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Mehrere Festnahmen bei Demo in Geflügelschlachtbetrieb: Geschäftsführer äußert sich

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Von: Linett Hanert

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Demonstranten belagern den Geflügelschlachtbetrieb Plukon in Gudensberg. Die Demo ist mittlerweile beendet
Demonstranten belagern den Geflügelschlachtbetrieb Plukon in Gudensberg. Die Demo ist mittlerweile beendet. © Peter Zerhau

Es geht um Tierschutz und die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter des Geflügelschlachtbetriebs Plukon. Bis zu 50 Aktivisten demonstrierten vor dem Firmengelände.

+++ 18.02 Uhr: Im Zusammenhang mit der Blockadeaktion vor dem Geflügelschlachtbetrieb Plukon in Gudensberg wurden nach Polizeiangaben bei insgesamt sieben Personen Identitätsfeststellungen angeordnet. Mehrere Demonstranten wurden zwischenzeitlich in Gewahrsam genommen, die meisten aber bereits vor Ort wieder entlassen. Vier Personen verweigerten den Beamten die Aufnahme ihrer Identität. Wie die Polizei berichtet hatten sich einige Demonstranten dazu die Finger verklebt.

Drei Festgenommene konnten wieder entlassen werden, die vierte Person wird nun einem Haftrichter vorgeführt. Es wurden drei Strafverfahren wegen des Verdachts der Nötigung und vier Strafverfahren wegen des Verdachts auf Hausfriedensbruch eingeleitet.

Demo für Corona-Schutzbedingungen in Geflügelschlachtbetrieb: Geschäftsführer äußert sich

Update vom Donnerstag, 27.05.2021, 14.30 Uhr: Die Demo vor dem Geflügelschlachtbetrieb Plukon in Gudensberg ist beendet. Die Polizei hat die Demo gegen 13.00 Uhr komplett aufgelöst. Alle Demonstranten haben das Gelände der Firma mittlerweile verlassen. Über mögliche Festnahmen konnte die Polizei noch nichts sagen. Generell verlief die Demo aber friedlich, es sei zu keinen Auseinandersetzungen gekommen. Die Arbeit im Betrieb läuft wieder.

Frank Grundl, Geschäftsführer von Plukon in Gudensberg, weist im Zusammenhang mit der Demo daraufhin, dass dem Betrieb das Tierwohl am Herzen liege. „Man kann unterschiedliche Sichtweisen haben. Aber, wenn man für Tierwohl einsteht und in Kauf nimmt, dass Tausenden Hühner weitaus länger, als nötig in einem Lastwagen ausharren müssen, hat das auch nichts mehr mit Tierschutz zutun“, sagt er gegenüber der HNA. 

Demo vor Geflügelschlachtbetrieb in Gudensberg: Geschäftsführer äußert sich

Die Demo auf dem Betriebsgelände hätte indes keine gravierenden Auswirkungen auf den laufenden Betrieb gehabt. Der Schlachtbetrieb habe lediglich verzögert angefangen. Ein Ereignis besorgt Grundl: „Als der Werkschutz die Demonstranten gegen 3 Uhr nachts bemerkte, waren diese mit Bengalos auf das Dach geklettert – Es hätte auch ein Feuer entstehen können“, sagt er. 

Zur Corona-Lage bei Plukon sagt Grundl generell: „Jeder Positiv-Getestete ist einer zu viel.“ Grundsätzlich habe der Betrieb aber vorsorglich alle Kontaktpersonen in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt. Quarantäne-Verordnungen seien demnach sehr wohl eingehalten worden, anders als die Demonstranten behaupteten, so Grundl. 

Tierschützer demonstrieren vor Geflügelschlachtbetrieb in Gudensberg: Polizei vor Ort

Erstmeldung vom 27.05.2021: Gudensberg - Auf und vor dem Gelände des Geflügelschlachtbetriebs Plukon in Gudensberg demonstrieren aktuell bis zu 50 Menschen. Die Polizei ist mit zahlreichen Einsatzkräften vor Ort. Laut Markus Brettschneider, Pressesprecher der Polizei Schwalm-Eder, blockieren mehrere Demonstranten seit der Nacht zu Donnerstag die Zufahrten zu dem Geflügelschlachthof. Dabei wurde auch ein Tripod errichtet, das aber von der Polizei gegen 8.30 Uhr friedlich geräumt wurde.

