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Wut über Preise: Landwirte blockieren Zentrallager von Lidl - Junge Demonstrantin schwer verletzt

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Rechts Traktor, links Lkw mit Aufschrift „Hingabe und Verantwortung“
Landwirte blockieren bundesweit Lidl-Lager wie hier in Cloppenburg in Niedersachsen. Eine der Demonstrantinnen wurde bei einem Unfall schwer verletzt. © Hauke-Christian Dittrich/dpa

Überall in Niedersachsen versammeln sich wütende Landwirte mit ihren Traktoren vor Zentrallagern von Lidl. Sie sind wütend über die Preise des Discounters. 

Cloppenburg – Seit Tagen werden überall in Niedersachsen Zentrallager des Discounters Lidl von wütenden Landwirten mit ihren Traktoren und Landmaschinen blockiert. Die Protestaktion richtet sich gegen die Preisgestaltung von Discountern und gegen einen Brief führender Manager großer Supermarktketten an Bundeskanzlerin Angela Merkel, berichtet der NDR.

Demnach fanden im gesamten Bundesland seit Sonntag, 29.11.2020, Proteste statt. Mit rund 400 Landwirtschaftsmaschinen war die Blockade des Lidl Zentrallagers in Cloppenburg eine der größten Aktionen. Dazu hatten hunderte Traktoren Polizeisperren umfahren.

Am Rande der Demonstrationen verunglückte Montagnacht jedoch eine Demonstrantin mit ihrem Trecker bei einem tragischen Unfall.

Demo gegen Lidl und Co. Landwirtin auf der Anreise verletzt

In Niedersachsen blockierten am Sonntag Bauern und Winzer Zentrallager von Lidl unter anderem in Cloppenburg, im benachbarten Emstek, in Rade, Bremervörde und Schwanewede. Die Demos in Rade und Schwanewede sollen mittlerweile wieder beendet sein. Eine Landwirtin aus Löningen hatte sich am Montag den Demonstrationen angeschlossen und verunglückte dabei.

Die 17-Jährige war offenbar mit ihrem Traktor auf dem Heimweg von der Demo in Emstek als sie gegen 23.50 Uhr in einer Rechtskurve der Cloppenburger Straße zwischen Cloppenburg und Höltinghausen ins Schlingern geriet. Das berichtet om-online. Das tonnenschwere Fahrzeug kippte um. Die Fahrerin wurde von dem Traktor begraben.

Die Feuerwehr hob das Fahrzeug mit einem Hebekissen an und befreite die schwer verletzte Frau aus der Fahrerkabine. Laut Polizei schwebt das Opfer nicht in Lebensgefahr.

Demo gegen Lidl: Landwirte wütend über Brief an Bundeskanzlerin

Der Protest der Landwirte in Niedersachsen richtet sich gegen die, ihrer Meinung nach, zu niedrigen Preise in Supermarktketten. Am Montag konnten deshalb mehrere Lidl-Filialen nicht mit neuen Produkten beliefert werden, berichtete der NDR.

Das ist allerdings nicht der einzige Grund: Auslöser für die aktuellen Proteste war ein Brief an Bundeskanzlerin Merkel von Topmanagern der Konzerne Edeka, Rewe, Aldi und der Schwarz-Gruppe, zu der die Unternehmen Lidl und Kaufland gehören. In dem Protestbrief beschweren sich laut NDR die Manager über Äußerungen von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU).

Glöckner hatte vor kurzem einem Gesetzentwurf auf dem Weg gebracht. Dieser soll Landwirte und kleine Lieferanten vor dem Preisdruck und unlauteren Mittel der Handelsriesen schützen. Dazu gehören späte Bezahlung und kurzfristige Stornierungen. Die Manager beklagen, Klöckner habe in mehreren Aussagen ein falsches Zerrbild der Einzelhandelsunternehmen gezeichnet.

Landwirte wollen obersten Lidl-Chef sprechen: Demo wird fortgesetzt

Obwohl die Zahl der Traktoren am Lidl-Zentrallager in Cloppenburg am Dienstag auf rund 100 Traktoren geschrumpft ist, wollen die Landwirte nicht aufgeben. Sie fordern ein direktes Gespräch mit Klaus Gehrig, Chef der Schwarz-Gruppe vor Ort. Das berichtet der NDR mit Bezug auf die Bewegung „Land schafft Verbindung“ in Niedersachsen.

Das Lidl-Unternehmen habe Gesprächsbereitschaft signalisiert. Das Angebot bezeichnet der Sprecher von“ Land schafft Verbindung“, Anthony Lee, allerdings als „leere Versprechungen und Phrasen“, so der NDR. Die Landwirte fordern, dass der Gehrig mit ihnen auf Augenhöhe spreche. Lange haben sie dafür keine Zeit mehr. Die Polizei hat angekündigt, die Blockade im Zweifelsfall aufzulösen. (Philipp Zettler) *hna.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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