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Pilot und Fluglehrer sterben bei Absturz an der A66: Lehrer laut Bericht nicht aufmerksam

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Von: Sebastian Richter, Marvin Ziegele, Erik Scharf

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An der A66 nahe Gelnhausen bei Hanau sterben zwei Männer bei einem Flugzeugabsturz. Rund eineinhalb Jahre später sind die Hintergründe geklärt.

Update von Donnerstag, 20. Oktober, 16.18 Uhr: Etwa eineinhalb Jahre nach dem tödlichen Flugzeugabsturz an der A66 bei Gelnhausen sind die Umstände geklärt worden. Die Ermittler der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) kamen zu dem Schluss, dass eine missglückte Notlandeübung die Ursache für den Unfall mit zwei Toten war. In geringer Flughöhe habe das Flugzeug die Mindestfluggeschwindigkeit unterschritten, was zu einem unerwarteten Strömungsabriss geführt habe, heißt es im am Donnerstag (20. Oktober) veröffentlichten Untersuchungsbericht.

Bei dem Unfall waren der 53 Jahre alte Pilot und ein 67 Jahre alter Fluglehrer gestorben. Der Pilot sei „wahrscheinlich nicht ausreichend auf den Ablauf der Notlandeübung vorbereitet“ gewesen, heißt es im Bericht. „Es ist daher äußerst wahrscheinlich, dass er von der Situation zunächst überrascht war, dem rapiden Geschwindigkeitsabbau nicht durch Drücken am Steuerknüppel entgegenwirkte und möglicherweise auch nicht bemerkte, dass sich das Flugzeug in einem unkoordinierten Flugzustand befand“. Zu spät sei auf den plötzlichen Stromabriss reagiert worden.

Die Ermittler gehen davon aus, dass der neben ihm sitzende Fluglehrer nach mehreren gemeinsamen Flügen und dessen Ausbildung auf die Fähigkeiten des Piloten vertraute. „In der Notlandeübung war er daher eventuell abgelenkt beziehungsweise widmete der Übung nicht die erforderliche Aufmerksamkeit“, heißt es im Bericht.

Bei einem Flugzeug bei Gelnhausen sterben zwei Menschen. Die Ursache ist nun geklärt.
244364607.jpg © Michael Seeboth/dpa

Tödlicher Flugzeugabsturz an der A66: Notfallschirm löste nicht aus

Update von Mittwoch, 09.06.2021, 16.25 Uhr: Es gibt neue Details zur Ursache des tödlichen Flugzeugabsturzes an der A66: Die Einsatzkräfte stellten bei Untersuchungen fest, dass eine kleine Sprengladung für einen Notfallschirm nicht zündete. An der Unfallstelle in Gelnhausen bei Hanau herrschte „Explosionsgefahr“, wie ein Sprecher der Polizei auf Anfrage mitteilte. Also musste mit besonderer Vorsicht vorgegangen werden.

Bei dem Notfallschirm handelt es sich um ein Rettungssystem, das mittels einer Sprengung einsatzfähig gemacht werden kann. Die Zündkapsel des Notfallschirms war allerdings noch nicht aktiviert, so ein Sprecher der Polizei. Deshalb sprengte das hessische Landeskriminalamt noch am Unfallort. Dafür wurde die anliegende Bahnstrecke für den Verkehr gesperrt.

An der A66 bei Gelnhausen ist ein Flugzeug abgestürzt. Die Rettungskräfte sind mit einem Großaufgebot vor Ort.
An der A66 bei Gelnhausen ist ein Flugzeug abgestürzt. Die Rettungskräfte sind mit einem Großaufgebot vor Ort. © 5vision.media

Flugzeugabsturz in Gelnhausen bei Hanau: Opfer galten als erfahrene Piloten

Die kontrollierte Sprengung verlief reibungslos. Nach einem lauten Knall rutschte die Zündkapsel an die vorgesehene Position. Warum die Kapsel nicht schon beim Absturz auslöste, ist Teil der andauernden Ermittlungen. Das einmotorige Propeller-Fluggerät vom Typ Ikarus C42 wurde inzwischen geborgen.

Wie die Polizei mittlerweile bestätigte, waren die Piloten kurz zuvor vom nahe der Unfallstelle gelegenen Flugplatz in Gelnhausen bei Hanau gestartet. Beide Opfer galten als erfahrene Piloten. Die Unfallursache ist aber weiterhin ungeklärt. In diesem Zusammenhang bittet die Polizei um Hinweise von Zeugen unter der Rufnummer 06051 827-0.

Tödlicher Flugzeugabsturz nahe der A66: Zwei Männer sterben

Erstmeldung vom Dienstag, 08.06.2021: Gelnhausen – Tragisches Unglück in Gelnhausen bei Hanau: Bei einem Flugzeugabsturz in der Nähe eines Flugplatzes an der A66 sind am Dienstag (08.06.2021) zwei Männer gestorben. Das teilte die Polizei Südosthessen auf Nachfrage mit. Verletzte soll es keine geben. Bei den beiden Todesopfern handelt es sich laut einem Polizeisprecher um einen 53-jährigen Mann aus Wächtersbach und einen 67-jährigen Mann aus dem Bereich Alzenau in Bayern.

Das Flugzeug stürzte in der Nähe der A66 ab und landete in einem Baum. Die A66 war zwischen den Anschlussstellen Gelnhausen-West und Gelnhauser Freigerichter Straße voll gesperrt.

Flugzeug stürzt in Gelnhausen nahe Hanau ab: Zwei Männer sterben

Darüber hinaus wurde nach dem Flugzeugabsturz nahe Gelnhausen auch die Bahnstrecke zwischen Fulda und Hanau kurzfristig gesperrt, wie ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Nachfrage bestätigte. Laut der Polizei befand sich die Absturzstelle des Flugzeugs direkt neben den Bahnschienen, weswegen die Sperrung veranlasst wurde. Die Infrastruktur der Schienen sei in Ordnung, es gebe aber noch polizeiliche Untersuchungen.

Der Unfall soll sich gegen 14.40 am Dienstag (08.06.2021) in Höhe der Autobahnabfahrt Linsengericht/Gelnhausen West ereignet haben. Die Feuerwehr und Rettungskräfte sind mit einem Großaufgebot vor Ort. Auch über die Umstände des Unfalls liegen bisher nur wenige Informationen vor.

A66 bei Hanau: Flugzeug stürzt ab – zwei Tote

Möglicherweise war das Sportflugzeug im Landeanflug zu einem nahe gelegenen Flughafen gewesen. Auch ein technischer Defekt wird von der Polizei nicht ausgeschlossen. Wie ein Sprecher der Polizei mitteilte, hat die Staatsanwaltschaft Hanau die Ermittlungen übernommen. Auch Experten der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung sind vor Ort. (esa/marv)

In Gelnhausen nahe Hanau ist erst im vergangenen Jahr ein Flugzeug* auf einem Acker notgelandet. *op-online.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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