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Streusalz-Mangel: Chile sorgt für Nachschub

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Von: Anonym WLZ

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- Die Straßenräumdienste warten dringend auf Streusalz. Länder, Kommunen, Landkreise und private Dienste konkurrieren um das zur Mangelware gewordene Gut. Jetzt werden zwei Schiffe voll mit kristallinem Natriumchlorid erwartet. Das Streusalz kommt angeblich aus Marokko und Chile.

Wenn in Heiko Gerkens Beruf eines sicher ist, dann dies: Sind die Straßen rund um Verden eisig glatt, braucht er Streusalz. Der Stoff ist ein rares Gut in diesem Winter, und deshalb war der Bereichsleiter der Landesstraßenbehörde froh, als ihm zu Ohren kam, dass Nachschub kommt. Im Hamburger Hafen legte, aus Rotterdam kommend, der Frachter „Kristin D“ an, beladen mit 2500 Tonnen der begehrten Ware. Gerken hatte rechtzeitig beim Händler geordert und erwartet 850 Tonnen. Am Sonnabend schon soll ein weiteres Schiff kommen, nach Emden oder Hamburg, er rechnet noch einmal mit der gleichen Menge Salz. Wie lange reicht es für 350 Kilometer Autobahn? „Hängt vom Wetter ab“, sagt Gerken. „Bleibt es so, zwei oder drei Tage.“

Um Streusalz ist ein harter Wettbewerb entbrannt. Länder, Kommunen, Landkreise und private Dienste konkurrieren um das zur Mangelware gewordene Gut. Und weil das so ist, versuchen manche Händler, schnelles Geld zu machen. Bei Hannovers kommunalen Straßenreinigern meldete sich gestern ein Geschäftsmann, der eine Tonne Salz für 1550 Euro anbot. Chefin Kornelia Hülter war schon einiges gewohnt, würden doch am Markt bis zu 300 Euro je Tonne gehandelt. Sie kauft weiterhin für 80 Euro beim langjährigen Partner und hofft, dass Treue mit stabilen Preisen belohnt wird. In Verden verhandelt Heiko Gerken gerade die im März mit seinem Händler vereinbarten Preise nach, er will unter 100 Euro bleiben.

Die Branche wartet jetzt auf zwei weitere Schiffe voll mit kristallinem Natriumchlorid. Das Streusalz kommt angeblich aus Marokko und Chile, die Frachter sollen nächste Woche in Rotterdam und Hamburg eintreffen.

Mutmaßlich, denn verbindlich ist in diesem Winter auch für seriöse Kunden nur wenig. In Hamburg musste Andree Müller erleben, wie ein Händler der Stadtreinigung 2500 Tonnen zusagte, aber tausend Tonnen weniger Salz lieferte. „Der hat dann lieber eine Konventionalstrafe in Kauf genommen“, erzählte der Behördensprecher, der Rest des plötzlich wertvoll gewordenen Stoffes ging wohl an bessere Zahler.

Wer Alternativen kennt zu Unwägbarkeiten wie Wetter, Schifffahrt und Handel, kann sich banges Warten auf Salz ersparen. Norderstedt setzt dafür ein Zeichen. Eine Asphaltfräse röhrt dieser Tage durch die Gemeinde – ein Gerät, das bislang ausschließlich beim Autobahnbau Karriere gemacht hat. In Norderstedt zertrümmert es nun dickes Eis auf den Straßen. Die Stadt bat Autofahrer, der Fräse besser aus dem Weg zu gehen, da „Begegnungsverkehr an den tätigen Baufahrzeugen vorbei nicht möglich ist“. Vielleicht eine Option für andere Städte: Fräsenmangel herrscht in Deutschland nicht.

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