Neue Eskalationsstufe auf dem Balkan: Serbien-Präsident wettert nach Kosovo-Abfuhr

Die NATO-geführte Schutztruppe KFOR lehnt die Entsendung serbischer Soldaten ins Kosovo ab. Aus Belgrad gibt es heftige Proteste.
München/Belgrad/Mitrovica - Es ist die nächste Eskalationsstufe im Kosovo-Konflikt: Die in dem kleinen Balkan-Land stationierte Schutztruppe KFOR lehnt es nach Darstellung des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic ab, dass bis zu 1000 serbische Soldaten in den (seit 2008) unabhängigen Kosovo einrücken.
Kosovo-Konflikt: Serbien-Präsident Aleksandar Vucic beschwert sich über KFOR
Das teilte Vucic am Sonntag im regierungsnahen Privatsender Pink TV mit. Vucic hatte die Entsendung der serbischen Truppen in die frühere serbische Provinz noch vor Jahresende beantragt. Er warf dem KFOR-Kommando vor, die Serbinnen und Serben mit der abschlägigen Antwort zu demütigen. Die Kosovo Force ist die 1999 nach Beendigung des Kosovokriegs aufgestellte multinationale militärische Truppe unter der Leitung des transatlantischen Verteidigungsbündnisses NATO.
Am Wochenende kam es zu neuen Spannungen, diesmal im Süden des Kosovo, der etwa 1,8 Millionen Einwohner hat. Konkret: Ein nicht im Dienst befindlicher Soldat der Kosovo-Sicherheitskräfte, der offiziellen Streitkräfte des Balkan-Staates, hatte nahe der Stadt Strpce auf serbische Zivilisten geschossen. Dabei wurden ein 21-jähriger junger Mann und ein 11-jähriger Junge verletzt.
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Vucic hatte die Entsendung serbischer Soldaten beantragt, nachdem es rund um Weihnachten wegen der Festnahme eines serbischstämmigen Ex-Polizisten zu Spannungen gekommen war. Militante Serbien hatten etwa rund um Mitrovica Straßensperren errichtet und protestierten an diesen. Serbien erkennt das Kosovo bis heute nicht an und bekräftigt seinen Anspruch auf die Region zwischen Montenegro, Albanien, Nordmazedonien und der eigenen südwestlichen Staatsgrenze.
Kosovo: Spannungen zwischen albanisch-stämmige Kosovaren und serbischer Minderheit
Im Kosovo leben hauptsächlich albanisch-stämmige Kosovaren und im Norden eine serbische Minderheit. Die Stadt Mitrovica (60.000 Einwohner) gilt als geteilt und wird insbesondere durch italienische KFOR-Soldaten überwacht. Die KFOR stellt im Kosovo rund 3800 Soldaten, darunter 70 der Bundeswehr. (pm/dpa)