Wichtig für die Entwicklung ist, wie schnell Zertifizierungen nach der neuen europäischen Medizinproduktionsverordnung (MDR) und Biozidverordnung erfolgen, sagt Schumacher. Er rechnet mit langen Wartezeiten, was die Lage erschwere. Die Bearbeitungszeit für ein MDR-Zertifikat dauere bei 82 Prozent der Zertifikate zwischen 13 und 18 Monaten, bei 18 Prozent zwischen 19 und 24 Monaten.
Wegen der aktuellen Rechtsauslegung der Biozidverordnung können neue Produkte fünf bis sieben Jahre lang fast nicht mehr auf den Markt gebracht werden. Das führe zu einer Konzentration auf große Konzerne und schränke die Forschung und Entwicklung ein, was zulasten der Patienten gehe.
Ein weiteres Problem laut Schumacher: Zuständige EU-Behörden bewerten das Risiko einzelner Wirkstoffe höher als die hygienische Sicherheit der Patienten. Dabei werden für die Gesundheitsversorgung relevante Wirkstoffe nicht angemessen bewertet. „Noch absurder wird es, wenn Alkohol (Ethanol) zur Desinfektion und Reinigung verboten wird, aber eine Sondergenehmigung erhält, um getrunken werden zu dürfen“, sagt Schumacher. Dabei sei Ethanol der einzige gut verträgliche Wirkstoff zur Händedesinfektion, der die Herstellung von Produkten gegen Viren ermögliche.
„Die Dr. Schumacher GmbH blickt trotzdem zuversichtlich in die Zukunft, auch wegen der Unterstützung des Regierungspräsidiums Kassel“, sagt Schumacher.
„Wir konnten unsere Mitarbeiter halten, und brauchten keine Stellen abzubauen“, sagt Schumacher. Mit Beginn des Drei-Schicht-Modells seien Zeitarbeiter eingestellt worden, die mit dem Auslaufen ihrer Verträge übernommen wurden.
Zudem wurde Arbeiten im Homeoffice ermöglicht. „Dabei kam es zu einem Rückgang sozialer Kontakte“, sagt Schumacher. „Als Familienunternehmen empfanden wir das als großen Nachteil, waren aber erstaunt, wie gut unsere Mitarbeiter dem begegneten.“
Die Dr. Schumacher GmbH hatte in der Pandemie mit unterbrochenen Lieferketten zu kämpfen. Durch gute Planung sowie langfristige und vertrauensvolle Geschäftsbeziehungen mit Lieferanten habe das Unternehmen Engpässe aber überbrücken beziehungsweise entgegenwirken können. „Für unsere Produktion benötigte Rohstoffe wurden so langfristig gesichert“, sagt der Geschäftsführer. „So kam es nicht zu Unterbrechungen der Produktion und wir hatten deutlich weniger Herausforderungen als andere Teile der Industrie.“ (Fabian Becker)