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Zwei Leben ohne Müßiggang: Ehepaar ist seit 60 Jahren verheiratet

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Das Ehepaar sitzt auf einem Sofa, der Mann hat seinen Arm um seine Frau gelegt.
Diamantene Hochzeit: Ute und Altbürgermeister Karl-Heinz Möller aus Schwarzenborn sind seit 60 Jahren verheiratet. © Philipp Knoch

Altbürgermeister Karl-Heinz Möller und seine Frau Ute feierten am Donnerstag ihre Diamantene Hochzeit.

Schwarzenborn – Kennen lernten sie sich mitten im Kalten Krieg als junge Menschen eines geteilten Landes.

Denn während Karl-Heinz auf dem elterlichen Hof in Schwarzenborn zusammen mit zwei Schwestern aufwuchs, lebte Ute in der Nähe von Dessau in der DDR. „Ich sollte in einem genossenschaftlichen Betrieb arbeiten, das wollte ich aber nicht“, erzählt die 82-Jährige.

Sie sei 1960 in ein Flugzeug gestiegen und aus der DDR ausgereist – ein Jahr vor dem Mauerbau. Von ihrer Familie hatte sie keinem etwas davon erzählt, aus Angst, aufgehalten zu werden.

Unterschlupf fand sie in der Bundesrepublik bei einer Freundin, die sie auch in die Knüllstadt brachte. Ute begann in der Gaststätte Liebermann zu arbeiten. Ihre Arbeitskollegin war die Cousine von Karl-Heinz. „Da traf sich die Jugend, wir sahen uns eigentlich jedes Wochenende und verliebten uns“, erzählt er.

Hochzeit im engsten Kreis

Ihre Heirat stand unter keinen guten Vorzeichen. Karl-Heinz‘ Mutter verstarb zwei Wochen vor der Trauung. „Wir hatten einen schwierigen Start. Alle Hochzeitsgäste luden wir wieder aus, nur die engste Familie war anwesend“, berichtet der 85-Jährige. Zwei Söhne bereicherten ihre Ehe, zwei Enkeltöchter folgten.

Nach der Heirat begannen die Eheleute im landwirtschaftlichen Betrieb von Karl-Heinz Vater mitzuarbeiten. „Wir hatten alles: Kühe, Schweine, Hühner und Ackerland. Ich habe immer morgens die Kühe gemolken. Sachsen Anhalt – meine Heimat – ist das Land der Frühaufsteher, das machte mir nichts aus“, erinnert sich die Jubilarin.

Bald reichte die Landwirtschaft nicht mehr aus. Der Pensionär weiß: „Die Böden hier oben werfen nicht viel ab.“

Also schulte Karl-Heinz zum Forstwirt um, Ute blieb weiterhin am heimischen Hof tätig. Auch ihre beiden Söhne halfen bald, wo sie konnten, bis die Landwirtschaft in den Neunzigern ausklang.

Karl Heinz Möller engagierte sich politisch, 1977 wurde er Bürgermeister in Schwarzenborn. Zunächst übte er das Amt ehrenamtlich aus, von 1984 an dann 17 Jahre lang hauptamtlich.

Die Liebe zum Reisen

Das Ehepaar reiste gerne und viel. Südtirol, Türkei und Ägypten waren nur einige ihrer Ziele. Regelmäßig ging es auch zu Utes Familie in die DDR. Es durfte immer nur ein Ehepartner einreisen, gelegentlich auch mit den Söhnen. „Mit unserer Erfahrung an der innerdeutschen Grenze könnten wir ein ganzes Buch füllen“, erzählen die beiden.

Wie gefährlich ihre Reisen besonders für Ute und die Kinder waren, wurde dem Ehepaar erst nach dem Mauerfall bewusst.

„Formal war ich noch DDR-Bürgerin. Dadurch waren auch meine Söhne DDR-Bürger, auch wenn sie in der Bundesrepublik geboren wurden. Wenn sie gewollt hätten, hätten sie uns bei jedem Besuch nicht mehr ausreisen lassen können“, erklärt Ute.

In ihrem Ruhestand verbringen die Eheleute gerne viel Zeit auf ihrem Lieblingsplatz, der Bank auf ihrem Hof. Karl-Heinz ging nach seinem Bürgermeisteramt wieder in den Wald und machte nach Lust und Laune Holz, wie seine Frau es beschreibt. „Draußen der Wald, die Natur, das ist mein Leben“, bekennt er.

Sie wünschen sich zu ihrer Diamantenen Hochzeit Gesundheit und dass sie noch ein bisschen zusammen sein können. „Wir haben ein Leben ohne Müßiggang, immer mit Action“, resümiert Karl-Heinz.

„Auch wenn es schwere Stunden gab, wir zählen nur die Schönen“ ergänzt Ute. Ihr Hochzeitsjubiläum feierte das Ehepaar mit Freunden, Nachbarn und Familie in einer Gaststätte. (Philipp Knoch)

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