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Auf Zacken!

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Matterhorn-Trekking-Schweiz
Gletscher-Trekking am Matterhorn: Ein Schritt ein Atemzug. © E. Unfried

Für die Schweiz ist das Matterhorn ein Wahrzeichen, für die Bergsteiger eine Legende. Auf Zack muss man sein, um sich dem 4478 Meter hohen Riesen über die Schneefelder zu nähern. Und auf Zacken gehen.

Knirschend graben sich die Zacken der Steigeisen ins Eis. Es ist noch früh am Morgen , ein kalter Wind fegt den feinen Schnee in jedes Knopfloch.

Matterhorn-Trekking-Schweiz
Für Bergsteiger ist das Matterhorn eine Legende. © E. Unfried

Eine halbe Stunde zuvor haben wir noch die laue Sommerluft im 2200 Meter tiefer gelegenen Zermatt genossen, bis uns die höchste Seilbahn Europas aufs Kleine Matterhorn in 3820 Meter Höhe katapultierte. Kein lauschiger Ort. Presslufthämmer knattern. In dem Sommer- Skigebiet entsteht gerade das höchstgelegene Hotel Europas. Nichts wie weg hier, hinaus auf den unberührten Gletscher! Doch Stopp! Bergführer Thomas Dünsser lässt uns keinen Meter über den Rand der gesicherten Piste. Er warnt: „Hier gibt’s Gletscherspalten. Da ist schon mancher drin verschwunden, den wir bis heute nicht gefunden haben.“ Er bindet Achterknoten in sein Seil, hängt die Schlaufen in die Karabinerhaken unserer Klettergurte, die wir schon angelegt haben. Sollte jemand durch den Schnee in eine Spalte sacken, würde der Fall so von den Seilkameraden gestoppt werden. „Deshalb muss das Seil beim Gehen immer gespannt sein“, erklärt Thomas.

Ein Schritt pro Atemzug

Im Gänsemarsch führt der Weg zunächst über ein Gletscherplateau. Nicht die Spur einer Spalte, es ist brettleben. Der Anstieg beginnt sanft, wird aber zunehmend steiler. Verdammt, warum bleibt einem selbst bei mäßigem Tempo fast die Luft weg? Klar, es ist die Höhe. 4000 Meter über dem Meeresspiegel ist die Luft eben schon deutlich dünner als in 2000, der meist üblichen Höhe in den Ostalpen. „Ein Schritt, ein Atemzug“, rät Thomas, der mit bedächtigen Schritten die Seilschaft anführt. „In größeren Höhen schnaufen wir auch fünfmal pro Schritt durch“, ergänzt der Himalaya-erfahrene Berprofi aus Oberstdorf im Allgäu. Seit 20 Jahren arbeitet er in Zermatt. 141-mal ist er schon auf dem Matterhorn gewesen.

Viertausender so weit das Auge reicht!

Der Sattel zwischen der Schwarzfluh und dem Breithorn ist erreicht. Eigentlich war’s unschwierig, trotzdem schnaufen alle wie die Weltmeister. Nun wird es doch ein bisschen kippliger: Der Weg führt über einen rechts und links steil abfallenden Grat. Ein Ausrutscher über die vereisten Flanken wäre ohne Sicherung mit dem Seil der sichere Tod. Der Wind pfeift und wirbelt die von den Steigeisen gelösten Eisstücke der Vorangehenden mit Wucht ins Gesicht. Ein paar hundert heftige Atemzüge weiter mit atemberaubenden Tiefblicken und der Scheitel des Gletscher allen: „Berg Heil.“

Die herrliche Aussicht lässt die kurze Strapaze schnell vergessen: Viertausender so weit das Auge reicht! Von den 60 Alpengipfeln über 4000 Metern befinden sich 33 in unmittelbarer Umgebung. Wilde Zacken zumeist, kein Vergleich mit dem leicht zu besteigenden Breithorn. Über allen thront jener Berg, vom dem die Schweizer behaupten, es sei der schönste der Welt – das Matterhorn. Jener Berg, der es dank der Werbung für eine Schweizer Schokolade zu Weltberühmtheit geschafft hat. Kein Vergleich zum Kleinen Matterhorn 300 Meter tiefer. Der Gipfel würde sich dank der vielen in den Fels gebohrten Löcher allenfalls als Werbeobjekt für Schweizer Käse eignen.

