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Letzte Umfragen vor der Berlin-Wahl: Giffey muss zittern – CDU vor wertlosem Sieg?

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Von: Florian Naumann

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Berlin hat turbulente Monate hinter sich - und eine ebenso brisante Wahl vor der Brust. Was sagen die letzten Umfragen?

Berlin/München - Der erste große politische Stimmungstest des Jahres geht in der Hauptstadt über die Bühne: Zum zweiten Mal binnen knapp anderthalb Jahren steht eine Berlin-Wahl an. Nach dem Wahlchaos 2021 müssen sich Franziska Giffey (SPD) und ihr rot-grün-rotes Bündnis vorzeitig den Wählern stellen. Ausgang: offen.

Letzte Umfragen vor der Berlin-Wahl: Gleich dreimal neue Zahlen vor dem Sonntag

Kurz vor dem Wahltermin veröffentlichten die Institute noch einmal einen ganzen Schwung an Umfragen. Ganze drei Erhebungen präsentierten ZDF, Spiegel und Tagesspiegel sowie Bild am Donnerstag und Freitag. Doch die ohnehin nicht als „Prognose“ misszuverstehenden Sonntagsfragen lassen viele Fragen offen. Wie ist die Ausgangslage, wenige Stunden vor dem 12. Februar?

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Hinweis: Die Prognosen, Hochrechnungen und Ergebnisse zur Berlin-Wahl finden Sie nach Schließung der Wahllokale in unserem News-Ticker.

Klar scheint: Umfrage-Favorit ist die CDU von Spitzenkandidat Kai Wegner. Die Konservativen liegen allen drei beteiligten Instituten zufolge kurz vor der Berlin-Wahl in Front. Doch wie groß der Abstand vor Giffeys SPD ist und welche Koalitionen am Ende möglich sein werden - in diesen Fragen bleibt Interpretationsspielraum. Hinzu kommt ein anderes Problem: In Berlin scheint es viele unzufriedene Wähler zu geben. Das erschwert die Einschätzung der Daten, wie Forsa-Chef Manfred Güllner zuletzt Merkur.de erklärte.

Berlin-Wahlumfragen: Wer gewinnt die Wiederholungswahl?

Frage eins vor der Berlin-Wahl: Wer wird stärkste Kraft? Zeitweise konnten sich CDU, SPD und Grüne Hoffnungen machen. Doch das scheint vorbei. Das ZDF-„Politbarometer“ sah in einer am Freitag (10. Februar) veröffentlichten Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen die CDU relativ deutlich in Führung. 25 Prozent erhielten hier die Christdemokraten, 21 Prozent entfielen auf die SPD, nur 17 auf die Grünen um Frontfrau Bettina Jarasch.

Etwas enger beieinander lagen die drei Platzhirsche in einer Erhebung des Instituts Civey für Spiegel und Tagesspiegel. 24 Prozent für die CDU und 22 Prozent für die SPD maßen die Demoskopen. Die Grünen müssen sich allerdings auch hier mit 17 Prozent begnügen. Den größten Vorsprung verbucht Wegners CDU bei der Insa-Umfrage für die Bild. 25 Prozent für die CDU und 19 Prozent für die SPD bedeuten einen Abstand von 6 Prozentpunkten. Die Grünen liegen in dieser Variante mit 18 Prozent auf Tuchfühlung mit den Giffeys Sozialdemokraten. Auch dieser Umstand könnte theoretisch folgenreich sein.

Umfragen vor der Berlin-Wahl: Schafft die FDP den Sprung in Abgeordnetenhaus?

Entscheidend für die Kräfteverhältnisse im Abgeordnetenhaus könnte indirekt aber auch das Ergebnis der FDP sein: Fliegen die Liberalen aus dem Parlament, erhalten die verbliebenen Parteien mehr Sitze. Undenkbar ist das Szenario nicht. Doch den letzten Umfragen zufolge besteht für die FDP durchaus Hoffnung.

Sie rangieren laut „Politbarometer“ des ZDF bei sechs Prozent. Zum selben Ergebnis kommt die Insa-Befragung. Das Institut Civey sieht die Liberalen bei sieben Prozent. Gerade die CDU schien die FDP zuletzt eher argwöhnisch zu betrachten - und womöglich sogar auf ein Ausscheiden zu hoffen, wie fr.de berichtete. Die FDP hatte bei den vergangenen Landtagswahlen immer wieder lange zittern müssen.

CDUSPDGrüneLinkeAfDFDPSonstige
ZDF-Politbarometer2521171110610
Civey242217119710
Insa2519181210610

Berlin-Umfragen und die Konsequenzen: Welche Koalitionen sind möglich?

Sollten sich die Umfragen mehr oder minder direkt in ein Wahlergebnis übersetzen lassen, hätte die CDU nach den üblichen Gepflogenheiten den ersten Anspruch auf die Regierungsbildung. Denkbar wären theoretisch dann eine „GroKo“ mit der SPD, aber auch ein „Jamaika“-Bündnis mit Grünen und FDP. Fallen die Liberalen aus dem Abgeordnetenhaus, wäre sogar Schwarz-Grün im Bereich des Möglichen. Grüne und CDU hatten sich allerdings vor der Berlin-Wahl teils heftig gezofft.

Giffey und Jarasch
Nervennahrung: Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (li.) und Umwel-Senatorin Bettina Jarasch kosten Eis. (Archivbild) © Fabian Sommer/dpa

In jeglicher Variante könnte eine Wahlsiegerin CDU aber auch das Nachsehen haben - denn das aktuell regierende rot-grün-rote Bündnis kommt je nach Umfrage auf 49 bis 50 Prozent der Stimmen. Das würde fürs Weiterregieren reichen. Und könnte für Giffeys SPD bei aller Skepsis die charmantere Variante sein: Als Junior-Partnerin der CDU müsste Giffey schließlich den Posten der Regierenden Bürgermeisterin aufgeben.

Letzte Berlin-Umfragen: Brisante Konstellationen möglich - Giffey noch am beliebtesten

Brisante taktische Spiele könnten auf die Tagesordnung kommen, sollten die Grünen tatsächlich noch die SPD abfangen und zweitstärkste Kraft hinter der CDU werden: Dann wäre Giffey ihr Amt so oder so los - und zugleich das Zünglein an der Waage: CDU und Grüne brauchen jeweils die SPD für die Mehrheit im Abgeordnetenhaus. Wenn nicht die Grünen direkt mit der CDU paktieren. Denn auch das läge den Umfragen zufolge zumindest rechnerisch im Bereich des Möglichen. Ganz knapp möglich könnte auch eine Ampel-Koalition sein.

Die Wählerinnen und Wähler in Berlin scheinen sich indes noch am ehesten eine Bürgermeisterin Giffey zu wünschen. 36 Prozent der 1.151 für das „Politbarometer“ befragten sprachen sich für sie als Regierungschefin aus. Wegner erhielt 23 Prozent, die Jarasch nur 15 Prozent. Ohnehin scheinen viele Wähler unzufrieden. Jarasch will allerdings gerade deswegen bis zum Schluss der Wahllokale kämpfen: Sie sieht - etwas optimistischer - „viele Unentschlossene“. (fn)

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