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Anwohner beklagen Schuttlager im Guxhagener Wohngebiet

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Von: Fabian Becker

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Die Arbeiten auf der Lagerfläche sind zu laut, der durch den Bauschutt entstehende Dreck verschmutzt ihre Häuser und ihre Einfahrten werden oft zugeparkt, sodass sie zu spät zu Terminen kommen, beklagen Anwohner. Zu ihnen gehören Marion Krug (links) und Clea Kneipp.
Die Arbeiten auf der Lagerfläche sind zu laut, der durch den Bauschutt entstehende Dreck verschmutzt ihre Häuser und ihre Einfahrten werden oft zugeparkt, sodass sie zu spät zu Terminen kommen, beklagen Anwohner. Zu ihnen gehören Marion Krug (links) und Clea Kneipp. © Fabian Becker

Ein Lager des Unternehmens „Unsere Grüne Glasfaser“ (UGG) ist laut, dreckig – und mitten in einem Guxhagener Wohngebiet. Vielen Anwohnern der Goethestraße ist das inzwischen zu viel.

Guxhagen – „Am Anfang haben wir noch gewartet und versucht, ruhig zu bleiben“, sagt Anwohnerin Clea Kneipp. „Doch das Ausmaß ist zu groß und die Dauer zu lang geworden.“

Kneipp hat erst vor einem Jahr ihr Haus streichen lassen. Durch den Schutt, darunter viel Teer, hat sich der Dreck mittlerweile daran festgesetzt. „Der Fassadenbauer sagt, da hilft nur noch eine Fassadenreinigung“, sagt Kneipp. Eines der Baustellenfahrzeuge, ein Kleinlaster, habe ihre Mauer angefahren und die Abdeckung gelöst. Außerdem komme Kneipp derzeit oft zu spät zu Terminen, weil die Baustellenfahrzeuge die Straße vor ihrem Grundstück zuparkten – trotz stellenweise absolutem Halteverbot.

Hinzu komme eine enorme Lärmbelästigung von 7 Uhr morgens bis etwa 19 Uhr abends. „Ich habe mit meinem Smartphone 90 Dezibel gemessen“, sagt Kneipp. Das entspricht laut Geers Hörakustik in etwa einem vorbeifahrenden Zug und einem Presslufthammer. Besonders laut werde es dann, wenn Schutt herunterfalle.

Das passiere aber nicht nur auf dem Gelände des Lagers, sondern auch gelegentlich auf der Straße. „Wir haben Angst, dass Passanten, besonders die Schüler, die auf diesem Weg zur Grundschule und zur Integrierten Gesamtschule gehen, von dem herabfallenden Schutt getroffen werden.“

Trotz absolutem Halteverbot: Baustellenfahrzeuge stehen oft dort, wo sie eigentlich nicht halten dürfen, und sind so Anwohnern im Weg, berichten diese.
Trotz absolutem Halteverbot: Baustellenfahrzeuge stehen oft dort, wo sie eigentlich nicht halten dürfen, und sind so Anwohnern im Weg, berichten diese. © Fabian Becker

Ähnlich sieht das auch ihre Nachbarin Marion Krug. „Wir fragen uns: Wie konnte so etwas überhaupt genehmigt werden?“, sagt sie. „Die Gemeinde sagt, es wird nach einer Ausweichfläche gesucht, aber wir werden immer nur vertröstet.“

Zudem kontrolliere das Ordnungsamt trotz mehrfachen Bittens der Anwohner nicht, es habe lediglich die Halteverbotsschilder aufgestellt, nachdem dort wochenlang ein funktionsuntüchtiger Bagger gestanden hätten. „Bis vor Kurzem hat auf dem Lager Müll herum gelegen, auch Essensreste und Plastikflaschen, die die Bauarbeiter einfach weggeworfen haben.“ Dieser Müll sei aber mittlerweile weggeräumt worden.

