Wenn Angehörige zur Coronavirus-Risikogruppe zählen - so verhalten Sie sich richtig

Wie geht man mit Risikogruppen im engsten Familienumfeld um? Die Coronavirus-Pandemie und die damit verbundenen Vorsichtsmaßnahmen werfen immer neue Fragen auf.
- Ihr Freund oder Ihre Freundin ist chronisch krank und zählt somit zur Covid-19-Risikogruppe, bei welcher Infektionen einen gefährlichen Verlauf nehmen können?
- Oder aber Sie leben mit Ihren Eltern zusammen, die bereits im Rentenalter sind?
- Vor allem in diesen Fällen ist die Sorge groß, dass man selbst der Überträger der neuartigen Coronaviren und somit der Lungenkrankheit Covid-19 werden könnte.
Wie verhält man sich, wenn man mit Menschen in einem Haushalt lebt, die zur Risikogruppe zählen? Der Maßnahmenkatalog der Bundesregierung und das Robert Koch-Institut (RKI) als Bundesoberbehörde für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten geben Empfehlungen, die das Ansteckungsrisiko minimieren sollen.
Wichtigste Regel: Abstand halten - doch wie soll das gehen, wenn man in einem Haushalt lebt?
"Darf ich im gleichen Bett schlafen?" oder "Was muss ich beim Kochen beachten": Solche oder ähnliche Fragen stellen sich Menschen, die mit gefährdeten Menschen* zusammenleben. Dazu zählen nicht nur ältere Menschen, sondern auch Menschen mit Autoimmunerkrankungen oder Raucher.
Die offiziellen Regeln, die am Sonntag, den 22.03.2020 von Bundeskanzlerin Angela Merkel bekanntgegeben wurden und bis 20. April gelten sollen, sehen strenge Ausgangsbeschränkungen und das Meiden sozialer Kontakte vor. Oberstes Ziel sei es der Bundesregierung zufolge, die Ausbreitung des Coronavirus zu gut wie möglich zu verlangsamen. "Die wichtigste Regel lautet: HALTEN SIE ABSTAND!", heißt es im Infozettel des Bundesministeriums für Gesundheit zu den einheitlichen Kontaktregeln in Deutschland. Mindestens 1,5 Meter soll zu anderen Personen Abstand gehalten werden und Treffen außerhalb des Wohnraums sind nur mit höchstens einer anderen Person gleichzeitig möglich - mit einer Ausnahme: Familie und Wohngemeinschaften sind von dieser Regel ausgenommen. Bei kranken und alten Familienangehörigen sollten Sie allerdings besondere Sicherheitsmaßnahmen treffen.
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Zusammenleben mit Menschen, die zur Coronavirus-Risikogruppe zählen: Das sollten Sie beachten
Soziale Kontakte sollten weitgehend eingestellt werden – wenn notwendig sogar bis hinein ins familiäre Umfeld*, sagte Merkel in einer ihrer letzten wöchentlichen Video-Botschaften. Das Bundesministerium für Gesundheit rät außerdem: "Von Besuchen bei älteren Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen wird derzeit abgeraten. Alten- und Pflegeheime verfolgen zum Schutz ihrer Bewohner eine oft sehr strenge Besuchsregel. Aus eigener Rücksichtnahme sollte der Kontakt mit der älteren Generation auf Telefonate beschränkt sein. Auch die Kinderbetreuung sollten nicht die Großeltern übernehmen".
Risikogruppen aus dem Weg gehen: Das geht dann, wenn man getrennt wohnt. Ist diese Möglichkeit nicht gegeben, sollte man die allgemein gültigen Schutzmaßnahmen in Bezug auf die Coronavirus-Pandemie noch gewissenhafter beachten.
Wenn Sie mit einem oder mehreren Menschen zusammenleben, die zur Risikogruppe zählen, sollten Sie folgende Vorsichtsmaßnahmen befolgen:
- Achten Sie auf eine regelmäßige und gründliche Händehygiene*.
- Lüften Sie Ihre Wohnräume regelmäßig ordentlich durch.
