie möglich halten. Die Leitplanken in dem angesprochenen Abschnitt dienten in der Hauptsache dem Schutz der Insassen vor einem Aufprall an Bäume oder einem Grabendurchlass.
Die Schutzplanken seien wegen der Bäume angebracht worden und die stünden eben im Innenbereich der Kurve. Die Schutzfunktion ziele aber auf beide Fahrtrichtungen. Denn auch von der Gegenfahrbahn könnten Fahrzeuge, etwa bei Glatteis, über die Straße schleudern und gegen die Bäume prallen.
Anders als Andreas Hesse sehe Hessen-Mobil in dem Bereich gegenüber der Leitplanken keine tiefe Böschung, die gemäß der Richtlinien das Setzen von Schutzplanken erforderlich machen würde.
Generell seien, je nach System, gewisse Mindestlängen der Leitplanken erforderlich, so dass die Schutzeinrichtung auch in einen Bereich hineinragen könne, wo keine Bäume mehr stehen.