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Smartphone: Ständiger Begleiter bereits für Schüler

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Waldeck-Frankenberg – Das Smartphone ist für viele Schüler längst ein ständiger Begleiter. „Das Handy ist ein Teil des Ichs geworden“, sagt Robert Gassner, Leiter der Alten Landesschule (ALS) in Korbach. Er hat festgestellt: Eltern sind nicht gut informiert darüber, was ihr Nachwuchs mit dem Smartphone anschaut. Helmut Klein, Leiter der Frankenberger Burgwaldschule, empfindet die ständige Verfügbarkeit der Kinder bedenklich.

Teils würden nicht altersgemäße Inhalte angeschaut, sagt Gassner. Schulen könnten Eltern aber nicht komplett die Aufgabe abnehmen, Kindern den Umgang mit dem Handy beizubringen.

An dem Korbacher Gymnasium ist Handynutzung nur in Pausen und Freistunden gestattet, oder wenn es der Lehrer ausdrücklich erlaubt, so Gassner. „Wir wollen Handys nicht verteufeln. Sie können sinnvolle Hilfsmittel sein.“ Die Schüler müssten aber lernen, es als Hilfsmittel richtig zu nutzen. An der Schule werde es deshalb jetzt wieder das Projekt „Smart ohne Phone“ geben. Dabei gehen Mitglieder der Schülervertretung in fünfte und sechste Klassen, um zu erklären, was Chancen und Risiken des Smartphones sind.

An der Burgwaldschule ist das Handy auf dem Schulgelände tabu. Die Schüler dürften es zwar dabei haben, so Helmut Klein, es müsse aber ausgeschaltet sein. Lehrer könnten nicht kontrollieren, was Schüler mit dem Handy machen, begründet er. Das sei gemeinsam von Lehrern, Eltern und auch Schülern beschlossen worden. Dennoch spüre man, dass es manchen Kindern schwer falle, während des Schultages darauf zu verzichten. Das Problem, dass Schüler auch nachts immer erreichbar sein wollen, sei in den vergangenen Jahren unterschätzt worden.

Ein landkreisweit einmaliges Pilotprojekt zum Thema Digitalisierung beginnt an der Alten Landesschule in Korbach nach den Sommerferien. Eine elfte Klasse wird den kompletten Unterricht ausschließlich mit Tablets bestreiten. Die Schulungen für die Lehrer haben bereits begonnen, sagt Robert Gassner, Leiter des Gymnasiums. 45 Lehrer lassen sich für die Tabletnutzung weiterbilden. Interessierte Schüler können sich freiwillig für die Pilotklasse elf melden. Das Land Hessen trägt die Kosten für die Geräte.

Nach einer Testphase soll ausgelotet werden, ob die Lernerfolge besser geworden sind und ob der Unterricht mit Tablets ausgebaut werden könnte. Dafür müssten die Tablets das Lernen aber verbessern, sagt der Schulleiter. Und es sei noch nicht klar, welches Ergebnis am Ende stehe, so Gassner.

"Naiv, Handy aus Schulalltag auszusondern"

„Die Schüler unserer Generation unterscheidet eine elementare Kleinigkeit von ihren Eltern: für sie ist das Handy nicht neu, sondern normal. Sie wachsen bereits damit auf“, sagt Hannah Kriebel, Vorsitzende des Kreisschülerrats aus Korbach. „Dementsprechend naiv ist es, das Handy aus dem Schulalltag auszusondern.“ Sinnvoller sei es, mit Möglichkeiten und Chancen der Digitalisierung zu arbeiten.

Das Handy sei „in vielen Bereichen eine schnelle und unkomplizierte Unterstützung des Alltags.“ Allerdings: Kriebel weiß um Cybermobbing und digitalen Missbrauch, das dürfe man nicht schönreden, „aber ein Handyverbot ist meiner Meinung nach kein Lösungsweg“. So würden Probleme lediglich auf den Nachmittag verlagert. Dort seien Schüler und Eltern damit dann allein. „Stattdessen sollten solche Fälle, vor allem, wenn sie innerhalb des Klassenverbandes entstanden sind, auch in der Schule besprochen werden können.“

Das könne aber nicht Lehrern noch zusätzlich aufgebürdet werden. „Es sollten pädagogisch geschulte Fachkräfte damit beauftragt werden, mit Ruhe und Zeit Problemfälle zu beheben, aber auch präventiv aufzuklären und den jungen Menschen einen sozialen Umgang mit dem Handy und im Netz zu vermitteln.“

Mobbing werde an der ALS „intensiv aufgegriffen und knallhart Grenzen aufgezeigt“, sagt Schulleiter Robert Gassner. Regeln für WhatsApp-Gruppen von Schülern würden benannt. Und damit sich Jüngere in Pausen nicht nur mit dem Handy beschäftigen, seien zusätzliche Fußballtore, ein Klettergerüst und ein Basketballkorb angeschafft worden.

Für die richtige Mediennutzung brauche es Anleitung und Struktur, sagt Helmut Klein, Leiter der Burgwaldschule in Frankenberg. Denn viele Schüler würden nicht verstehen, was aus einem Eintrag in sozialen Medien entstehen könne – bis der Fall eintritt.

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