Kombination von Kunst und Natur: „Bewegter Wind“ in Wolfhagen

Schon seit Monaten läuft die Planung beim Verein Bewegter Wind. Nun ist es bald endlich soweit. 50 Künstler stellen im August bei Nothfelden und Philippinenburg aus
Wolfhagen – Ein Rüsselwesen, ein Windnomade und Terroraugen – die Ausstellung „Bewegter Wind“ soll ein abwechslungsreiches Kunst- und Naturerlebnis werden, das alle Sinne anspricht. Dazu hat eine Fachjury 50 Künstler aus 15 Ländern mit 51 Kunstwerken eingeladen. Diese werden vom 13. bis 27. August an zwei Wolfhager Orte ihre Werke zeigen.
Es handelt sich um einen Höhenzug bei Nothfelden und eine Hügelformation bei Philippinenburg. „Es sind sehr unterschiedliche Landschaftssituationen, die aber so nah beieinander liegen, dass man sie erwandern kann“, erläutert Kuratorin Reta Reinl. „Der trockene Kalkmagerrasen, uralte Hutebuchen und der Doppelhügel mit vielen eindrucksvollen Höhenlinien sorgen für einzigartige Kombinationsmöglichkeiten von Kunst und Natur.“ Die Konzeption erfolge in enger Abstimmung mit Naturschutzbehörden und der Stadt Wolfhagen, um die Natur auch optimal zu schützen und einzubinden.

Schon seit Monaten sei der Verein Bewegter Wind mit der Planung beschäftigt und steht in Kontakt mit Künstlern, sagt Reinl. „Nun hat die Jurysitzung stattgefunden. Das Ergebnis: Unter 110 Einsendungen sind 51 Windkunstwerke ausgewählt worden.“ In diesem Jahr ist die Leitidee der für Zuschauer kostenlosen Ausstellung: „beyond … darüber hinaus“. Reinl: „Das englische Wort ‚beyond’ beschreibt das Hinausgehen über Grenzen und Beschränkungen. Genauso wie der Wind über Landschaftsgrenzen hinwegweht, überwinden auch die Kunstwerke räumliche Grenzen und verändern sich stetig durch die Bewegung des Windes. Für die Betrachtenden ergeben sich so ungewohnte, vielfältige Perspektiven.“
Reinl gibt einen kleinen Vorgeschmack auf die Werke. „Die Bandbreite ist wirklich beeindruckend“, sagt sie. „Wir haben zum Beispiel vom polnischen Künstlertrio Piotr Wesolowski, Alexander Bryk und Karolina Konieczny einen Windharvester aus Bambusfasern, der sich wie ein Elefant mit drei Rüsseln sanft in der Landschaft bewegt.“ Beim Performance-Day am 20. August werde die japanische Künstlerin Tomo Sone in einem Kostüm tanzen, das einer pinken Wolke gleicht – ein Erlebnis, das multimedial nochmals gesteigert werde.
Der Künstler Anuar Portugal aus Mexiko lässt einen halben Stuhlkreis aus der Erde aufsteigen. Auch die deutsche Künstlerin Heidi Etzbach arbeitet mit Sitzgelegenheiten: Zwei lange Reihen von Stühlen winden sich durch die Landschaft und stehen sich in unterschiedlichen Positionen gegenüber. So können die Besucher Platz nehmen und über ihre jeweiligen Sichtweisen ins Gespräch kommen. Auch der Krieg in der Ukraine wird thematisiert: Die Künstlerin Masa Paunovic formt eine 1,5 Meter große Hand aus Erde, die eine fünf Meter große Friedensfahne hält. Während der Ausstellung zerfällt die Hand, aber bleibt der Frieden? Wohin lockt uns der Wind? Dieser Frage können die Besucher mit dem Windnomaden Harald Ganswindt nachgehen: Er bestimmt die Windrichtung mit einem Seifenblasenschwert und folgt dem Wind. Ein Objekt, das schon aus der Ferne betrachtet die Neugier weckt, heißt „Terror Eyes“ und stammt von Leonie Mühlen. Sie platziert riesige Ballons, auf die Augen gemalt sind, in der Landschaft und zeichnet damit die Höhenlinien nach. (Michaela Pflug)
Förderer der Kunst
Kunst braucht Förderung, erklärt Kuratorin Rena Reinl. Deshalb sei auch die Ausstellung nur dank einer starken Unterstützung möglich. Zu den diesjährigen Förderern zähle der Landkreis Kassel, die Stadt Wolfhagen, die Kasseler Sparkasse, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, die Stadtwerke Wolfhagen, die BürgerenergieGenossenschaft Wolfhagen eG sowie die Culturwerkstatt Frankenberg, Agil und das Autohaus Ostmann. Gemeinsam sorgten sie dafür, dass auf Eintrittsgeld verzichtet werden kann und Preisgelder für herausragende Kunstwerke vergeben werden können. Darüber hinaus komme tatkräftige Unterstützung, zum Beispiel von lokalen Helfern, Landwirten und Landeigentümern sowie der Bevölkerung, die etwa Unterkünfte für die Künstler bereitstellt. (mia)