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Meilenstein für weltweite Corona-Impfkampagne? WHO erteilt China-Vakzin Zulassung

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Von: Andreas Schmid

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Ein Mitarbeiter mit einer Corona-Spritze
Die WHO hat den chinesischen Corona-Impfstoff des Unternehmens Sinopharm zugelassen. (Symbolbild) © Nir Alon/Imago

Die WHO lässt den ersten chinesischen Corona-Impfstoff zu. Das könnte die weltweite Impfkampagne beflügeln, wenn China wie versprochen an das internationale Impfprogramm Covax liefert.

Genf - Als erste chinesische Firma erhält das Unternehmen Sinopharm eine Notfallzulassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für ihren Corona-Impfstoff. Die Entscheidung teilte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Freitag in Genf mit. Damit können UN-Organisationen das Mittel kaufen und verteilen. China*hat dem internationalen UN-Impfprogramm Covax, auf das sich viele ärmere Länder verlassen, im Februar bereits zehn Millionen Dosen versprochen.

Corona-Impfstoff Sinopharm: Wirksamkeit von 79 Prozent

Der unabhängige Beraterstab SAGE habe den Impfstoff für Menschen über 18 Jahre freigegeben, sagte Tedros. Es seien zwei Dosen für den vollen Impfschutz nötig. Die Wirksamkeit wird mit 79 Prozent angegeben. Zum Vergleich: Das Vakzin von Biontech/Pfizer* erreicht eine Wirksamkeit von 95 Prozent, Moderna* 94 Prozent. Astrazeneca* erreicht 70 bis 86 Prozent, Johnson & Johnson* 66 bis 85 Prozent. Für diese vier Impfstoffe gibt es bereits eine WHO-Notfallzulassung. Ein zweiter chinesischer Impfstoff, von Sinovac, wird von der WHO noch geprüft, ähnlich wie andere Impfstoffe, darunter der russische Stoff Sputnik V und das Mittel des US-Konzerns Novavax.

Für die Notfallzulassung prüfen WHO-Experten Sicherheit und Wirksamkeit unter anderem mithilfe der eingereichten Phase II und Phase III-Studien. Sie inspizieren auch den Herstellungsprozess und die Risikovorkehrungen. Die Firmen verpflichten sich, weiterhin alle relevanten Daten an die WHO zu liefern. Für die EU*, die USA und andere Länder mit Regulierungsbehörden hat die Notfallzulassung der WHO keine Bedeutung. Sie prüfen Wirkstoffe selbst und entscheiden über eine Zulassung. Aber Länder, die keine Kapazitäten für eigene wissenschaftlichen Prüfungen haben, nutzen die WHO-Qualitätsprüfung als Grundlage für ihre eigene Zulassung.

Corona-Impfung: Asien und Afrika abgeschlagen - Die Impfquote nach Kontinenten

Insbesondere in ärmeren Ländern läuft die Impfkampagne momentan nur schleppend an. Es gibt eine Vielzahl an Ländern, in denen noch keine einzige Impfung vorgenommen wurde. In Südamerika, Asien und insbesondere in Afrika liegt die Impfquote deutlich unter dem europäischen Schnitt. Führend ist laut Angaben von Our World in Data (Stand: 7. Mai) Nordamerika, was insbesondere auf die erfolgreiche Impfstrategie der USA zurückzuführen ist.

Aus Australien sind seit März keine Daten mehr verfügbar, damals lag die Impfquote, bezogen auf Erstimpfungen bei 0,82 Prozent. Die Impfquoten nach Kontinent (Quelle: Our World in Data):

1. NordamerikaImpfquote von 30,6 Prozent
2. Europa26,8 Prozent
3. Südamerika12,8 Prozent
4. Asien4,5 Prozent
5. Afrika1,01 Prozent
Weltweiter Durchschnitt8,11 Prozent

Corona: Von 18,55 bis 35,72 Dollar - Wie viel kostet der China-Impfstoff?

China hat nach offiziellen Angaben bereits mehr als 200 Millionen Dosen Impfstoffe im eigenen Land verabreicht, darunter von Sinopharm, Sinovac und anderen heimischen Herstellern. Mehr als 100 Millionen Dosen seien ins Ausland geliefert worden. Genannt werden rund 80 Länder und drei internationale Organisationen. Peking machte keine Angaben darüber, ob der Impfstoff gratis oder zu reduzierten Preisen abgegeben wurde.

Wie die meisten Hersteller nennt auch Sinopharm selbst keine Preise. Die werden je nach Mengenabnahme und Empfänger individuell ausgehandelt. Das Gesundheitsportal der renommierten Genfer Universität Graduate Institute nennt in einer Tabelle mit Schätzungen, die auf abgeschlossenen Verträgen basieren, zwischen 18,55 und fast 35,72 Dollar pro Dosis des Impfstoffs von Sinopharm. Damit wäre er teurer als der von Biontech/Pfizer, der in der Tabelle mit 6,75 und 23,50 Dollar (19,50 Euro) angegeben ist.

Corona: Impfstoff Sinopharm zugelassen - Das sind die Nebenwirkungen

Wie bei den anderen Impfstoffen können auch bei einer Impfung mit dem Mittel von Sinopharm leichte Nebenwirkungen auftreten, etwa, dass Geimpfte sich schlapp fühlen. „Ich habe keinerlei Nebenwirkungen gespürt“, sagte ein 62-Jähriger Deutscher, der in Peking arbeitet und dort mit Sinopharm geimpft wurde. Er fühle sich sicherer, sollte es zu einer erneuten Häufung von Fällen in China kommen.

„Vor allem hoffen wir, dass es für Geimpfte bald Reiseerleichterungen geben wird, so dass wir wieder nach Deutschland reisen können.“ Je nach Beruf ist die Ausreise und Rückkehr nach China zurzeit schwierig bis unmöglich. In jedem Fall müssen Rückkehrer zwei Wochen in ein Quarantänehotel. (as/dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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