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Waldeck-Frankenberg: Suche nach Drohnen-Piloten für Kitz-Rettung

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Von: Marianne Dämmer

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Zur Kitzrettung via Drohne laden (von links) Vorsitzende Kristin Nebel und ihre Stellvertreterin Stefanie Walter ein. Frühes Aufstehen sollte leicht fallen.
Zur Kitzrettung via Drohne laden (von links) Vorsitzende Kristin Nebel und ihre Stellvertreterin Stefanie Walter ein. Frühes Aufstehen sollte leicht fallen. © Marianne Dämmer

Die Kitzretter in Waldeck-Frankenberg sind auf der Suche nach Drohnen-Piloten, die hin und wieder die Suche nach Kitzen aus der Luft unterstützen. Auch, wer noch keinen Drohnen-Schein hat, kann sich melden.

Waldeck-Frankenberg – Die „Kitzretter“ unterstützen inzwischen rund 250 Landwirte in Waldeck-Frankenberg im Vorfeld der Grün-Mahd ehrenamtlich darin, ihre Mähflächen „kitzfrei“ zu bekommen. Das geschieht in erster Linie mit Vergrämungsgeräten, in schwierigem Gelände auch mit Hand-Wärmebildkameras. Nun sind die Kitzretter auf der Suche nach Piloten, die per Drohne die Suche unterstützen. Das soll „punktuell zur Sicherheit“ geschehen, erklären die Vereinsvorsitzende Kristin Nebel und ihre Stellvertreterin Stefanie Walter.

„Wir freuen uns, wenn wir weitere Leute aus dem gesamten Landkreis motivieren können, uns punktuell bei der Kitzrettung via Drohne zu unterstützen“, sagt Kristin Nebel. Gesucht werden Interessierte ab 18 Jahren, die entweder bereits einen Drohnen-Schein besitzen, oder auch keine Erfahrung haben und die nötigen Ausbildungsscheine noch erwerben möchten. „In Absprache können wir die entsprechende Ausbildung finanzieren“, erklärt Kristin Nebel. Haupteinsatzzeit sei von Ende April bis Mitte Juni.

Helferinnen und Helfer aus dem gesamten Landkreis willkommen

Mit Hilfe von Spendengeldern und eines Bundes-Förderprogramms haben die Kitzretter zwei Drohnen angeschafft. Es gebe bisher zwei ehrenamtliche Helfer, die Drohnen fliegen dürfen. „Weil Waldeck-Frankenberg so groß ist, wäre es für alle deutlich leichter, mehr Helferinnen und Drohnen-Piloten aus dem gesamten Landkreis zu haben“, erklärt Stefanie Walter: „Interessenten können sich bei uns melden, wir stellen das Programm an einem Tag unverbindlich für alle vor und besprechen alles weitere.“

Kitzretter rufen zur Rücksichtnahme in der Brut- und Setzzeit auf

Die Gruppe der Kitzretter hat sich 2017 in Waldeck-Frankenberg gegründet und unterstützt seit dem Jahr 2018 Landwirte dabei, ihre Wiesen vor der Mahd frei von Kitzen zu bekommen. Anfangs mussten sie viel Überzeugungsarbeit leisten – durch ihr sachliches Herangehen und ihren Einsatz überzeugen.

Das haben sie geschafft. Inzwischen arbeiten mehr als 60 Kitzretter und viele freiwillige Helfer Hand in Hand mit vielen heimischen Landwirten. Da viele von ihnen inzwischen an dem Angebot der Kitzretter interessiert sind, haben die Ehrenamtlichen die Anzahl der Vergrämungsgeräte auf 650 aufgestockt. Immer wieder kämen neue Landwirte und Jäger hinzu, „aber da geht noch sehr viel mehr. Haina, Burgwald, Diemelstadt sind zum Beispiel noch ein ganz weißes Blatt“, erklärt Stefanie Walter.

In Hessen gilt der Zeitraum vom 1. März bis 30. Juni als Brut-und Setzzeit. „Das bedeutet, dass jetzt ein großer Teil der wild lebenden Tiere ihren Nachwuchs erwarten und unsere Natur wieder zur Kinderstube wird. In der Setzzeit gehören Hunde draußen an die Leine und sollten auf den Wegen bleiben“, erklären die Hundebesitzerinnen Kristin Nebel und Stefanie Walter: „Die Ricken und Kitze, aber auch andere Wildtiere brauchen jetzt unbedingt Ruhe“. (md)

„Vergrämungsgeräte sind die beste und daher erste Wahl, wenn es um die Rettung von Rehkitzen geht“, erklärt Kristin Nebel. Die kleinen batteriebetriebenen Geräte werden in bestimmten Abständen um die Mähfläche aufgestellt. In einer bestimmten Folge geben sie schrille Pfeiftöne und blaue Lichtsignale ab – das Areal stellt damit für Ricken eine unsichere Umgebung dar. Daher legen die Ricken ihre Kitze dort gar nicht erst ab, oder sie räumen die Fläche freiwillig. „Das ist der beste Weg. Dann muss niemand mit dem Kitz in Berührung kommen, was ja immer die Gefahr birgt, dass die Ricke das Kitz hinterher nicht mehr annimmt.“

Doch es gibt Flächen, wo Vergrämer nicht wirken, etwa an viel befahrenen Straßen. „Dort sind die Ricken an verschiedene Töne und Lautstärken bereits gewöhnt. Dort müssen wir Handwärmebildkameras einsetzen oder Drohnen. Handwärmebildkameras werden auch dort eingesetzt, wo Drohnen nicht fliegen dürfen“, so Stefanie Walter. Mit den fünf vereinseigenen Wärmebildkameras beackern sie inzwischen 7000 Hektar im gesamten Landkreis – bei einer Gesamtgrasfläche von rund 30 000 Hektar im Landkreis.

Enge Zusammenarbeit mit Landwirten zum Kitz-Schutz

Die Vergrämer werden an insgesamt zwölf Stationen im gesamten Landkreis ausgegeben. „Es gibt eine Zusammenarbeit mit den Bauernverbänden in Waldeck und Frankenberg, außerdem haben sich Landwirte in den Kommunen zusammengetan, stimmen sich untereinander ab. Das ist für alle effizienter“, erklärt Kristin Nebel. Mitunter funktioniere die Vergrämung nicht. Das liege meist daran, dass zu viele Vergrämer gleichzeitig aufgestellt würden und der Ricke durch zu eng getaktete Signale nicht genug Zeit gelassen werde, ihr Kitz aus dem Gefahrenbereich zu holen.

2022 haben die Kitzretter 6500 Hektar „vergrämt“, etwas weniger als im Jahr zuvor – „und das ist in gutes Zeichen, denn viele Landwirte haben sich inzwischen selbst Vergrämer angeschafft, nachdem sie die Geräte durch uns getestet haben, um unabhängiger zu sein. Das freut uns sehr – unser größter Wunsch ist, überflüssig zu werden. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg“. Inzwischen haben die Kitzretter aus Waldeck-Frankenberg in anderen Landkreis bereits zehn anderen Vereinen geholfen, sich aufzustellen. Ihr Ziel: Flächendeckend zugunsten der Kitzrettung zu arbeiten.

Infos: Wer sich für eine Unterstützung bei der Kitzrettung per Drohne interessiert, kann sich gern an Kristin Nebel wenden, Telefon 0152 58 48 27 37. Weitere Infos im Netz: die-kitzretter.de. (Von Marianne Dämmer)

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