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Waffengewalt in den USA: Immer wieder das AR15-Sturmgewehr

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Von: Daniel Dillmann

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Das Schulmassaker in Nashville reiht sich ein in die lange Liste von Amokläufen und Terrorangriffen in den USA, bei denen meist eine Waffe zum Einsatz kommt.

USA – Wieder werden die USA von einem Angriff mit Schusswaffen erschüttert. Diesmal sterben acht Menschen in Dallas im US-Bundesstaat Texas, sieben weitere verwundet. Der Täter soll Verbindungen in Neonazi-Kreise haben. Bestätigt ist eine der Tatwaffen: Wieder war es ein Sturmgewehr des Typs AR 15.

Bereits im März dieses Jahres tötete ein Angreifer mit demselben Gewehr sechs Menschen an einer Schule im US-Bundesstaat Tennessee. Unter den Opfern waren drei neun Jahre alte Kinder. Die Polizei erschoss den Angreifer, mutmaßlich ein Transgender-Mann, noch vor Ort, was die Opferzahl auf sieben erhöhte.

Schussangriffe in den USA: Joe Biden foerdert härtere Waffengesetze

Nach der Attacke in Dallas trat US-Präsident Joe Biden wie nach den Ereignissen von Nashville vor die Kameras, um einmal mehr härtere Waffengesetze in den USA zu fordern. Was in an der christlichen Schule passierte, sei der „schlimmste Albtraum jeder Familie“, so Biden.

Das Sturmgewehr AR 15, hier bei einer Konferenz der NRA in Dallas, Texas. (Archivbild)
Das Sturmgewehr AR 15, hier bei einer Konferenz der NRA in Dallas, Texas. (Archivbild) © JUSTIN SULLIVAN/AFP

Amoklauf in Nashville und Dallas - jeweils mit AR15-Sturmgewehr

Beide Angreifer machten sich ein Sturmgewehr des Typs AR15 zum Werkzeug. Genau diese Waffen möchten die Demokraten in den USA verbieten. Doch die Republikaner lehnen jegliche Verschärfung des Waffengesetzes ab. „Ich fordere den Kongress erneut auf, mein Verbot von Sturmgewehren zu verabschieden. Es ist an der Zeit, dass wir anfangen, Fortschritte zu machen“, sagte Biden bei einem Treffen mit Vertretern des Mittelstands im Weißen Haus.

Das Sturmgewehr mit der Bezeichnung AR15 galt zu Beginn vor allem unter Kennern als unbeliebt. Die mächtige Waffenlobbyorganisation NRA (National Rifle Association) konzentrierte sich laut Politico eher auf die Bewerbung klassischer Jagdgewehre und Handfeuerwaffen. Das AR15 galt als unbrauchbar für die Jagd und als überdimensioniert für die Verteidigung. Doch im Zuge einer immer extremeren Polarisierung, einer gefühlt größer werdenden Bedrohung und dem resultierenden Anstieg der Bewaffnung wurden Sturmgewehre des Typs AR15 zum absoluten Verkaufsschlager der Waffenindustrie.

Amokläufe in den USA - AR15-Sturmgewehr ist Verkaufsschlager

Das halbautomatische Sturmgewehr gilt laut Washington Post heute als das meistverkaufte Gewehr in den USA. In 16 Millionen Haushalten des Landes soll sich mindestens ein AR15 befinden. Nahezu jeder Hersteller produziert mittlerweile ein Sturmgewehr dieser Gattung. Laut eines Artikels der FAZ beinhalteten zwei Drittel aller Waffenkäufe in den USA im Jahr 2016 ein AR15. Das Modell, einst entwickelt für das Militär, gilt als treffsicher und selbst für weniger geübte Schützen einfach zu verwenden.

Auch bei Mitgliedern der rechtsradikalen Boogalo-Bewegung sehr beliebt: Sturmgewehre des Typs AR15.
Auch bei Mitgliedern der rechtsradikalen Boogalo-Bewegung sehr beliebt: Sturmgewehre des Typs AR15. (Archivbild) © John C. Clark via www.imago-images.de

Darstellungen des Sturmgewehrs finden sich auf T-Shirts, es gibt sie als Schlüsselanhänger und Tischfeuerzeuge. Ein Abgeordneter der Republikaner aus dem US-Bundesstaat Alabama präsentierte im Februar 2023 ein Gesetz, das das AR15 zur „Nationalwaffe Amerikas“ adeln sollte. Wie das Nachrichtenportal Newsweek berichtet, tragen im US-Repräsentantenhaus sogar einige republikanische Abgeordnete gerne mal Anstecknadeln in Form des Sturmgewehrs.

Besonders beliebt ist das AR15 aber auch bei Menschen, die Schulen überfallen und Kinder erschießen wollen. Es kommt ebenfalls bei Terrorangriffen und sonstigen Amokläufen zum Einsatz. Laut New York Times und Washington Post nutzten Angreifer das Sturmgewehr bei zehn der 17 tödlichsten Amokläufe und Terroranschläge seit 2012.

Amokläufe in den USA, bei denen AR15-Sturmgewehre zum Einsatz kamen

Doch auch wenn beispielsweise in Australien ein Amoklauf 1995 mit 35 Toten die konservative Regierung dazu brachte, innerhalb von wenigen Wochen sämtliche Sturmgewehre und halbautomatische Waffen zu verbieten, heißt das für die USA nicht viel. Allein im Jahr 2023 zählte die Organisation „Gun Violence Archive“ 130 sogenannte „mass shootings“ - also Schusswaffenangriffe, bei denen mindestens vier Menschen getroffen (verletzt oder getötet) wurden. Allein den Monaten Januar und Februar kamen dabei bereits 141 Menschen zu Tode, 365 wurden verletzt.

Dennoch gibt es kaum Anzeichen, dass die Republikaner bereit sind, von ihrer Position abzuweichen und die Waffengesetze in den USA ernsthaft zu verschärfen. (Daniel Dillmann)

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