Für das geplante Baugebiet in Röhrenfurth fehlten beispielsweise immer noch Interessenten. Mindestens zehn müssten es laut einem Parlamentsbeschluss sein, sonst erschließt die Stadt nicht. Mehr als 200 Kaufwillige habe es vor der Verlosung für die 17 Bauplätze gegeben. Sechs seien gekommen. Einige hätten wohl andere Bauplätze gefunden, es gab aber auch mehrfach den Verweis auf die schwierige Situation am Baumarkt. Die Baukostenfinanzierung entwickele sich negativ für Bauwillige. Die Baukosten seien zudem schwieriger zu kalkulieren. Viele hätten ihr Interesse daher zurückgezogen.
In Guxhagen gibt es derzeit keine Anzeichen dafür, dass Bauplätze zurückgegeben werden. Für das neue Baugebiet beim Gänsegarten gibt es für 25 Bauplätze bisher 15 Interessenten. „Noch keiner von ihnen hat signalisiert, von seinem Bauvorhaben zurücktreten zu wollen“, sagt Bauamtsleiter Steffen Tasler. Kommendes Jahr könnte das Bauen losgehen. „Dabei steigt der Preis pro Quadratmeter wohl nicht so stark, wie befürchtet“, sagt er. Aktuell liegt der Quadratmeterpreis in Guxhagen bei etwa 120 Euro. „Viele Firmen suchen doch noch nach Aufträgen“, so Taslers Erklärung für die Preisentwicklung.
Mit der Rückgabe von Grundstücken hatte hingegen auch Gudensberg zu kämpfen: Im Neubaugebiet Gudensberg Süd sind laut Bürgermeisterin Sina Best zehn Grundstücke zurückgegeben worden – von insgesamt 31. Aber: „Eine neue Ausschreibung fand bereits statt. Es gingen mehr als 60 Bewerbungen ein“, sagt Sina Best. Damit sei die städtische Finanzplanung für 2022 und 2023 wohl nicht gefährdet.
Die Gemeinde Körle hingegen ist ähnlich wie andere Kommunen im Landkreis von den Grundstück-Rückgaben verschont geblieben.
Unternehmen im gesamten Baugewerbe haben mit gestiegenen Preise zu kämpfen, zunehmend müssen die höheren Baukosten auf die Kunden umgelegt werden. Die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude in Deutschland sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im August 2022 um 16,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Auch der Wohnungsbau steckt laut Ifo-Institut in der Krise: Im Juli wurden 11,5 Prozent der Aufträge storniert.
Nach Jahren des Baubooms werden die Zeiten für Bauherren deutlich schwieriger. Steigende Zinsen, die Inflation und gestiegene Preise verteuern das Eigenheim. In der Region zeigt sich jedoch: Nur die Stadt Melsungen hat mit weniger Bauwilligen zu kämpfen. In anderen Kommunen bleiben Grundstücke weiter gefragt.
Die Erschließung des Neubaugebietes in Körle fand laut Bürgermeister Mario Gerhold im Sommer 2021 vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine statt. Im Riesenrain wurden daher die Bauvorhaben schon vor den Preiserhöhungen in die Wege geleitet. Auf den 39 Grundstücken seien bereits 30 neue Gebäude in der Fertigstellung.
„Die Finanzierungen waren schon vor der Zinserhöhung und den steigenden Baukosten in trockenen Tüchern“, sagt Gerhold. Es sei bislang nur eines der Grundstücke zurückgegeben worden, was laut Gerhold auch ohne Krisen, hohe Zinsen und Baukostensteigerungen passieren kann. Glücklicher Umstand für die Gemeinde sei außerdem, dass aktuell keine weiteren Erschließungen am Laufen sind, bei denen es zu Komplikationen kommen könnte.
In anderen Kommunen im Schwalm-Eder-Kreis zeigt sich ein ähnliches Bild: „Bisher haben wir nur ein Grundstück in Niederurff zurückgenommen“, sagt Bad Zwestens Bürgermeister Michael Köhler. Der Grund sei die Trennung der Bauherren gewesen. „Bisher hat uns noch keiner aufgrund gestiegener Baukosten für eine Rückgabe kontaktiert.“ In Homberg gebe es ebenfalls keine Probleme mit Grundstücksrückgaben, sagt Bürgermeister Dr. Nico Ritz. „Wir hatten nur eine Anfrage diesbezüglich.“
Auch in Schwalmstadt sei bislang kein Grundstück zurückgegeben worden. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, sei allerdings eine geringere Nachfrage nach Bauplätzen zu verzeichnen.
In Melsungen heißt es aktuell hingegen: Bauwillige gesucht. Von ehemals mehr als 200 Interessenten am neuen Röhrenfurther Baugebiet In der Hege sind nur sieben geblieben. Einer der Gründe für das Zurücktreten sei die Zinsentwicklung, sagt Melsungens Bauamtsleiterin Nadine Finn. Nach einem Parlamentsbeschluss müssten aber wenigstens zehn der 17 Bauplätze verkauft sein, damit die Stadt erschließt. Die Frist läuft bis Januar 2023.
Das Baugebiet sei ideal für junge Familien, bewirbt Finn das Bauland. „In Röhrenfurth haben wir toll gelegene Grundstücke, eine super Anbindung an Kassel, Guxhagen, Körle und natürlich Melsungen mit der Bahn und der Regiotram. Auch zur Autobahn sei es nicht weit. Es gebe einen Kindergarten und eine Grundschule und die Grundstücke lägen unverbaubar am Waldrand. Ein Breitbandanschluss sei vorgesehen. Ein Quadratmeter koste 185 Euro – das sei aber ein All-inclusive-Paket. Lediglich der Stromanschluss sei nicht enthalten, liege aber einen Meter auf dem Grundstück. sro/ciz/waq/ddd
Kontakt für Kaufinteressenten: Agnes Schneider-Richter per E-Mail an agnes.schneider-richter@melsungen.de und unter Tel. 0 56 61/70 81 67 (Sandra Rose, Christina Zapf, William Abu El-Qumssan, Damai Dewert, Cora Zinn, Fabian Becker)