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Wiesn-Welle schwillt weiter an – Lauterbach geht auf „Protagonisten mit Masskrug in der Hand“ los

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Von: Klaus-Maria Mehr

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Die Corona-Fallzahlen in München, aber auch in ganz Bayern steigen am Freitag rasant an. Gesundheitsminister Karl Lauterbach attackiert die CSU-Staatsregierung scharf.

München/Berlin - Die Oktoberfest-Welle nimmt vor dem letzten Wiesn-Wochenende weiter Fahrt auf. Auch am Freitagmorgen verzeichnet die Sieben-Tage-Inzidenz in München und Bayern ein deutliches Plus. Für den gesamten Freistaat liegt am Freitag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 655. Das bedeutet einen Anstieg der Coronavirus-Infektionen von 44 Prozent im Vergleich zum letzten Freitag. In München zeichnet sich ein noch deutlicheres Bild. Hier ist die Inzidenz binnen einer Woche um 65 Prozent auf 793 angestiegen.

Corona-Oktoberfest-Welle in Bayern und München: Lauterbach geht von dreifacher Fallzahl aus

Die Zahlen bekommen noch eine andere Dimension, wenn man der Schätzung des Bundesgesundheitsministers folgt. Karl Lauterbach geht von etwa dreimal so vielen Fällen aus als in der offiziellen RKI-Statistik. Das sagte er am Freitagvormittag in der RKI-Pressekonferenz. Für den gesamten Freistaat läge die Inzidenz damit bei knapp 2000, in der Landeshauptstadt bei rund 2400. Damit würden wir uns in Bayern langsam der bisherigen höchsten Inzidenz im März 2022 annähern. Damals lag sie bei 2350 für den gesamten Freistaat.

Corona in Bayern: Kliniken verzeichnen schon jetzt Anstieg der Hospitalisierungsrate

Wie sich die rasant steigenden Fallzahlen auf die Hospitalisierungsrate auswirken, wird sich noch zeigen. Die Kliniken in München verzeichnen allerdings jetzt schon einen Anstieg bei den stationären Coronafällen. „Die steigende Inzidenz zeigt sich mit einem etwa zweiwöchigen Zeitverzug auch in den Klinikeinweisungen, daher ist bei weiter steigenden Inzidenzen auch mit steigenden Behandlungszahlen in den Krankenhäusern zu rechnen“, sagt etwa ein Presse-Sprecher der München Klinik diese Woche.

Angesichts der aktuellen Lage im Freistaat kann sich Lauterbach einen Angriff auf die CSU-geführte Staatsregierung bei der RKI-Pressekonferenz am Freitagvormittag nicht verkneifen. Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hatte bekanntlich im Sommer mehrmals gefordert, das Bundesinfektionsschutzgesetz nachzuschärfen. Spätestens seit dem Wiesnstart hört man eher leise Töne aus Bayern. Das Virus sei jetzt ein anderes, hört man immer wieder. „Schützen ja, absperren nein. Und die Eigenverantwortung zählt jetzt mehr“, sagte auch Ministerpräsident Markus Söder unserer Redaktion Mitte September, um im selben Atemzug gegen das „wirkungslose“ Infektionsschutzgesetz zu schimpfen.

„Aus Bayern bekomme ich immer wieder Vorschläge öffentlich herangetragen, während ich dieselben Protagonisten mit dem Masskrug in der Hand sehe.“

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)

„Aus Bayern zum Beispiel“, lästert der Gesundheitsminister nun, „bekomme ich immer wieder öffentlich Vorschläge (zur Verbesserung des Infektionsschutzgesetzes, Anm. d. Red.) herangetragen, während ich die gleichen Protagonisten mit dem Masskrug in der Hand sehe.“ Und der Minister legt mit Blick auf die Wiesn nach. Die meisten Länder würden richtig handeln im Herbst - mit einer Ausnahme: „Ich glaube, dass das, was wir jetzt in Bayern gesehen haben, was ich für wirklich falsch und die nicht verantwortliche Maßnahme halte, die Ausnahme bleibt.“

Wohl auch durch das Oktoberfest steigt die Corona-Inzidenz in München und Bayern massiv. Lauterbach greift Bayern auch deshalb scharf an.
Wohl auch durch das Oktoberfest steigt die Corona-Inzidenz in München und Bayern massiv. Lauterbach greift Bayern auch deshalb scharf an. © Emmanuele Contini/Wolfgang Maria Weber/Imago

Sein bayerischer Amtskollege Klaus Holetschek bleibt ob solcher Spitzen entspannt. Er sehe keinen Anlass für schärfere Corona-Maßnahmen, sagte er gegenüber dem BR. Dass die Inzidenzen während der Wiesn steigen, sei „erwartbar“ gewesen.

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