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Melsunger Tafel führt ab Juni neuen Abholrhythmus ein

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Von: Kerim Eskalen

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Um die vielen Bedürftigen zu versorgen: Koordinator Gerhard Peter wird bei der Melsunger Tafel ab 1. Juni eine zusätzliche Abholgruppe anbieten. Archivfoto: Emily Naatz
Um die vielen Bedürftigen zu versorgen: Koordinator Gerhard Peter wird bei der Melsunger Tafel ab 1. Juni eine zusätzliche Abholgruppe anbieten. © Archivfoto: Emily Naatz

Die Tafel in Melsungen arbeitet am Limit. Der Andrang sei derart groß, dass die Wartelisten immer länger werden.

Melsungen – Denn in Melsungen warten momentan 193 Menschen darauf, einen freien Platz zu erhalten. Ein Problem, auf das man nun reagieren musste: „In den nächsten Monaten erwarten wir viele weitere Geflüchtete, die die Tafel in Anspruch nehmen müssen“, erklärt Gerhard Peter, Koordinator der Tafel in Melsungen.

Auch die Zahl derer, die wegen der Inflation und hoher Energiekosten zur Tafel müssen, steige. „Um eine noch längere Warteliste zu vermeiden, haben wir nun beschlossen, dass Angebot in Melsungen ab dem 1. Juni anzupassen“, sagt Peter.

Derzeit werde die Ausgabe auf die Farbengruppen Blau und Gelb aufgeteilt, die jeweils in zwei Gruppen unterteilt alle zwei Wochen Dienstag und Donnerstag ihre Lebensmitteltüten abholen können.

Angebot wird um eine Gruppe vergrößert

Dieses Angebot werde nun um die Farbengruppe Grün erweitert, wodurch sich der Abholrhythmus ändert: „Statt jede zweite Woche werden die Lebensmitteltüten alle drei Wochen jeweils für die einzelnen Gruppen angeboten“, sagt Gerhard Peter. Damit werde garantiert, dass alle weiterhin genug Lebensmittel erhalten.

Dabei werden die Tüten mit Aufklebern personalisiert und können für zwei Euro abgeholt werden: „Die Kunst dieser ehrenamtlichen Arbeit ist, dass alle Lebensmittel gleichmäßig aufgeteilt werden“, sagt Peter. Besonders bei Familien mit vielen Kindern sei dies eine Herausforderung.

610 Personen werden im Kreis Melsungen versorgt

Derzeit versorgen 55 ehrenamtliche Mitarbeiter 610 Menschen im Kreisteil Melsungen, davon 365 Erwachsene und 245 Kinder, so der Koordinator. Momentan müsse man bei der Tafel sogar Grundnahrungsmittel wie Öl, Zucker, Butter und Mehl zukaufen, weil die Waren nicht ausreichen. Die Ausgaben dafür liegen monatlich in einem vierstelligen Bereich.

Tafeln sind nicht für Grundversorgung zuständig

Dabei ärgere den Koordinator bei den steigenden Anfragen ein falsches Selbstverständnis, das neuerdings mit der Tafel in Verbindung gebracht wird: „Das Prinzip der Tafel war immer, Lebensmittel zu retten und Bedürftigen zu helfen“, sagt Peter. „Aber der Eindruck entsteht, dass die Tafeln die Versorgung der Menschen garantieren sollen. Das war nie der Grundgedanke.“

„Niemand sollte in Deutschland auf die Tafel angewiesen sein“

Denn man habe seitens der Tafel kein Recht auf Ware. Diese sammeln lediglich die Lebensmittel, die Märkte wegwerfen und ihnen auf der Rampe zur Abholung zur Verfügung stellen. „Wir sind kein Markt, der expandieren möchte – im Gegenteil“, sagt Peter weiter.

Zudem betrübe es ihn, dass in Deutschland so viele Menschen den Weg zur Tafel auf sich nehmen: „Wir haben in Deutschland einen Sozialstaat, der die Versorgung sicherstellen soll. Niemand sollte in Deutschland auf Tafelware angewiesen sein“, sagt Peter.

Sperrung in Adelshausen erschwert Arbeit

In den nächsten Monaten werde die Tafelversorgung in Melsungen zusätzlich zur Zerreißprobe. Durch die Sperrung in Adelshausen, werde es für die Lkws zeitlich schwieriger, rechtzeitig alle Märkte in Spangenberg anzufahren, um die Lebensmittel einzusammeln. Eine Ausnahmegenehmigung zur Durchfahrt gebe es nicht.
(Kerim Eskalen)

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