- Meiden Sie Körperkontakt.
- Bleiben Sie wenn möglich zu Hause und verlassen Sie das Haus und die Wohnung nur, um notwendige Einkäufe zu erledigen, den Arzt aufzusuchen oder die Arbeitsstätte. Falls Home Office möglich ist, nehmen Sie diese Option wahr. Es gilt, die Situationen, in welchen das Virus übertragen werden könnte, auf ein Minimum zu reduzieren und so Ihre Angehörigen zu schützen.
- Vor allem wenn Sie positiv auf Covid-19 getestet* wurden, sollten Sie Abstand halten zu gefährdeten Personen. Das sollte im Optimalfall mit einem vorübergehenden Auszug aus der gemeinsamen Wohnung verbunden sein.
- Ist dies nicht möglich, sollten Sie zur Mundschutzmaske* greifen, wenn Sie mit Ihren Angehörigen beisammen sind.
- Sensibilisieren Sie auch Ihre Angehörigen, die zur Risikogruppe zählen: Auch diese sollten die Hygiene- und Abstandsregeln beherzigen.
- Krebskranke Menschen sollten dem Krebsinformationsdienst zufolge "die empfohlenen Hygiene- und Verhaltensempfehlungen hinsichtlich des Coronavirus Sars-CoV-2 beachten. Dazu gehören unter anderem eine gute Händehygiene sowie der Abstand zu Erkrankten. Experten empfehlen darüber hinaus, Menschenansammlungen zu vermeiden, die sozialen Kontakte einzuschränken und Reisen zu reduzieren. Auch eine häusliche Isolation kommt – insbesondere für Risikogruppen – zum Schutz infrage". Bei einer akuten Krebserkrankung rät die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO) Patienten, eine geplante Krebstherapie nicht grundlegend zu verschieben. Der Nutzen der Behandlung überwiege in den meisten Fällen das Risiko einer möglichen Infektion mit dem Coronavirus. Patienten mit einer gut beherrschten Krebserkrankung könnten allerdings zusammen mit ihren Ärzten besprechen, ob sich eine Therapie verschieben lässt, so die Empfehlung des Deutschen Krebsforschungszentrums.
- Das Robert Koch-Institut empfiehlt in seinen Maßnahmen zur Kontaktreduzierung: "Umgang mit Erkrankten im Haushalt festlegen (Schlafen und Aufenthalt in getrennten Zimmern; Mahlzeiten getrennt einnehmen; räumliche Trennung von Geschwisterkindern)" und "enge Begrüßungsrituale vermeiden (Küsschen, Händeschütteln)"
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Wegen Coronavirus körperliche Nähe vermeiden - Virologe mit eindringlicher Warnung
Auch Virologe Alexander Kekulé plädiert dafür, dass Umarmungen und Wangenküsse nur dem (gesunden) Partner oder den eigenen Kindern gegeben werden sollten, "weil sich in einem Haushalt lebende Familienmitglieder sowieso früher oder später gegenseitig anstecken". Körperliche Nähe sollte allerdings auch innerhalb der engsten Familie tabu sein, wenn jemand chronisch krank ist oder wegen hohen Alters zur Risikogruppe zählt.
Krankschreibung möglich, wenn Home Office keine Option ist?
Um das Ansteckungsrisiko für diejenigen vorbelasteten Menschen zu senken, die mit Ihnen in einem Haushalt leben, ist es ratsam, den Kontakt zu anderen soweit wie möglich einzuschränken. So minimieren Sie das Risiko, sich selbst und somit Ihre Angehörigen mit Covid-19 anzustecken. Viele Unternehmen gewähren ihren Mitarbeitern aktuell die Möglichkeit, von Zuhause aus zu arbeiten. Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber* ab, welche Optionen - etwa Home Office oder unbezahlten Urlaub - Sie haben. Auch Ihr behandelnder Arzt, der Arzt Ihres Angehörigen, Ihre Krankenkasse und Pflegeversicherung können Sie im Rahmen einer telefonischen Beratung über Ihre Möglichkeiten aufklären.
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jg
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