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Kurios: Fußball-Zwerg besser als die deutsche Nationalmannschaft

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Bei Gibraltar herrscht nach dem zweiten Sieg Feierlaune.
Bei Gibraltar herrscht nach dem zweiten Sieg Feierlaune. © dpa / Marcus Moreno

Unglaublich, aber wahr: Die Nationalmannschaft von Gibraltar hat im Kalenderjahr 2018 mehr Siege gefeiert als das DFB-Team von Joachim Löw.

Gibraltar/Berlin - Die Spieler hüpften ausgelassen über den Rasen, die Zuschauer kreischten und klatschen auf den Rängen: Nach dem zweiten Coup innerhalb von drei Tagen kam Fußball-Zwerg Gibraltar aus dem Feiern nicht mehr heraus. Durch das 2:1 über Liechtenstein träumt man am Affenfelsen sogar von der Teilnahme an der EURO 2020. 

Damit hat das Team von Trainer Julio Ribas der deutschen Nationalmannschaft und Bundestrainer Joachim Löw einiges voraus. Denn das DFB-Team konnte 2018 bisher nur einen Pflichtspielsieg feiern. Im WM-Vorrundenspiel gegen Schweden triumphierte Deutschland durch das späte Freistoß-Tor von Toni Kroos knapp mit 2:1. In den letzten beiden Pflichtspielen musste sich der Weltmeister von 2014 der Niederlande (1:1) und den Franzosen (1:2) jeweils geschlagen geben. 

Gibraltar dürfte das alles herzlich egal sein. „Das ist die glücklichste Nacht in meinem Leben", sagte Trainer Julio Ribas, nachdem seine Mannschaft in der Nations League nach dem 1:0 in Armenien den nächsten Paukenschlag folgen ließ. Zuvor hatte es für das britische Überseegebiet an Spaniens Südküste seit Aufnahme in die UEFA 2013 in 22 Pflichtspielen 22 Niederlagen gegeben. 

Gibraltar: Erfolgserlebnisse statt Lehrgeld 

Doch die Dauer-Loser vom Mittelmeer sind plötzlich nicht mehr zu bändigen. Dabei profitiert der Underdog auch vom Modus der Nations League. Die Gegner sind nicht mehr so hochkarätig wie in früheren Qualifikationen zur WM und EM, als man gegen Deutschland (0:7), Polen (1:8/ 0:7) und Belgien (0:9) viel Lehrgeld zahlen musste.

Nun sammelt der Fußball-Zwerg Erfolgserlebnisse und macht in Pflichtspielen endlich die Erfahrungen, an die in dem 34.000-Einwohner-Land schon keiner mehr so richtig glauben wollte: Gegen Liechtenstein gelang der erste Heimsieg, erstmals wurde ein Spiel gedreht und erstmals auch glückten zwei Tore in einem Spiel.

Das 5000 Zuschauer im ausverkauften Victoria-Stadion mussten allerdings lange um den historischen Triumph bangen. Dennis Salanovic (15.) hatte die Gäste zunächst in Führung gebracht, doch George Cabrera (61.) und der schon gegen Armenien erfolgreiche Joseph Chipolina (66.) trafen zum umjubelten 2:1-Triumph. 

Nach Niederlage gegen Gibraltar: Hohn aus Liechtenstein

Die Gäste aus Liechtenstein, die das Hinspiel noch 2:0 gewonnen hatten, waren restlos bedient. Die Zeitung Liechtensteiner Vaterland schrieb von einer Blamage, die "in diesem Maße nicht hätte passieren dürfen, denn spielerisch hatte Gibraltar nichts zu bieten", meinte das Blatt. In den wichtigen Szenen sei Liechtenstein wieder einmal "die fehlende Kopfballpräsenz" zum Verhängnis geworden.

Gibraltar war es egal, wie der Sieg zustande kam. Das Resultat überstrahlte alles und machte auch Hoffnung auf mehr. Die Teilnahme an der EURO 2020 ist noch in Sicht.

Die Gruppensieger aller vier Divisionen der Nations League spielen in einer Play-off-Runde um EM-Tickets. Gibraltar (6 Punkte) liegt in seiner Gruppe nach vier Spielen auf Rang zwei und darf bei nur drei Zählern Rückstand auf Mazedonien noch auf den Gruppensieg hoffen. 

Während Gibraltar auf einer Erfolgswelle schwimmt, muss Joachim Löw beim DFB-Team endlich einen Umbruch einleiten.

sid mit nc

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