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Deutsche haben wieder Lust auf Urlaub: Das sind die beliebtesten Reiseziele für 2023

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Viele Menschen sind urlaubsreif und wollen verreisen – Inflation hin oder her. Der Sommer 2023 verspricht gut zu werden für die Branche. Mit höheren Preisen ist dennoch zu rechnen.

Berlin/Fulda - Ein Klassiker steht auch diesen Sommer hoch im Kurs: das Mittelmeer. Beim größten deutschen Veranstalter Tui sind die türkische Riviera, Mallorca und die griechischen Inseln die Top 3. „Die Reisenden aus Deutschland sind ihren Favoriten treu“, so ein Sprecher.

Urlaub 2023: Das sind die beliebtesten Reiseziele der Deutschen

Auch beim Flugreiseanbieter Alltours zählen diese Destinationen zu den beliebtesten Sommerreisezielen, außerdem sind hier noch die Kanaren und Ägypten dabei. Das gleiche Bild zeichnet die Anex Gruppe mit den Marken Öger Tours, Neckermann Reisen, Anex Tour und Bucher Reisen: Für alle Länder am Mittelmeer sei man bei den Vorausbuchungen für den Sommer 2023 im Vergleich zum Vorjahr deutlich – mit 115 Prozent – im Plus.

Beim Konzern DER Touristik mit den Marken Dertour, ITS und Meiers Weltreisen seien auf der Kurz- und Mittelstrecke vor allem Spanien, die Türkei, Griechenland, Deutschland und Italien nachgefragt. Auf der Fernstrecke sind es Nordamerika, Ziele am Indischen Ozean und in der Karibik sowie Thailand und die Vereinigten Arabischen Emirate. Mit Blick auf Deutschland schwanken die Angaben der Veranstalter indes zwischen starker und weniger großer Nachfrage. Das ist aber wenig überraschend.

Der Grund: Nach der Corona-Pandemie, als Urlaub hierzulande aufgrund vieler Reisebeschränkungen geboomt hatte, haben sich die Verhältnisse der Vor-Corona-Zeit wieder eingestellt, das zeigt eine aktuelle Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR). Deutschland war demnach 2022 mit einem Anteil von 27 Prozent das Reiseziel Nummer eins der Bundesbürger. 73 Prozent der Reisen gingen ins Ausland. Das könnte dieses Jahr im Verhältnis ähnlich aussehen.

Auch im Kreis Fulda ist die „Nachfrage ungebrochen“, wie Frank Happ vom Reisebüro Happ gegenüber der Fuldaer Zeitung berichtet. Von den Zielgebieten her seien die Kanaren, Balearen, Griechenland, Kroatien und Türkei gefragt - so wie bereits vor Corona. „Was auffällig ist: Wir haben jetzt auch viele Anfragen für Fernreisen in die USA, die Dominikanische Republik, Thailand, Malediven und Mauritius und auch die Emirate. Hier sehen wir schon einen Nachholbedarf, weil ja drei Jahre in dem Bereich fast gar nichts ging“, ergänzt Happ.

Inflation und Personalmangel: Wird das Reisen in diesem Sommer teurer?

Durch die höheren Energiekosten und Flugpreise seien Reisen insgesamt teurer geworden. „Reisen ist ein Luxusgut. Aber nach unserer Erfahrung aus den vergangenen Monaten kann man sagen, dass beim Reisen nicht gespart wird.“ Schon jetzt sei in den Oster- und Sommerferien Vieles ausgebucht. „Gerade Kreuzfahrten sind sehr gefragt, die Schiffe sind voll. Mittlerweile gibt es für die Sonnenziele im westlichen und östlichen Mittelmeer kaum noch Familienkabinen zu halbwegs vernünftigen Preisen“, verrät Happ.

Ähnliches berichtet Joachim Teiser von der Reisewelt Neuhof: „Wir hatten am Wochenende unsere Messe, die alle Erwartungen übertroffen hat. Das hat gezeigt, wie groß das Interesse am Reisen ist.“ Der Trend gehe ganz klar zur Pauschalreise – auch bei den Jüngeren. Da habe die Pandemie viel verändert: Den Menschen sei die Sicherheit, die eine solche Reise aus einer Hand biete, wichtig.

Wegen hoher Corona-Zahlen gilt in einigen Urlaubsländern derzeit die 3G-Regel. (Symbolbild)
Viele Menschen sind urlaubsreif und wollen verreisen – Inflation hin oder her. (Symbolbild) © Clara Margais/dpa

„Bei uns sind neben Kreuzfahrten vor allem Aktivreisen nachgefragt, alles was mit Wandern und Trekking zu tun hat“, berichtet Teiser. Beliebte Ziele seien Griechenland, Zypern, Kroatien, aber auch Ostafrika mit dem Kilimandscharo. „Allein in diesem Jahr hatten wir schon acht Gruppen dort“, verrät Teiser. Dass Reisen teurer geworden ist, sei bekannt, hier sei man momentan durchaus bereit, Zugeständnisse zu machen. „Ich denke aber auch, dass sich die Märkte wieder einpendeln und die Reisepreise nicht auf Dauer auf diesem hohen Niveau bleiben“, räumt er ein.

Für diesen Sommer stellt sich dennoch die Frage: Muss man generell mit höheren Preisen rechnen? Pauschal lässt sich das nicht beantworten, für viele Bereiche lautet die Antwort: wahrscheinlich ja. Beispiel Flugpreise: Laut einer Suchanfragen-Analyse der Reisesuchmaschine Kayak sind Flüge für diesen Sommer (konkret: zwischen 1. Juni und 15. September) im Schnitt erheblich teurer geworden – in Europa von 244 Euro (2022) auf 298 Euro (2023), ein Plus von mehr als 20 Prozent.