Das sagt die Gemeinde

„Die Gemeinde verfügt über keine Fläche, die wir zur Verfügung stellen können, weder innerhalb noch außerhalb der Gemarkung“, sagt Bürgermeisterin Susanne Schneider. Das Lager gebe es seit April. „Die Baubewegung war ursprünglich moderat, durch den Zuwachs von Bautrupps haben die An- und Abfahrten im Laufe der Zeit zugenommen.“

Die Verwaltung habe sich daher nach den Sommerferien intensiv um eine Ausweichfläche bemüht, um die Situation der Anwohner zu entspannen. „Das Ergebnis ist, dass wir der Baufirma Anfang November eine geeignete Fläche außerhalb der Kommune vermitteln konnten.“ Der Umzug gehe aber nicht von heute auf morgen. „Es ist davon auszugehen, dass die Lagerfläche an der Goethestraße bis spätestens Ende des Jahres geräumt sein wird.“

Auch bei den anderen aufgeworfenen Problemen sei mit den Anwohnern nach Lösungen gesucht worden. Dazu stehe die Gemeinde sowohl mit ihnen als auch mit der Baufirma im Austausch. „So wurde beispielsweise die Einrichtung des Halteverbots im Einvernehmen mit den Anwohnern besprochen und kürzlich eingerichtet, um das Zuparken der Einfahrten zu minimieren“, sagt Schneider. „Das ist ein Entgegenkommen, denn Anliegern ist ein dreimaliges Rangieren zuzumuten, wenn diese aus ihrer Einfahrt ein- beziehungsweise ausparken möchten.“ Die verkehrsrechtlichen Anordnungen würden regelmäßig kontrolliert.

Ihre Mauer soll laut einer Anwohnerin von einem Kleinlaster beschädigt worden sein, der zum Lager gehört.
Ihre Mauer soll laut einer Anwohnerin von einem Kleinlaster beschädigt worden sein, der zum Lager gehört. © Becker, Fabian

„Die geschilderten Schadensersatzansprüche haben wir an die Baufirma weitergeleitet, die diese, nach ihrer Aussage an ihre Bauhaftpflicht weitergegeben hat“, berichtet die Bürgermeisterin. „Auch dabei wird versucht, die Gemeinde in die Verantwortung zu nehmen, obwohl in einem persönlichen Gespräch zwischen Anwohnern und Bauamt mehrfach erläutert wurde, dass die Ursache für entstandene Schäden von der Baufirma ausgeht.“ Zur vollständigen Umgrenzung der Fläche gebe es aus baurechtlicher Sicht keine Vorgaben. Die Verkehrssicherungspflicht liege beim Betreiber.

Das sagt die UGG

„In Guxhagen befindet sich ein temporäres Lager für unterschiedliche Materialien, Baustoffe und Maschinen, die für den Bau der Glasfasernetze in der Region notwendig sind“, sagt UGG-Pressesprecher Jens Lauser. Die Arbeitstage seien witterungsbedingt mit vor Ort zuständigen Bauunternehmen abgestimmt. „Sie befinden sich im Einklang mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen.“

Um kurze Wege und einen schnellen Bau sicherzustellen, könne es im Einzelfall nötig sein, ein Lager vorübergehend in der Nähe eines Wohngebiets zu errichten. Das sei mit der Kommune abgestimmt. „Dabei nehmen wir Rücksicht auf die Anwohner“, sagt Lauser. „Zusätzlich werden wir die Situation vor Ort und die Absicherung des Lagers durch das Bauunternehmen erneut prüfen.“ Anwohner könnten sich bei Problemen jederzeit an die UGG-Hotline unter Tel. 08 00/4 10 14 10 melden.

Das sagt der Vermieter

Das Grundstück, auf dem das Lager ist, hat die UGG von Frank Dittmar gemietet. „Ich habe das Grundstück zur Verfügung gestellt, da der Glasfaserausbau gewünscht ist“, sagt er. „Dass Anwohner gestört werden, tut mir leid.“ Dittmar habe mit der Gemeinde daran gearbeitet, zeitnah einen alternativen Standort zu finden.

Das sagt der Ortsbeirat

Das UGG-Lager sei auch Thema im Ortsbeirat gewesen, berichtet Ortsvorsteher Konrad Rysiewksi. „Das das keine schöne Sache ist, wissen wir“, sagt er. „Wir hatten aber keine andere Möglichkeit und waren froh, dass der Besitzer sein Grundstück vermietet hat.“ Vom Ausmaß des Drecks sei der Ortsbeirat allerdings überrascht. Es sei dennoch wichtig, das Glasfasernetz jetzt auszubauen. (Fabian Becker)

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