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Islamischer Staat enthauptet erstmals zwei Frauen

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Islamischer Staat
Ein Kämpfer des Islamischen Staates (Archivbild). © AFP

Majadeen - Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat nach Angaben von Aktivisten in Syrien erstmals zwei Zivilistinnen enthauptet.

Wie die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag erklärte, wurden die beiden Frauen wegen "Hexerei" gemeinsam mit ihren Ehemännern im östlichen Majadeen in der Provinz Deir Essor hingerichtet. Im Norden Syriens drang die Miliz unterdessen erneut in die Grenzstadt Tal Abjad ein.

Es sei das erste Mal, dass die Beobachtungsstelle Kenntnis davon erhalten habe, dass IS-Kämpfer Zivilistinnen enthauptet hätten, erklärte die Organisation. Bislang waren Fälle von Steinigungen wegen Ehebruchs und die Schändung von Leichen kurdischer Kämpferinnen durch Enthauptungen bekannt. Die Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netzwerk von Informanten und Rettungskräften vor Ort. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite wegen der unübersichtlichen Lage im Bürgerkriegsland Syrien kaum überprüfbar.

Die beiden Ehepaare wurden den Angaben zufolge am Sonntag und Montag vom IS getötet. Ein Video, das der Beobachtungsstelle vorlag, zeigte einen maskierten Henker, der vor der Hinrichtung ein Gebet sprach. Der IS selbst veröffentlichte die Aufnahmen nicht. Nach Angaben des Leiters der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, wurden bei den Paaren zuvor Glücksbringer und Amulette entdeckt - solche Talismane betrachtet der IS als ketzerisch und als Form von Hexerei.

Die Dschihadisten setzen in den von ihnen im Sommer vergangenen Jahres eroberten Gebieten in Syrien und im Irak gewaltsam ein strenges islamisches Recht durch und ahnden etwa Homosexualität, Ehebruch und das Rauchen von Zigaretten als "Verbrechen". Immer wieder werden Massentötungen und grausame Hinrichtungen bekannt. Der Beobachtungsstelle zufolge tötete der IS seit seinem Feldzug bereits über 3000 Menschen, davon 1800 Zivilisten.

In den vergangenen Tagen sollen außerdem acht Menschen ans Kreuz genagelt worden sein, weil sie trotz des Ramadans nicht fasteten. Abdel Rahman zufolge mussten sie einen Tag wegen ihrer Vergehen am Kreuz hängen, dann wurden sie, noch lebendig, wieder heruntergeholt.

Der IS wird in Syrien und im Irak am Boden von einheimischen Einheiten und aus der Luft von einer internationalen Militärallianz unter Führung der USA bekämpft. Wie die Beobachtungsstelle am Dienstag bekanntgab, drang eine IS-Einheit zwei Wochen nach ihrer Vertreibung aus dem syrischen Tal Abjad erneut in die Stadt an der Grenze zur Türkei ein und attackierte dort ein Viertel im Osten. Kurdische Kämpfer versuchten, die Dschihadisten einzukreisen und am weiteren Vormarsch zu hindern, sagte Abdel Rahman. Die Kämpfe in der Stadt dauerten an.

Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) hatten gemeinsam mit anderen Rebellen Mitte Juni die Dschihadisten aus Tal Abjad vertrieben. Ein YPG-Sprecher bestätigte nun, dass "mehrere Dutzend" Kämpfer wieder dort eingedrungen seien. Die Kämpfe dauerten an, sagte auch Redur Chalil, machte aber keine Angaben zu möglichen Opfern. Der IS sei für seine "Taktik des Eindringens" in zuvor verlorene Gebiete bekannt.

Der IS hatte Tal Abjad vor der Vertreibung aus der Stadt rund ein Jahr lang kontrolliert. Während der Kämpfe suchten zehntausende Einwohner Zuflucht jenseits der Grenze in der Türkei, doch kehrten seitdem viele in ihre Häuser zurück.

AFP

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