Auf der Fernstrecke war die Steigerung von vergangenem zu diesem Sommer ungefähr genauso hoch. Von durchschnittlich 738 auf 893 Euro kletterten die Preise. Erst kürzlich hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr für das laufende Jahr steigende Ticketpreise angekündigt.

Angebot zu klein: Experten raten von Last-Minute-Reisen ab

Auch Ferienhäuser und -wohnungen werden laut einer Umfrage des Deutschen Ferienhausverbandes und des Deutschen Tourismusverbandes teurer. Im Schnitt kostet deren Miete knapp sechs Prozent mehr als 2022. Rund drei von fünf befragten privaten und gewerblichen Vermietern haben die Preise demnach für dieses Jahr erhöht. Und mit Blick auf Pauschalreisen für die Sommerferien 2023 hatte das Ratgeber-Reisebuchungs- und Bewertungsportal Holidaycheck im Dezember auf Basis einer eigenen Preisanalyse schon geschrieben, dass sie „teilweise drastisch teurer“ werden.

Also stattdessen lieber Last-Minute-Reisen buchen? Keine gute Idee. Tatsächlich sieht es mit Buchungen in letzter Minute eher schlecht aus. Von Alltours heißt es dazu zum Beispiel: Wegen der gestiegenen Nachfrage in der Sommersaison 2023 sei nicht auf viele Last-Minute-Schnäppchen zu hoffen.

„Frühbucher sind heute im Vorteil“, so der Tui-Sprecher. Es gebe ausgehend von den Airlines einen Paradigmenwechsel in der gesamten Branche, führt er aus: „Bei den Billigfliegern ist frühes Buchen schon lange günstiger als spätes Buchen, die Hotels passen sich dieser Geschäftslogik an. So können sie ihre Kapazitäten zuverlässiger auslasten.“ Die gute Nachricht: Tatsächlich sind noch immer Rabatte für Sommerbuchungen drin, bei vielen Veranstaltern gibt es dafür bis Ende März Frühbucher-Nachlässe.

ITB in Berlin

In Berlin fand zuletzt wieder die Internationale Tourismus-Börse (ITB) statt. Die Messe stand in diesem Jahr ganz im Zeichen des Tourismusaufschwungs nach der Corona-Krise. „Die Talsohle aus dem Jahr 2021 ist endgültig durchschritten“, sagte der Präsident des Deutschen Reiseverbandes DRV, Norbert Fiebig. „Unsere Erwartung ist, auf dem Umsatzniveau des Rekordjahres 2019 (...) abzuschließen.“

Es war das erste Treffen der Reisebranche nach der Pandemie. Im Gegensatz zu den Vor-Corona-Jahren stand die ITB (7. bis 9. März) nun nur noch Fachbesuchern offen. Gastland in diesem Jahr: Georgien.

Wer indes flexibel beim Reiseziel und -zeitraum sowie der Hotel-Klassifizierung ist, hat durchaus Chancen auf Schnäppchen in letzter Minute. Hat man allerdings einen ganz bestimmten Wunschurlaub im Sinn, sollte man nicht darauf spekulieren. Mehrere Veranstalter verzeichnen auch weiter steigende Nachfragen nach All-Inclusive-Angeboten.

So heißt es etwa von der Anex-Gruppe: In der Türkei, in Ägypten und Tunesien, die einen All-Inclusive-Anteil von mehr als 90 Prozent beim Hotel-Portfolio hätten, sei der Trend klar zu sehen. „Weil diese Urlaubsländer besonders hohe Zuwächse aufweisen und insbesondere bei Familien sehr beliebt sind.“ Das ist durchaus einleuchtend, denn es schafft eine gewisse Budgetsicherheit, wenn man weiß: Für Essen und Getränke werden im Urlaub wenig bis keine zusätzlichen Kosten anfallen.

Zuletzt stellt sich die Frage, ob in diesem Jahr wieder mit chaotischen Zuständen an den Flughäfen zu rechnen ist. Allen voran Personalmangel im Luftverkehr hat im vergangenen Reisesommer an den Flughäfen teils für erhebliche Probleme gesorgt und vielen den Start in den Urlaub gründlich verhagelt. Ob es diesen Sommer wieder so kommt oder alles besser abläuft, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen.

Reise-Sommer 2023: Wird es wieder chaotische Zustände an Flughäfen geben?

Vollständig überwunden sind die Personalengpässe in der Branche jedenfalls nicht. Die Lufthansa hat ihren Sommerflugplan gestutzt. Devise: Lieber jetzt schon Planungssicherheit schaffen, als kurzfristig Flüge absagen zu müssen. Der Nordamerikareisen-Spezialist America Unlimited verzeichnet für dieses Jahr einen „rapiden Anstieg“ bei den gebuchten Direktflügen. Die Erklärung dafür liege im Flugchaos 2022: Man wisse aus vielen Kundengesprächen, dass Urlauber aus Angst vor einer Wiederholung Umsteigeflughäfen und Drehkreuze mieden – und dafür auch Mehrkosten in Kauf nähmen.

Während also neben vielen Touristikern offenbar auch Urlauber 2023 mit Wartezeiten und Flugstreichungen rechnen, blickt der Veranstalter Alltours recht optimistisch auf den Flugsommer: „Die Flughäfen haben nach unserer Einschätzung aus der Vergangenheit gelernt und zahlreiche Maßnahmen ergriffen.“ Man sei zuversichtlich, dass sich die Situation an den Flughäfen in diesem Jahr normalisieren wird. (mit dpa-Material)

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