„Lieber drei Viertel am Leben als ganz unter der Erde“: Flugbegleiter nach Bein-Amputation wieder in der Luft
Nach einer Knochenkrebs-Diagnose, Chemotherapie und Bein-Amputation ist Alexander Böhmer nach 1518 Tagen wieder als Flugbegleiter für die Lufthansa aus Frankfurt aktiv.
Frankfurt – Mit Anfang 20 bekommt Alexander Böhmer die lebensverändernde Diagnose: Knochenkrebs. Zu dieser Zeit arbeitet er bei der Lufthansa mit Hauptsitz am Flughafen Frankfurt. „Mit sieben Jahren habe ich wohl schon zu meiner Mutter gesagt: Ich will mal bei der Lufthansa als Flugbegleiter arbeiten“, erzählt er. Dann kamen die Knie-Schmerzen, und die Krankheit wurde festgestellt.
Es folgt die Chemotherapie, dann muss das Bein entfernt und durch eine Prothese ersetzt werden. „Lieber drei Viertel am Leben als ganz unter der Erde“, sagte seine Mutter zu ihm, erinnert sich Böhmer. Während seines Kampfes gegen den Krebs war der Wunsch, es zurück in seinen Job zu schaffen, immer ein Ansporn für ihn. In seiner Zeit im Krankenhaus stellte er sogar das Modell eines Flugzeugs auf seinen Nachttisch. Er wollte gesund werden, „weil ich wusste: Ich will dahin zurück“.

Lufthansa-Flugbegleiter in Frankfurt: „Ich brauchte jemanden, der mir Mut machte“
Im Krankenhaus begann Böhmer Social Media zu nutzen und fand schnell Menschen, die ein ähnliches Schicksal teilen. „Ich brauchte jemanden, der mir Mut machte“, sagt er dazu. Vor der Amputation habe er zuerst nach dem Hashtag #amputiert gesucht. „Ich sah dann eine Mutter, die mit einer Prothese ihr Baby trug. Und ich dachte: Sie hat sicherlich keine Angst zu fallen. Sonst würde sie ihr Baby nicht tragen.“
Er erfuhr zudem viel Zuspruch von seiner Community im Internet. „Wenn du postest, dass du nicht mehr kannst und aufgeben willst – dann posten 100 Leute darunter: Doch, du schaffst das, mach weiter“, sagt Böhmer. Das habe ihn motiviert und während seine Freunde studierten oder umgezogen seien, habe er sich zurück in sein Leben gekämpft. Inzwischen folgen ihm rund 100.000 Menschen auf Instagram, in seinem Profil steht Cancersurvivior (auf Deutsch: Krebsüberlebender).
Frankfurt: 1518 Tage dauerte die Rückkehr ins Lufthansa-Flugzeug
Am Ende hat sich der Kampf für ihn gelohnt – schließlich gilt Alexander Böhmer seit Sommer 2019 als tumorfrei. Doch das war nur der Beginn seines Weges zurück in die Luft. Auch nach der Operation lag noch viel Arbeit vor ihm. Vor allem musste er lernen, mit der Prothese sicher zu laufen. „Ich konnte am Anfang nicht mal frei stehen, geschweige denn einen Schritt machen“, sagt Böhmer.
Wer schonmal in einem Flugzeug gewesen sei, wisse, dass es bereits bei leichten Turbulenzen schwierig werde, zu gehen. Man müsse seinen Beinen vertrauen können. Mit viel Training, Fleiß und einer auf seinen Job abgestimmten Physiotherapie arbeitete er an seinem Ziel, wieder fliegen zu können – bis ihm die Rückkehr ins Flugzeug schließlich gelang.
1518 Tage lagen zwischen dem letzten Flug, den Alexander Böhmer mit zwei Beinen machen konnte – und dem ersten, den er mit einer Prothese antrat. Seit Oktober 2022 fliegt er nun wieder regelmäßig. Im Dezember bekam er zudem die gute Nachricht von seiner Nachfolgeuntersuchung, dass der Krebs ist. Im vergangenen Jahr gab es bei der Lufthansa noch eine weitere Person, die nach ihrem Kampf gegen den Krebs inzwischen wieder fliegen darf. Annas Kampf gegen den Krebs wurde über mehrere Monate vom BR begleitet. (kiba/dpa)
Für 2022 hat das Flugunfallbüro Jacdec die sichersten Fluglinien ermittelt. Deutschlands größte Airline Lufthansa, mit Hauptsitz in Frankfurt, landet nicht in den Top-Ten.