Lambrecht erstmals in der Ukraine: Sie sichert neue Waffen zu – und muss in Bunker Schutz suchen
Bei ihrem Besuch in der Ukraine musste sich Verteidigungsministerin Lambrecht aufgrund eines Luftalarms in einem Schutzbunker zurückziehen.
Odessa – Der Ukraine-Krieg ist 220 Tage alt. Zum ersten Mal seit Kriegsbeginn ist die Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) selbst vor Ort in der Ukraine, um sich ein Bild vom Kriegsgeschehen zu machen. Die SPD-Politikerin war am Samstag in die Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer von ukrainischen Amtskollegen Olexij Resnikow in Empfang genommen worden.
Lambrecht sagte die Lieferung einer ersten Einheit des bereits versprochenen bodengestützten Luftabwehrsystems Iris-T SLM innerhalb weniger Tage zu. Selbst die Bundeswehr verfügt noch nicht über das hochmoderne Waffensystem. Während dem Besuch der Verteidigungsministerin schlugen in Odessa zwei russische Raketen ein. Am Nachmittag musste Lambrecht selbst wegen eines Luftalarms in Sicherheit gebracht werden.

Ukraine-Krieg: Lambrecht sichert Lieferung Luftabwehr-System zu
Wegen eines Luftalarms, der 45 Minuten dauerte, musste die 57-Jährige am Nachmittag in einem Bunker Schutz suchen. Resnikow sagte, die Russen hätten eine Kalibr-Rakete abgeschossen, höchstwahrscheinlich von einem Schiff aus. Im Bunker warb er für die Lieferung von Anti-Schiffs-Raketen. Die SPD-Politikerin sagte, die Situation mache deutlich, wie wichtig die rasche Lieferung einer ersten Einheit des bodengestützten Luftabwehrsystems Iris-T SLM sei.
Lambrecht sprach von einer Lieferung in ein paar Tagen und lobte die ukrainische Mannschaft des Systems, die sie bei der Ausbildung in Deutschland getroffen habe. „Die Ukraine erlebt zurzeit unfassbar viele Luftangriffe, und deswegen ist es so wichtig, dass wir in Bezug auf Luftverteidigung noch mehr unterstützen“, sagte die Ministerin und betonte: „Sie kann sich da auf uns verlassen.“ Resnikow sagte, die Ukrainer würden so lange kämpfen, bis alle ihre Gebiete befreit seien – einschließlich der schon von 2014 von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim.
Krieg in der Ukraine: Luftabwehrsystem soll noch im Oktober geliefert werden
Deutschland will der Ukraine zunächst vier der jeweils 140 Millionen Euro teuren Systeme zur Verfügung stellen. Die Finanzierung von drei weiteren Systemen ist gesichert. Eine Einheit besteht aus vier Fahrzeugen – einem Feuerleitgerät und drei Raketenwerfern. Es soll eine mittlere Großstadt vor Angriffen aus der Luft schützen können. Das System ermöglicht Schutz vor Angriffen durch Flugzeuge, Hubschrauber, Marschflugkörper und ballistische Kurzstreckenraketen. Kanzler Olaf Scholz (SPD) zufolge ist es das modernste Flugabwehrsystem, über das Deutschland verfügt.
Auch das Thema rund um die langersehnte Kampfpanzer-Lieferung kam zwischen Lambrecht und Resnikow zur Sprache. Seit längerem fordert die Ukraine von westlichen Staaten wie Deutschland moderne Leopard-2 und Schützenpanzer. Bislang hat kein Nato-Land Kampfpanzer westlicher Bauart geliefert. Kanzler Scholz hatte betont, dass es in dieser Angelegenheit keinen deutschen Alleingang geben werde und lehnte damit eine Panzer-Lieferung vorerst ab. Man wolle sich auf die Bereitstellung von Luftabwehrsystemen und Artillerie konzentrieren. Lambrecht bestätigte diese Linie. (aa/dpa)