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AWO-Frankfurt: Ex-Geschäftsführer erhält kein Gehalt mehr und klagt gegen Entlassung

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Von: Claus-Jürgen Göpfert

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Jede Menge Geld gab es in der Vergangenheit für AWO-Funktionäre zu verdienen.
Jede Menge Geld gab es in der Vergangenheit für AWO-Funktionäre zu verdienen. © Michael Schick

Jürgen Richter, ehemaliger Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt in Frankfurt, bekommt seit seiner Kündigung kein Gehalt mehr. Jetzt klagt er gegen seine Entlassung.

Frankfurt – Der ehemalige Kreisgeschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Frankfurt, Jürgen Richter, bekommt seit dem 24. Januar kein Gehalt mehr. Das hat AWO-Sprecher Johannes Frass im Gespräch mit der FR betont. Richter ist einer der sechs ehemaligen führenden AWO-Funktionäre, gegen die von der Staatsanwaltschaft Frankfurt unter anderem wegen des Verdachts des Betrugs und der Untreue ermittelt wird.

Frankfurt: Ex-Geschäftsführer der AWO widerspricht Kündigung

Der frühere langjährige Geschäftsführer war vom Kreisverband fristlos gekündigt worden. Dieser Kündigung habe der ehemalige Spitzenfunktionär allerdings mittlerweile widersprochen, sagt Frass, deshalb komme es jetzt zu einem Prozess vor dem Arbeitsgericht.

Auch der einstige stellvertretende Kreisgeschäftsführer Panagiotis Triantafillidis erhalte kein Gehalt mehr von der AWO. Er hatte ebenfalls die Kündigung erhalten.

Die neue Frankfurter AWO-Führung mit Petra Rossbrey als Vorsitzender des Präsidiums geht nach den Worten von Sprecher Frass noch immer der Frage nach, woher das Geld eigentlich stammte, mit dem sehr hohe Gehälter von Spitzenfunktionären und teure Dienstwagen bezahlt worden waren.

Frankfurt: AWO-Affäre wird zu Wahlkampf-Thema der CDU 

In der Kommunalpolitik wird das Thema Arbeiterwohlfahrt präsent bleiben. Die Frankfurter CDU wird im nächsten Kommunalwahlkampf die Rolle von Oberbürgermeister Peter Feldmann im Skandal um den Frankfurter Verband hervorheben. Das hat deren rechtspolitischer Sprecher im Römer, Christoph Schmitt, im Gespräch mit der FR angekündigt. „Das wird ein wichtiges Thema im Wahlkampf sein“, sagte der Stadtverordnete. Feldmann als einziges politisches Zugpferd der Sozialdemokraten trage „ungeklärte Altlasten“ aus dem Skandal mit sich herum.

Schon dass Feldmann und seine Ehefrau Zübeyde eine fünfstellige Summe an die AWO zurückgezahlt hätten, sei als „moralisches Schuldeingeständnis“ zu werden. Sie brächten damit zum Ausdruck, dass die Bezahlung von Zübeyde Feldmann als Leiterin der AWO-Kita „Dostluk“ („Freundschaft“) unverhältnismäßig gewesen sei.

Rückblick: Im Dezember 2019 hatte sich Feldmann in einem Facebook-Video zu den Vorwürfen in Verbindung mit der AWO-Affäre geäußert.

Frankfurt: CDU stellt nach AWO-Affäre Feldmanns Glaubwürdigkeit in Frage

Der Frankfurter Oberbürgermeister genießt aus Sicht der CDU „keine hohe Glaubwürdigkeit“ mehr. Durch Feldmanns Verhalten ziehe sich ein kritikwürdiger roter Faden, sagte Schmitt. Während des OB-Wahlkampfs 2012 sei er bei der Frankfurter AWO in einem „hohen Posten“ angestellt worden, ohne „viel beschäftigt“ gewesen zu sein. Es sei wahrscheinlich, dass der langjährige Geschäftsführer des AWO-Kreisverbands, Jürgen Richter, dafür eine „Gegenleistung“ verlangt und erwartet habe.

Schmitt erinnerte auch an den Skandal um den von Feldmann eingesetzten „Hauptstadtbeauftragten“ der Stadt Frankfurt in Berlin, den früheren Leiter des OB-Büros, Martin Wimmer. „Der Oberbürgermeister hat einem guten Freund eine gut dotierte Stelle an dessen Sehnsuchtsort verschafft“, urteilte der CDU-Politiker. Keine andere deutsche Stadt habe jemals einen Hauptstadtbeauftragten gebraucht.

Frankfurt: AWO-Bundesverband recherchiert im Ostend

Schließlich bleibe die Beschäftigung von Feldmanns Ehefrau Zübeyde als Leiterin einer AWO-Kita mit Dienstwagen. „Wir werden dieses Thema weiter behandeln“, kündigte Schmitt an, es gebe noch viele offene Fragen. Die CDU versuche auch, im Akteneinsichtsausschuss des Stadtparlaments zur Arbeiterwohlfahrt noch belastendes Material zu finden.

Mittlerweile hat der AWO-Bundesverband den Entwurf eines ersten Zwischenberichts zur Sonderprüfung des Kreisverbands Frankfurt fertiggestellt. Prüfer des Bundesverbands hatten dazu in der Kreisgeschäftsstelle im Frankfurter Ostend recherchiert. Auf Anfrage der FR wollte die Berliner Zentrale allerdings lediglich bestätigen, dass dem früheren Kreisgeschäftsführer Richter „fristlos gekündigt“ wurde. Weitere Nachfragen müsse der Kreisverband beantworten.

Von Claus-Jürgen Göpfert

Ende April 2020 zog die AWO Frankfurt eine erste Bilanz im Betrugsskandal. Die Basis bangt um die Gemeinnützigkeit des Verbandes. Im Hintergrund läuft die Aufarbeitung derweil weiter. Die Verflechtungen zwischen den AWO-Kreisverbänden in Frankfurt und Wiesbaden* werden untersucht. 

*fr.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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