Denn mittlerweile staut sich der Verkehr vor dem Gudensberger Betrieb: Laut Brettschneider warten sechs Lastwagen, beladen mit jeweils 6000 Hühnern, darauf, abgeladen zu werden. Dazu kommt, dass sich einige Demonstranten auf dem Gelände beziehungsweise den Dächern dortiger Betriebsgebäude aufhalten.

Demo vor Plukon in Gudensberg: Es geht um Tierschutz und die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter

Das Anliegen der Demonstranten, wird auf Plakaten zum Ausdruck gebracht: „Es geht ihnen um den Tierschutz und die Arbeitsbedingungen der Menschen“, sagt Brettschneider über die Situation in Gudensberg.

Die Demonstranten gehören zum Bündnis Gemeinsam gegen die Tierindustrie. „Wir fordern die sofortige Schließung des Betriebs, um Arbeiter vor Corona-Infektionen zu schützen. In Anbetracht von Klimakrise und Tierleid brauche es außerdem einen umfassenden Ausstieg aus der Tierindustrie und gute Alternativen für Beschäftigte“, erklärt Friedrich Kirsch vom Bündnis.

Und weiter: „Wer am Schlachthof arbeitet, kann sich praktisch nicht davor schützen, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren.“ Aktuell gebe es in Gudensberg einen Corona-Hotspot, der in direktem Zusammenhang mit dem Schlachthof steht (HNA berichtete).

Arbeiter hätten ihm und dem Bündnis berichtet, dass sie vom Betrieb nicht für eine Quarantäne freigestellt wurden, obwohl sie Kontakte zu anderen Infizierten angegeben hätten. „Bereits vor dem Ausbruch wurde immer wieder von nicht eingehaltenen Infektionsschutzmaßnahmen berichtet. Darauf gibt es nur eine Antwort: Die Produktion muss sofort beendet werden“ sagt Friedrich Kirsch.

Demonstration vor Geflügelschlachtbetrieb Plukon: Gudensberger Firma stand bereits im April m Fokus

Die Aktion selbst verlaufe laut Kirsch unter strenger Einhaltung des Infektionsschutzes, alle Demonstranten in Gudensberg würden Abstand halten und tragen FFP2-Masken. 

Bereits im April stand Plukon in Fokus: Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hatte auf dem Marktplatz in Gudensberg eine Kundgebung veranstaltet und die dritte Tarifverhandlung in der Fleischindustrie für beendet erklärt, da eine Einigung an der Blockadehaltung der Fleischkonzerne scheiterte (HNA berichtete). Die Gewerkschaft NGG forderte 12,50 Euro Einstiegslohn, der sich nach der Einarbeitung auf 14,00 Euro erhöhen sollte. Die Fleischkonzerne bezeichneten 10,50 Euro Mindestlohn als ihre Schmerzgrenze. 

Demonstranten belagern Plukon in Gutenberg: Löst die Polizei die Versammlung komplett auf?

Die Polizei stünde im Kontakt mit den Teilnehmern der Aktion sowie Verantwortlichen des Schlachthofes. Die Demonstranten würden zwar eine gewisse Gesprächsbereitschaft signalisieren, „aber die Kommunikation gestaltet sich dürftig“, sagt Brettschneider.

Die Rechtmäßigkeit der Versammlung in Gudensberg sei schwierig, so Brettschneider. Es handelt sich um ein Privatgrundstück. Noch ist unklar, ob die Polizei die Versammlung in kurzer Zeit komplett auflösen wird, sagt Brettschneider. Die Entscheidung obliegt dem Polizeiführer.

Wegen der Demonstration kommt es auch zu Verkehrsbehinderungen auf der Landesstraße zwischen Gudensberg und Edermünde-Besse, die aktuell einseitig gesperrt ist, durch die parkenden Lastwagen. Wir berichten weiter.

Beim Geflügelschlachtbetrieb Plukon in Gudensberg sollte es ab Januar 2021 keine Werkverträge mehr geben. Dazu hat sich der Betrieb bereits freiwillig verpflichtet. (Linett Hanert)

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