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Nord Stream 1 „komplett“ gestoppt – Unabhängigkeit von russischem Gas in Arbeit

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Von: Nadja Austel, Sophia Lother

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Entgegen vorheriger Ankündigungen wird am Samstag kein Gas aus Russland durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 fließen.

+++ 20.30 Uhr: In Anbetracht der Ankündigungen Gazproms, die Lieferung von Gas aus Russland nach Deutschland vorerst nicht wieder aufzunehmen, betont das Bundeswirtschaftsministerium die Sicherheit der Gasversorgung: „Die Lage auf dem Gasmarkt ist angespannt, aber die Versorgungssicherheit ist gewährleistet“, erklärte eine Sprecherin am Abend.

Die jüngsten Meldungen von Gazprom habe man zur Kenntnis genommen. „Wir kommentieren diese in der Sache nicht, aber die Unzuverlässigkeit Russlands haben wir in den vergangenen Wochen bereits gesehen“, so die Sprecherin weiter. Entsprechend habe man die Maßnahmen in Richtung der Unabhängigkeit von russischen Energieimporten „unbeirrt und konsequent fortgesetzt“.

Nord Stream 1 gestoppt: EU-Kommission wirft Russland Unzuverlässigkeit vor

Die Gasspeicher seien aktuell zu 84,3 Prozent gefüllt, führte die Sprecherin aus. „Das Oktober-Speicherziel von 85 Prozent dürfte daher schon in den ersten Septembertagen erreicht sein.“ Auch bei der Versorgung über andere Lieferwege als russische Pipelines komme man gut voran.

Gasspeicher
In Anlagen wie die des Erdgasspeichers Katharina in Bernburg, Sachsen-Anhalt, wird Gas für Deutschland gespeichert. (Symbolbild) © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Die Europäische Kommission wirft dem russischen Staatskonzern unterdessen vor, den Gasfluss über die Ostseepipeline aus politischen Gründen aufzuhalten. Die Ankündigung, Nord Stream 1 erneut unter falschen Vorwänden stillzulegen, sei ein weiterer Beleg für Russlands Unzuverlässigkeit als Lieferant, schrieb ein Sprecher der EU-Kommission am Abend auf Twitter. Es sei auch ein Beweis für den Zynismus Russlands, da es vorziehe, Gas zu verbrennen, statt Verträge zu erfüllen.

Gazprom stoppt Nord Stream 1 „komplett“ – Deutschland ist vorbereitet

+++ 19.45 Uhr: Nach der Ankündigung von Gazprom, die Gaslieferungen vorerst nicht wieder aufzunehmen, betont die Bundesnetzagentur die Bedeutung der deutschen Vorsorgemaßnahmen. „Angesichts der russischen Entscheidung, vorerst kein Gas über Nord Stream 1 fließen zu lassen, gewinnen die LNG Terminals, die relevanten Speicherstände und signifikante Einsparnotwendigkeiten an Bedeutung“, twitterte Präsident Klaus Müller. „Gut, dass Deutschland inzwischen besser vorbereitet ist, jetzt kommt es aber auf jede/n an“, so Müller weiter.

Die weitaus größte Menge an Erdgas erhält Deutschland inzwischen aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. Am Donnerstag etwa flossen nach Angaben der Bundesnetzagentur rund 2900 Gigawattstunden Erdgas aus diesen Ländern nach Deutschland. Zum Vergleich: Am Montag, dem letzten Tag vor der angekündigten Lieferreduktion, transportierte Nord Stream 1 rund 348 Gigawattstunden russisches Erdgas. Die eingespeicherte Menge betrug zuletzt immer ein Mehrfaches dieser Liefermenge aus Russland.

Gazprom stoppt Nord Stream 1 „komplett“ – Grund sei eine Reparatur

+++ 19.30 Uhr: Gazprom zufolge ist Ölleck bei den gemeinsam mit Experten von Siemens Energy erledigten Wartungsarbeiten an der Station festgestellt worden. Das ausgetretene Öl sei an mehreren Stellen gefunden worden. Es sei nicht möglich, den sicheren Betrieb der letzten dort noch verbliebenen Gasturbine zu garantieren. Schon in der Vergangenheit sei es zu solchen Ölaustritten gekommen, hieß es aus Russland.

Der russische Energieriese Gazprom sei nicht schuld daran, dass die Zuverlässigkeit der Leitung durch die Ostsee gefährdet sei, hatte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge gesagt. Es gebe keine technischen Reserven. „Es läuft nur eine Turbine“, sagte er auf die Frage eines Journalisten nach möglichen weiteren Unterbrechungen.

Nord Stream 1 -
Gazprom hatte eine dreitägige Abschaltung der Gas-Pipeline Nord Stream 1 angekündigt. (Symbolbild) © Stefan Sauer/dpa

Russland: Gazprom unterbricht am Mittwoch Gaslieferung nach Deutschland

Erstmeldung vom Freitag, 02. September, 19.15 Uhr: Moskau – Durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 wird von diesem Samstag (3. September) an anders als angekündigt weiter kein Gas aus Russland nach Deutschland fließen. Das teilte der Staatskonzern Gazprom am Freitag bei Telegram mit. Grund sei ein Ölaustritt in der Kompressorstation Portowaja. Bis zur Reparatur einer Turbine werde das Gas „komplett“ abgestellt, berichtet die Agentur France-Presse (afp).

Bereits seit Mittwoch (31. August) fließt kein Gas durch die zuletzt wichtigste Pipeline für russisches Gas nach Deutschland. Grund sind laut dem russischen Energiekonzern Gazprom Wartungsarbeiten an einer Kompressorstation. Zweifel an der Begründung für den Lieferstopp hatten unter anderem die Bundesnetzagentur und die Bundesregierung geäußert. Machtspiele vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs werden als Beweggrund vermutet.

Vor dem Lieferstopp war die Pipeline nur noch zu etwa 20 Prozent ausgelastet worden. Gazprom verwies mit Blick auf die Reduzierung der Liefermenge ebenfalls auf technische Gründe. Der Kreml in Moskau hatte weitere Lieferunterbrechungen nicht ausgeschlossen. (na/dpa/afp)

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