Yahoo durchforstete E-Mails von Nutzern für US-Geheimdienst
Washington - Wenn es stimmt, was Insider herausgefunden haben wollen, wäre es eine erste Bestätigung der von Edward Snowden vorgebrachten Anschuldigen gegenüber den US-Geheimdiensten.
Der Internet-Konzern Yahoo hat nach Medieninformationen seit April vergangenen Jahres heimlich die E-Mails Hunderter Millionen Nutzer auf Anfrage einer US-Behörde durchforstet. Aus Protest dagegen, dass Yahoo der Anordnung ohne Weiteres nachgekommen sei, sei der damalige oberste Sicherheitsbeauftragte des Unternehmens, Alex Ramos, zurückgetreten, berichtete die Zeitung "Washington Post".
Es sei unklar, wonach genau gesucht worden sei - und ob dabei Informationen an die Regierung gegangen seien, schrieb die «Washington Post» in der Nacht unter Berufung auf einen früheren Mitarbeiter. Es sei unbekannt geblieben, von welcher Behörde aus dem Geheimdienst-Apparat die Aufforderung gekommen sei. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Reuters darüber berichtet.
NSA-Enthüller Edward Snowden hatte im Juni 2013 berichtet, der US-Abhördienst habe einen weitreichenden Zugriff auf Informationen bei Internet-Unternehmen. Die Konzerne betonten daraufhin wiederholt, es gebe keinen Generalzugang, und sie rückten Daten nur auf richterliche Anordnung heraus.
Das sagt Yahoo
Yahoo bezeichnete die Berichte als "irreführend". Das Unternehmen halte sich an Gesetze der USA und lege jede Anfrage der Behörden nach Nutzerdaten "eng" aus, um die Weitergabe solcher Informationen zu minimieren, erklärte Yahoo am Mittwoch. Das in den Berichten beschriebene Programm zum Scannen von Mails "existiert in unseren Systemen nicht". Yahoo vermied es damit aber, die Berichte als völlig falsch zu dementieren.
Auch nach den jüngsten Berichten versicherten unter anderem Google, Microsoft und Apple, sie hätten solche Geheimdienst-Forderungen nicht hingenommen. «Wir haben nie eine solche Anfrage erhalten - und wenn das passiert wäre, hätten wir einfach geantwortet: "Auf keinen Fall"», sagte ein Google-Sprecher. Auch Apple erklärte der «Washington Post», man habe nie Anfragen dieser Art erhalten. «Wenn wir eine bekämen, würden wir uns vor Gericht dagegen wehren.» Von Microsoft hieß es, der Konzern habe nie heimlich den E-Mail-Verkehr gescannt.
dpa/afp