Kirchengemeinden im Kreisteil Melsungen sparen wegen der Energiekrise bei den Heizkosten

Die Energiekrise trifft nicht nur private Haushalte und Unternehmen, sondern auch die Kirchen. Gottesdienstbesucher müssen sich in diesem Winter also warm anziehen.
Melsungen/Guxhagen – Laut Empfehlungen der evangelischen Landeskirche sollten die Temperaturen in den Kirchen auf 13 bis 15 Grad reduziert werden, teilt Dekan Norbert Mecke mit. „Die Entscheidung, aber eben auch die Finanzverantwortung liegen beim jeweiligen Kirchenvorstand“, sagt Mecke.
Für die kirchlichen Gebäude im Kirchenkreis Schwalm-Eder insgesamt, also Kirchen, Gemeindehäuser, Kindertagesstätten und Einrichtungen, hätten die Gemeinden im vergangenen Jahr insgesamt etwa 560.000 Euro für Heizkosten aufwenden müssen. „Auch wenn sich der Betrag auf 150 Kirchengemeinden aufteilt, wird deutlich, was zum Beispiel eine Verdoppelung der Energiekosten bedeuten würde“, sagt Mecke. Dazu kommen 200.000 Euro Kosten für Strom.
Um Heizkosten zu sparen, sei es denkbar, Gottesdienste zusammenzulegen oder eine Kirche eines Verbundes gar nicht zu heizen. Solche Entscheidungen seien aber nicht neu. „In manchen Gemeinden, zum Beispiel in Guxhagen, gibt es die Tradition, in der kalten Jahreszeit in Winterkirchen, also leichter beheizbare Gemeindehäuser oder Kapellen, umzuziehen“, sagt Mecke.
In manchen Kirchen, wie etwa in der Stadtkirche Spangenberg oder im Kirchspiel Röhrenfurth und Schwarzenberg, liegen bereits Decken aus, ebenso wie in Guxhagen.
Die Idee mit den Decken kam in Guxhagen wegen der seit Jahren defekten Heizung in der Klosterkirche auf, sagt Frithjof Tümmler, Pfarrer des evangelischen Pfarramtes Guxhagen I. „Der Kirchenvorstand wollte einen angenehmeren Gottesdienstbesuch ermöglichen“, sagt er. „Der Gottesdienst an Heiligabend wird jedoch in der Klosterkirche stattfinden“, erklärt Tümmler. „Dann heißt es, sich entsprechend warm anzuziehen und die Decken zu nutzen.“ Wenn alles klappt, könnte es dort bald Wärme von Infrarot-Heizstrahlern geben.
Wer hätte noch vor einem Jahr gedacht, welch nahezu bedrohlichen Beiklang das unscheinbare Wort „Heizperiode“ bekommen könnte?“: So heißt es im Geleitwort von Diakonie und Evangelischer Kirche. Ihr Kampagnen-Motto #wärmewinter meint dabei nur am Rande die Situation in den Gotteshäusern, von Herzenswärme ist die Rede und dass es gelte, all jenen die Tür zu öffnen, die Hilfe benötigen.
Doch die Energieproblematik betrifft natürlich auch die Gemeindearbeit und die Gottesdienste. Die Evangelische Landeskirche ruft ihre Gemeinden auf, die Temperatur zu reduzieren. Daher wird auch dort Energie gespart. Zum Beispiel in Guxhagen: „Für die Kirche in Ellenberg hatten wir in den vergangenen Jahren jährliche Heizkosten von 2000 Euro“, sagt der evangelische Pfarrer Frithjof Tümmler. „Das wird in Wollrode ähnlich sein.“ In Grebenau fänden Gottesdienste nur alle zwei Wochen statt. Die Kosten seien entsprechend geringer.
Die Kirchengemeinde lade zu besonderen Anlässen nur an einen Ort zum Gottesdienst ein, zum Beispiel zum 70-jährigen Bestehen der Glocke in Ellenberg am Dritten Advent und zu musikalischen Gottesdiensten mit dem Projektchor in Guxhagen am 17. Dezember und mit dem Posaunenchor in Wollrode am 18. Dezember. „In den anderen Orten sind dann keine Gottesdienste“, sagt Tümmler.
Die Kirchengemeinden hätten seit Beginn der Corona-Pandemie an Flexibilität gewonnen auch, was Gottesdienstorte und -zeiten angeht, sagt Dekan Norbert Mecke. Feiern „an den Hecken und Zäunen“, auf Kirchplätzen, online oder in kürzeren Formaten gehören dazu. „Gemeinden zeigen damit, dass die Antwort auf verschiedene Herausforderungen nicht Entfall, sondern Kreativität lautet. Ob Zwiebellook der Besucher, ausleihbare oder mitgebrachte Decken oder heißer Tee beim anschließenden Kirchencafé: Die Freude am Feiern und Zusammenkommen bleibe.
„In Wollrode werden wir erstmals in der Geschichte der Kirchengemeinde die Gottesdienste ab Januar nicht in der Kirche, sondern im Gemeindesaal feiern“, sagt Frithjof Tümmler. Zudem biete man Open-Air-Gottesdienste an. (Barbara Kamisli und Fabian Becker)
Lösung für die Heizung der Klosterkirche in Sicht
In der Klosterkirche Breitenau ist die Heizung seit Jahren kaputt. „Ende 2021 hatten wir ein Konzept für die Heizungserneuerung vorliegen“, sagt Pfarrer Frithjof Tümmler. Geplant war, dass ein mit Gas betriebener Heizkessel warmes Wasser zu Bodenstationen bringe. Dort werde die Wärme in den Raum geblasen. „Doch dann hat die Energiekrise unseren Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt er. „Wir planen nun mit Infrarot-Heizstrahlern unter den Kirchenbänken. Bei den Verhandlungen mit dem Eigentümer Vitos/Landeswohlfahrtsverband (LWV) habe es eine Annäherung gegeben. „Beide Seiten wollen eine gerichtliche Auseinandersetzung vermeiden“, sagt Tümmler. „Eine Beteiligung des LWV an den Kosten für die Erneuerung wurde in Aussicht gestellt.“