Zum Jahreswechsel pflegen viele Menschen Traditionen – Wir stellen unsere vor

Wahrscheinlich zu keinem Fest gibt es derart viele unterschiedliche Traditionen wie an Silvester. Da wird Blei gegossen – aus gesundheitlichen Gründen jetzt Wachs – Punsch oder Bowle getrunken, Berliner gegessen und immer wieder derselbe alte Sketch geschaut.
Melsungen – Wir haben in der Redaktion zusammengetragen, welche Traditionen wir pflegen. Darunter waren auch Überraschungen.
Stefanie Lipfert: Zwölf Weintrauben
In jedem Land wird die Jahreswende anders begangen. Da meine Mama aus Peru kommt, haben wir zu Hause ganz spezielle Traditionen: In Peru werden um Punkt Mitternacht innerhalb einer Minute 12 Weintrauben gegessen. Wer nach der Minute keine Traube mehr übrig lässt, bekommt Glück für das kommende Jahr.
Auch tragen viele Frauen rote Unterwäsche zu Silvester: Die Trägerinnen können sich auf Erfolg, Liebe und Gesundheit freuen. Doch zwei Dinge müssen beachtet werden. Als Glücksbringer sollte die Unterwäsche zum ersten und einzigen Mal an Silvester getragen werden. Wichtig ist: Erst als Geschenk kann sie Glück fürs neue Jahr bringen.
Doris Hofmann: Zitronenschweinchen
Lieben Menschen zum Neujahr etwas Glück und Freude schenken. Das kann man mit einem selbst gebastelten Zitronenschweinchen. Diese habe ich Freunden während des Lockdowns am Silvesterabend vor die Haustür gestellt. Die Bastelanleitung: Nehmen Sie Zahnstocher und kürzen diese um ein Drittel. Anschließend stecken Sie die Zahnstocher als Beine in eine Zitrone. Das ausgebuchtete Ende der Zitrone wird zum Schnäuzchen. Stecken Sie zudem zwei Nelken als Augen in die Zitrone.
Für die Öhrchen schneiden Sie ein Lorbeerblatt in der Mitte durch und ritzen oberhalb der Augen zwei etwa 0,5 Zentimeter große Schnitte in die Zitrone. Dort stecken Sie die Blatthälften hinein, sodass die Spitzen nach außen zeigen.
In den Mund des Schweinchens kann man noch einen kleinen Glücksbringer stecken, zum Beispiel ein 1-Cent-Stück.
Damai D. Dewert: Dinner for One
Als ich Ende der 1970er-Jahre das erste Mal Dinner for One zum Jahreswechsel schaute, kam mir als Pimpf der Sketch schon alt vor (er stammt aus dem Jahr 1963). Herzhaft lachen musste ich dennoch – obwohl ich kein Wort verstand. Die Tradition, den Sketch mit Freddie Frinton und May Warden, am Silvesterabend zu schauen, habe ich von meinen Eltern übernommen.
Bis heute kann ich mich – bis auf ganz wenige Ausnahmen – nicht erinnern, ohne den 90. Geburtstag ins neue Jahr gestartet zu sein. Heute schaue ich ihn mit meinen Kindern. Es ist amüsant zu sehen, wie sie über dieselben Szenen lachen wie ich vor Jahrzehnten.
Aber es muss das Original sein. Mundart-Variationen verfangen bei mir nicht. Natürlich prosten wir uns beim Schauen zu und eröffnen im Anschluss das Essen. The same procedure as every year.
William Abu El-Qumssan: Raclette
Zum Abschluss des Jahres noch einmal richtig Sündigen. Raclette macht das möglich. Denn mit Käse überbacken ist alles besser. Pilze, Fleisch, Garnelen, Kartoffeln, Gemüse – all das ist doch gleich noch um ein Vielfaches köstlicher mit einer ordentlichen Käsehaube. Und das Raclettegerät kann noch viel mehr: In den Pfännchen lassen sich mit Teig, Soße, Belag nach Wahl – und Käse – auch leckere, kleine Pizzen backen. Für die, die es süß mögen, ist natürlich auch ein Pfannkuchenteig mit Äpfeln einen Versuch beim Raclette wert. Da dann aber vielleicht doch lieber ohne Käse.
Fabian Becker: Anstoßen
Zu Silvester gehört das Anstoßen dazu. Egal ob mit oder ohne Alkohol: Hauptsache die Gläser klirren. Dabei ist auch wichtig, sich in die Augen zu schauen, alles andere bringt sechs Jahre Unglück – zumindest, wenn der Anstoßende daran glaubt. Jetzt fehlt nur noch ein Grund, um die Gläser klirren zu lassen.
Zu Silvester bietet sich vieles an: ein erfolgreiches neues Jahr, das vergangene alte – und natürlich sind auch Glück und Gesundheit in der Wünsche-Lotterie. Doch hilft das Anstoßen überhaupt? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber auf jeden Fall ist es ein großer Spaß mit Freunden und darauf kommt es schließlich an.
Barbara Kamisli: Wachsgießen
Alle Jahre wieder versuchen wir, mit Wachsgießen herauszufinden, was das neue Jahr so bringen wird. Auf der Verpackung der Wachsgießsets finden sich zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten, welche Formen was bedeuten. Doch alle Jahre wieder gießen wir alles Mögliche nur keine Schweine, Löwen, Leitern, Kleeblätter oder Hüte.
Die gegossenen Formen sehen meist noch nicht mal mit ganz viel Fantasie und gutem Willen wie das aus, was auf den Packungen beschrieben wird. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als die Formen selbst zu interpretieren und eine entsprechende Bedeutung dafür auszudenken. Und ehrlich gesagt, macht das viel mehr Spaß. (Stefanie Lipfert, Doris Hofmann, Damai D. Dewert, William Abu El-Qumssan, Fabian Becker, Barbara Kamisli)