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Kritik an Döpfner: Funke Mediengruppe erwägt Austritt aus Verlegerverband

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Von: Sandra Kathe

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Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner wurde 2020 erneut zum Präsidenten des BDZV gewählt. Nun werden erste Forderungen zu einer Neuaufstellung an der Verbandsspitze laut.
Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner wurde 2020 erneut zum Präsidenten des BDZV gewählt. Nun werden erste Forderungen zu einer Neuaufstellung an der Verbandsspitze laut. (Archivbild) © Bernd von Jutrczenka/dpa

Wegen personeller Kritik an BDZV-Präsident Mathias Döpfner erwägt die Funke Mediengruppe einen Austritt aus dem Zeitungsverlegerverband.

Essen/Berlin - Nach lautstarker Kritik am Präsidenten des Zeitungsverlegerverbands BDZV, Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner*, hat die Funke Mediengruppe nun eine Neuaufstellung der Verbandsspitze gefordert. Anderenfalls ziehe der Medienkonzern, zu dem Lokalzeitungen wie die Westdeutsche Allgemeine (WAZ) oder die Berliner Morgenpost gehören, einen Austritt aus dem Bundesverband in Betracht.

Die Kritik an Döpfner, der seit 2016 BDZV-Präsident ist und 2020 für weitere vier Jahre wiedergewählt wurde, begründet die Funke Mediengruppe in einer Stellungnahme vom Mittwoch (23.02.2022) damit, dass die „Werte, die wohl jedes dem Journalismus verpflichtete Verlagshaus auszeichnen“ von der aktuellen Verbandsführung „nicht mehr ausreichend repräsentiert“ seien. Zudem habe man Sorge, dass die Glaubwürdigkeit der gesamten Branche gefährdet sei. „Mit unseren Überlegungen, aus dem Verband auszutreten, wollen wir ein deutliches Zeichen setzen, dass sich etwas ändern muss“, hieß es.

Verlegerverband BDZV: Kritik an Mathias Döpfner wegen „ironischer“ Nachricht

Die Forderung folgt auf eine außerordentliche Delegiertenversammlung, die Mitte des Monats virtuell stattfand und nach einer Präsidiumsitzung im November einberufen worden war. Damals war bereits über eine umstrittene private Kurznachricht Döpfners diskutiert worden, die durch einen Artikel der „New York Times“ öffentlich bekanntgeworden war.

Dem Bericht der US-Zeitung zufolge hatte Döpfner in einer persönlichen Nachricht an den Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre den im Oktober von seinen Aufgaben entbundenen Ex-Bild-Chefredakteur Julian Reichelt als letzten und einzigen Journalisten in Deutschland bezeichnet, der noch mutig gegen den „neuen DDR-Obrigkeitsstaat“ aufbegehre. Fast alle anderen seien zu „Propaganda-Assistenten“ geworden. In einer Stellungnahme von Springer hieß es danach, die Kurznachricht sei ironisch gemeint gewesen. Ebenfalls kritisiert wurde Döpfner für seinen Umgang mit dem Ex-Bild-Chef, dem bereits Monate vor seiner Kündigung Machtmissbrauch vorgeworfen worden war.

Personalie Mathias Döpfner: Funke Mediengruppe wirbt um Reformprozess bei BDZV-Führung

In ihrer Stellungnahme vom Mittwoch berichtete die Funke Mediengruppe darüber, dass auf die bei der Delegiertenversammlung geäußerte Kritik mit Vorwürfen reagiert worden sei: So hieß es, der Medienkonzern würde Verbandsinteressen und Vorgänge in einem Mitgliedshaus unzulässigerweise miteinander vermengen.

Funke verwies auch auf ein Diskussionspapier zur Verbandszukunft, das das Haus vor der Versammlung veröffentlicht hatte. „In unserem Diskussionspapier haben wir konstruktive Vorschläge zur Weiterentwicklung des Verbands vorgelegt; wir werden uns nun mit ganzer Kraft dafür einsetzen, dass sie verwirklicht werden. Die Diskussion darüber sollte offen und ohne Denkverbote, gerade auch zur künftigen Konstellation an der Spitze, geführt werden.“

Nach BDZV-Angaben waren die Vorwürfe zur Personalie Döpfer bei der Delegiertenversammlung nicht thematisiert worden. Die Funke Mediengruppe hatte vorab in ihrem Diskussionspapier für einen Reformprozess geworben, um als Verband schlagkräftiger zu werden. (ska mit dpa) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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