Scholz und Habeck auf Mission in Kanada: Ihr Besuch hat starkes wirtschaftliches Gewicht
Die Partnerschaft zu Kanada steht seit der Energiekrise im Fokus. Der aktuelle Besuch von Kanzler und Wirtschaftsminister hat ein starkes wirtschaftliches Gewicht.
Montreal - Die deutsche Delegation um Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), die am Sonntagabend Kanada erreichte, zeugt von ungewöhnlicher Größe und Prestige. Die Teilnahme von Wirtschaftsminister Habeck (Grüne) und dreizehn Spitzenmanagern unterstreicht, dass der Besuch eine große wirtschaftliche Komponente hat. Insgesamt flogen mehr als 80 Passagiere in der Regierungsmaschine mit.
Dass Kanada als politischer und wirtschaftlicher Partner an Wichtigkeit gewinnt, liegt nicht zuletzt am Ukraine-Krieg. Hier stand das Land im Fokus, da eine Turbine der Nord-Stream 1 Pipeline entgegen der eigens verhängten Sanktionen gegenüber Russland nach Deutschland ausgeliefert wurde. Dafür dankte Olaf Scholz dem kanadischen Premier, denn dies sei notwendig gewesen, um die Argumente von Wladimir Putin zu widerlegen, die zuletzt stark gedrosselten Gas-Lieferungen seien technischen Gründen geschuldet.

Scholz und Habeck in Kanada: Stärkung des Energiehandels mit Kanada
Die Ausgestaltung des Besuches folgt dabei dem Trend, die Partnerschaft mit Kanada auf wirtschaftlicher Ebene zu verstetigen. Denn neben dem Signal, Kanadas Stellung innerhalb der transatlantischen Beziehungen gegenüber den USA aufzuwerten, geht es um den langfristigen Handel mit Flüssiggas und Grünem Wasserstoff. Bei ihrer Reise werden Scholz und Habeck gemeinsam mit Premier Justin Trudeau bis Dienstag Montréal, Toronto und Stephenville besuchen.
In Bezug auf die Absichten des Besuchs betonte Regierungssprecher Steffen Hebestreit gegenüber Tagesschau.de: „Besonders in der gemeinsamen Reaktion auf den völkerrechtswidrigen russischen Angriff auf die Ukraine haben beide Länder eng zusammengearbeitet. Das gilt auch in der Zusammenarbeit bei der Industrie- und Energiewende. Kanada ist als Wertepartner unser bevorzugter Partner im Aufbau von Wertschöpfungsketten für diese großen Aufgaben.“
Scholz und Habeck in Kanada: Wirtschaft sieht Notwendigkeit von Wasserstoffimporten
Positive Resonanz zum angestrebten Handel mit Wasserstoff kommt bereits aus der Wirtschaft. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wies darauf hin, dass der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft nicht allein auf nationaler Ebene möglich sei. Deutschland sei daher auf den Import von Wasserstoff angewiesen sein. „Umso wichtiger ist es, frühzeitig verlässliche internationale Partnerschaften zu schließen“, sagte Kerstin Andreae, die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, gegenüber der Rheinischen Post.
In der Vergangenheit gestalteten sich die Handelsbeziehungen mit Kanada nicht immer als unproblematisch. Das EU-kanadische Freihandelsabkommen CETA wurde trotz großer Zustimmung im Europäischen Parlament, seit 2017 erst von 16 der 30 Teilnehmerstaaten endgültig ratifiziert. (dpa/nki)