Ob Geld gestohlen wurde, sei noch unklar. „Der Großteil der Geldkassetten war noch in den Automaten, nur die oberen mit Fünf- und Zehn-Euro-Scheinen waren defekt“, sagt Mardorf. Erst nach dem Aufräumen könne geklärt werden, ob etwas fehlt. „Vermutlich waren es vier Täter: drei in der Bank und einer im Auto.“
Die Unbekannten entfernten sich nach der Tat mit einem dunklen Auto vom Tatort, die Polizei vermutet mit einem Audi Avant. Der Gebäudeteil mit der Filiale wurde bei der Explosion stark beschädigt: Trümmer und Teile des Inventars waren mehrere Meter weit geschleudert worden. Die Bewohner des Hauses, in dem sich auch die Filiale befindet, wurden evakuiert. Verletzt wurde nach derzeitigem Kenntnisstand allerdings niemand.
„Die Polizei war bis etwa 13.30 Uhr vor Ort, dann haben wir mit dem Aufräumen angefangen“, sagt Mardorf. Auch die provisorische Verschließung der Filiale gehöre dazu, um unbefugtes Betreten zu verhindern. „Wann die Filiale wieder geöffnet werden kann, kann ich derzeit noch nicht sagen.“ VR-Bank-Kunden könnten so lange die Filialen in Körle und Besse nutzen. Außerdem könnten sie Geld in lokalen Lebensmittelmärkten wie Edeka und Rewe bekommen und ab der Wiedereröffnung der Sparkassenfiliale in Guxhagen Anfang April auch diese kostenlos nutzen, da es ein entsprechendes Abkommen gebe.
Dass Guxhagen nach der Automatensprengung in der Sparkassenfiliale im Jahr 2021 wieder von einer solchen Tat betroffen ist, hat laut Markus Brettschneider, Sprecher der Polizei Schwalm-Eder, vor allem mit der Nähe zur A 7 zu tun. „Die Täter können darüber schnell fliehen“, sagt er.
Die beim Eintreffen der Beamten noch in dem Gebäude befindlichen Bewohner wurden aufgefordert, zunächst in ihren Wohnungen zu bleiben, bis sie evakuiert wurden. Es musste erste noch abschließend geklärt werden, ob noch nicht explodierter Sprengstoff in dem Gebäude war.
Dazu wurden Sprengstoffspezialisten des Landeskriminalamts aus Wiesbaden angefordert. „Es handelte sich um Festsprengstoff“, sagt Kai Mardorf, Vorstand der VR Partnerbank. Gegen Gassprengungen seien die Automaten gesichert gewesen.
Die Explosion soll nach Angaben der Polizei große Wucht gehabt haben. Die Unbekannten richteten dabei enormen Schaden an. Sie nahmen bei der Sprengung keine Rücksicht auf das Leben der in dem Gebäude wohnenden Menschen, heißt es weiter. Sie wohnen in den Etagen über der Filiale. Auf Weisung der Polizei wurde ein Bausachverständiger des Technischen Hilfswerks aus Homberg angefordert. Er soll prüfen, ob die Statik des Gebäudes von der Explosion beschädigt wurde.
Das Innere der Filiale ist ein Bild der Verwüstung: Auf dem Rasen vor dem Gebäude liegen verstreute Geldscheine und Trümmerteile. Fenster wurden aus der Wand gesprengt. Rollos hängen in den oberen Etagen schräg aus den Rollokästen.
Die Polizei hat den Tatort gesichert. Der Bereich um die Bankfiliale wurde von den Beamten weiträumig abgesperrt, auch die Bahnhofstraße wurde komplett gesperrt. Spezialisten vom Polizeipräsidium der Kriminaldirektion Kassel übernahmen die weiteren Ermittlungen und die Spurensicherung, heißt es von den Beamten. Noch in der Nacht wurde die Fahndung nach den Tätern aufgenommen.
Die Freiwillige Feuerwehr Guxhagen nahm im Eingangsbereich Gasmessungen vor, die negativ verliefen. Sie unterstützten die Polizei und leuchtete die Einsatzstelle aus.
Die Guxhagener Sparkassenfiliale, in der am 29. Dezember 2021 ein Automat gesprengt wurde, wird erst am Donnerstag, 6. April, wieder in Betrieb genommen. Christiane Laabs, Sprecherin, der Kreissparkasse Schwalm-Eder, sagt: „Um die Sicherung der Filialen und Automaten künftig besser zu machen, gibt es die Allianz Geldautomaten mit Vertretern von der Polizei und Finanzdienstleistern.“ Das nächste Treffen sei im Frühjahr. Dann werde besprochen, was in den Filialen noch verbessert werden könne.
„Wir beachten die Empfehlungen der Allianz“, sagt Mardorf. „Die Filiale in Guxhagen wurde erst vor zwei Jahren umgebaut und ist damit auf dem aktuellen Stand. Außer der Sicherung gegen Gassprengungen sei die Filiale unter anderem mit einem Alarm und Kameras ausgestattet. Auch die nächtliche Schließung von 23 bis 5 Uhr gehöre dazu. „Dennoch arbeiten wir ständig an Verbesserungen der Sicherheit.“
Ein großes Polizeiaufgebot ist vor Ort und sichert den Tatort. Spezialisten vom Polizeipräsidium der Kriminaldirektion Kassel werden die weiteren Ermittlungen und die Spurensicherung übernehmen. Noch in der Nacht wurde mit einer Ringfahndung nach den Tätern gesucht. Bisher war die Fahndung wohl nicht von Erfolg gekrönt. (Fabian Becker/Helmut Wenderoth)