Dem Melsunger Schwimmbad fehlt Personal – Bürgermeister erklärt Situation

Einige HNA-Leser und Politiker haben sich zur zwischenzeitlichen Schwimmbadschließung in Melsungen geäußert. Der Bürgermeister erklärt die Situation.
Melsungen – Zur Schließung des Melsunger Schwimmbads vom 24. Dezember bis einschließlich 1. Januar haben uns Stellungnahmen von Politikern, als auch einige Leserbriefe erreicht. Bürgermeister Markus Boucsein schildert die Situation. Dazu Fragen und Antworten:
Warum musste das Schwimmbad zeitweise geschlossen werden?
„Gerade in Bäderbetrieben ist die Aufsichtspflicht ein sehr sensibles Thema“, sagt Boucsein. „Kann sie aus Sicht der Stadt nicht mit ausreichend Personal sichergestellt werden, sind Schließungen bei Krankheitsfällen unvermeidbar.“ Zudem hätten viele krankheitsbedingte Ausfälle dazu geführt, dass das verbliebene Personal bis an seine Belastungsgrenze versucht habe, den Schwimmbadbetrieb aufrecht zu erhalten. Hunderte Überstunden seien aufgebaut worden. Bürgermeister samt Magistrat hätten daher mit großer Mehrheit entschieden, das Bad für den genannten Zeitraum zu schließen.
Wie ist die aktuelle Personalsituation im Bad?
„Wir können aus Datenschutzgründen keine genauen Angaben über Arbeitszeiten, Urlaubstage oder Ähnliches unserer Mitarbeiter geben“, sagt der Bürgermeister.
Gibt es eine Zusammenarbeit mit anderen Kommunen, Vereinen und Organisationen?
„Das Personalamt und unser leitender Bademeister stehen im Austausch mit umliegenden Bädern, weshalb die zeitweise Beschäftigung von externen Fachkräften aus anderen Bäderbetrieben bereits praktiziert wird“, erklärt Boucsein. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und andere Aushilfen würden je nach Verfügbarkeit eingesetzt – insbesondere dann, wenn unvorhersehbare Krankheitsfälle auftreten. „Angelernte Kräfte und DLRG-Rettungsschwimmer dürfen aber nur als Begleitpersonal neben einer anwesenden Fachkraft eingesetzt werden.“
Was tut die Stadt, um zusätzliches Personal anzuwerben?
„Seit Jahren bemüht sich die Verwaltung mit seinem Schwimmmeister darum, aus den wenigen Kommunen, die noch Fachangestellte für Bäderbetriebe haben, Personal zu rekrutieren“, berichtet der Bürgermeister. „Kürzlich sind zwei Stellen mit einer Arbeitsmarktzulage ausgeschrieben worden.“ Dabei gebe es in Melsungen ein höheres Entgelt als marktüblich. Auch der Ganzjahresbetrieb habe Vorteile für Arbeitnehmer gegenüber anderen Bäderbetrieben, die halbjährlich geöffnet sind. Vorhaben, dauerhaft Fachkräfte für Bäderbetriebe anzustellen, seien bisher aber erfolglos geblieben.
Wie hoch ist die Verfügbarkeit von Fachkräften für Bäderbetriebe derzeit?
„In Hessen gibt es 1200 offene Stellen, bei jährlich nur 40 Absolventen“, sagt der Bürgermeister. Der Markt für Fachkräfte sei wegen fehlenden Nachwuchses stark ausgedünnt. „Außerdem ist die überregionale Wechselbereitschaft nach unserer bisherigen Erfahrung gering.“
Gibt es weitere Gründe für die Schließung des Schwimmbads?
Nein. „Während andere Bäder aus Kostengründen angesichts der immens gestiegenen Energiekosten ihre Bäder geschlossen haben, hat Melsungen an der Öffnung des Bades festgehalten“, sagt Boucsein. Nur der Fachkräftemangel und der hohe Krankenstand hätten dazu geführt, dass die Öffnungszeiten reduziert worden seien. (Fabian Becker)