Arbeiterwohlfahrt saniert Dr-Horst-Schmidt-Heim in Melsungen für 3,2 Millionen Euro

Es ist die größte Baustelle im Dr.-Horst-Schmidt-Haus in Melsungen seit der Errichtung vor 45 Jahren. Das Altenheim der Arbeiterwohlfahrt (Awo) wird komplett saniert. Die Kosten: 3,2 Millionen Euro.
Melsungen – Michael Schmidt, Geschäftsführer der Awo-Nordhessen, geht davon aus, dass die Arbeiten im kommenden Herbst fertig sein werden. „Dann wird das Haus wie ein Neubau aufgestellt sein, und die Wohn- und Lebensqualität wird gesteigert.“
Für die Bewohner und die Mitarbeiter ist das mit Baulärm und Umzug verbunden. Die Etagen werden nicht nacheinander umgebaut, sondern die Arbeiten erfolgen strangweise. Denn da auch die Wasserleitungen erneuert werden müssen und diese von oben nach unten verlaufen, werden immer die übereinander liegenden Zimmer zeitgleich modernisiert.
Das bedeutet, dass der jeweilige Bewohner eines vor der Renovierung stehenden Zimmers zwischenzeitlich in ein anderes umziehen muss. Nach Fertigstellung kann er wieder in sein Altes, aber dann saniertes Zimmer zurückziehen. Trotz der beschwerlichen Umstände seien die Bewohner sehr geduldig. „Sie freuen sich schon auf die neuen Zimmer“, sagt Heimleiterin Teresa Dylong.
Am sichtbarsten ist die Modernisierung in den Badezimmern. Dort werden die alten Badewannen gegen bodengleiche Duschen ausgetauscht, die Platz für Rollstuhl oder Duschschemel bieten. Damit erleichtern sie die Körperpflege für Bewohner und Pflegemitarbeiter.

Es werden unterfahrbare Waschbecken eingebaut, die auch Rollstuhlfahrer bequem nutzen können. Es gibt Haltegriffe an den Toiletten und Notruf-Schalter. Die Fliesen in allen Bädern werden überklebt und die Wände gestrichen. Statt weiß-hellblauem Krankenhaus-Charme dominiert dann ein freundlicher Mix aus Rot und Weiß in den Bädern.
Außerdem werden alle Zimmer saniert: Es gibt neue Beleuchtung und neue Farbe an den Wänden. Die Böden werden mit rutschfestem PVC ausgelegt, der aussieht wie graue Holzdielen. „Wenn man die letzten Tage in einem schönen Zimmer wohnt, dann ist das doch was Schönes“, sagt Heimleiterin Teresa Dylong.

Übrigens sollen im Herbst alle Zimmer mit Wlan ausgestattet werden, eine neue Telefonanlage wird dann ebenfalls installiert. „Es kommen immer mehr Bewohner, die Handy und WhatsApp nutzen.“ Es sei eine neue Generation: Die Bewohner und deren Angehörigen würden heutzutage moderne Kommunikationsausstattung erwarten. „Wir bereiten uns damit auch auf die Babyboomer vor, also die Jahrgänge ab 1955“, berichtet Awo-Geschäftsführer Schmidt. Die würden jetzt in Rente gehen, die ersten würden sich bereits im Dr-Horst-Schmidt-Heim anmelden.
Für die Arbeiten wurden drei Firmen aus der Region ausgewählt. Und für die Handwerker gilt, wie für alle Besucher im Horst-Schmidt-Heim, der vorherige Test am Heimeingang. Dadurch sei schon ein Handwerker mit einem positiven Testergebnis rausgefischt worden, teilt Teresa Dylong mit.
Dr-Horst-Schmidt-Heim in Melsungen: Pflegeheim eher wie ein Hotel
Badewannen galten Mitte der 1970er-Jahre als hoher Standard in Pflegeheimen, berichtet Heimleiterin Teresa Dylong. Für manche waren sie gar luxuriös – heute sind sie schlichtweg unpraktisch in der Pflege. Wer damals in ein Altenheim zog, hatte eher keinen besonderen Unterstützungsbedarf: „Es waren rüstige Ältere, die es eher wie ein Hotel nutzten: mit Essen, Zimmerreinigung und Wäschedienst. Manche fuhren sogar noch in den Urlaub“, erinnert sich Teresa Dylong. Heute seien die Einrichtungen immer mehr auf die Pflege konzentriert, insbesondere auch für Menschen mit Demenzerkrankungen. Das sei in den 1970er-Jahren noch nicht als Krankheitsbild identifiziert gewesen.
(Claudia Feser)