Der Abstieg erfolgt auf dem direkten Weg Richtung Seilbahn. Inzwischen brennt die Sonne auf den Gletscher, die Oberfläche wird weich. Am Rand der Trittspur öffnet sich ein Loch. Ich stochere mit dem Eispickel hinein, finde keinen Grund. „Eine Spalte“, klärt Thomas auf. Neugierig stoße ich mit dem Pickel nach. Es tut sich ein Abgrund auf! Ein gutes Gefühl, dass ich am Seil hänge ...

Eberhard Unfried

REISEINFOS: TREKKING AM MATTERHORN

REISEZIEL Das 4478 Meter hohe Matterhorn steht in den Walliser Alpen zwischen Zermatt und Breuil-Cervinia. Die Ost-, Nord- und Westwand liegen auf schweizerischem, die Südwand auf italienischem Staatsgebiet.

WELCHER REISETYP Für Gipfel-Besteigungen in dieser Höhe ist eine ausgezeichnete Kondition erforderlich. Der Umgang mit Pickel und Steigeisen muss bei den schwierigeren Touren beherrscht werden. Je nach Berg benötigt man entsprechende Fähigkeiten im Klettern.

KLIMA In Zermatt ist es im Sommer warm und trocken. In großen Höhen ist jedoch immer mit einem Wetterumschwung mit Sturm, Nebel und Schneefall zu rechnen. Der Bergsommer kann Mitte September schon zu Ende sein.

ANREISE Mit dem PKW über Bad Ragaz, vorbei am Walen- und am Zürichsee bis Wädenswil, weiter über Meiringen zum Grimselpass. Dann hinunter nach Brig und Visp, von dort aus durch das Mattertal hoch bis Täsch. Dort steht ein riesiges Parkhaus mit Bahn-Anschluss (20-Minuten-Takt) nach Zermatt. Ein Abenteuer für sich ist eine Fahrt mit dem Glacier-Express. Ab Chur arbeitet sich die berühmte Schmalspurbahn teilweise über Zahnradstrecken über die Pässe.

WOHNEN Das berühmteste Hotel von Zermatt ist das Monte Rosa , allerdings mit Zimmerpreisen ab 350 Euro auch eines der teuersten. Aber es geht natürlich auch „normaler“. Zimmerverzeichnis entweder unter www. zermatt.ch oder bei Zermatt-Tourismus, Tel. 0041/27-966 81 00.

BERGTOUREN Hauser Exkursionen in München hat mehrere Touren im Programm wie das „Matterhorn Trekking“ (7 Tage für 850 Euro) sowie verschiedene 4000er-Besteigungen (z. B. Breithorn, Castor und Dom). Nächster Termin für das Matterhorn-Trekking: 6. bis 12. September. Infos unter Tel. 089/235 00 60,
www.hauser-exkursionen.de.

AUSRÜSTUNG Steigeisenfeste Bergschuhe, Funktionsunterwäsche, Fleece-Pullover, wetterfeste Hosen, Anorak mit fest schließender Kapuze, Gletscherbrille, Rucksack in ausreichender Größe, Sonnenschutzmittel mit sehr hohem Lichtschutzfaktor. Klettergurt, Pickel und Steigeisen werden vom Veranstalter gestellt.

WEITERE INFOS bei Wallis Tourismus in Sion , im Internet unter www.wallis.ch oder unter Tel. 0041/27-327 35 70.

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