35:37 - Bad Wildunger Comeback gegen Oldenburg bleibt unbelohnt

Die Bad Wildunger Vipers verschlafen gegen Oldenburg erneut erste Halbzeit und schweben nach dem 35:37 weiter in Abstiegsgefahr.
Bad Wildungen – Wo war das Glück? Die Wildunger Handballerinnen hatten es sich im Bundesligaspiel gegen den VfL Oldenburg trotz der 33:35-Niederlage (10:17) verdient. Die Mannschaft von Trainerin Tessa Bremmer bewegte sich anfangs wie schon in der Vorwoche nah am Debakel, aber sie lieferte den rund 750 Zuschauern dann eine zweite Halbzeit, die sie so schnell nicht vergessen werden.
Die Mannschaft holte Tor um Tor auf, aber zum Ausgleich sollte es nicht mehr kommen. Wie aufregend diese Partie auch für die Spielerinnen gewesen sein muss, zeigten die Reaktionen nach dem Abpfiff. Oldenburgerinnen, die sehr überschwänglich einen normalen Bundesligasieg feierten, der für sie eigentlich schon zur Pause feststand und auf der anderen Seite enttäuschte Wil-dungerinnen am Boden und es flossen auch Tränen.
Auch Bremmer stand dieses Spiel ins Gesicht geschrieben, aber als ihre Emotionen etwas abgekühlt waren, wiederholte sie den Satz, den sie schon in der Vorwoche in Bensheim sagte: „Wir hätten es mittlerweile lernen müssen, dass eine gute Halbzeit nicht reicht.“
Auch wenn der Relegationsplatz für die Vipers aufgrund der Ergebnisse der Konkurrenten jetzt bedrohlich nah gekommen ist, stand der Trainerin auch der Stolz auf ihr Team ins Gesicht geschrieben, wenn sie über diese zweite Halbzeit redete, die die Vipers mit 23:17 gewannen. „Wir mussten offensiver stehen, dann kam die Aggressivität, damit kam auch wieder der Mut nach vorne, ja, die zweite Halbzeit war überragend von uns, aber es hilft nichts, ein Punkt hätte für den Klassenerhalt gereicht, jetzt stecken wir unten ganz tief drin.“
Natürlich wird Bremmer ihre Spielerinnen auch in der Analyse über diese Partie fragen, Mädels, warum schon wieder so eine schlechte erste Halbzeit, warum bietet ihr dem Gegner erneut so ein kleines Zeitfenster an, durch das er nahezu uneinholbar davonziehen kann?
Diesmal brach das Unheil in Fehlleistung und Zahlen zwischen der 13. und der 20. Minute über die Wildungerinnen herein. Oldenburg zieht vom 6:4 auf 13:4 davon. Wie schon in Bensheim wirkte das Wildunger Angriffsspiel so, als ob die Mannschaft all ihre Spielzüge vergessen hätte, es sah eher wie kopfloses Anrennen an. Und wenn sie sich doch mal zu einem freien Ball durchspielten, wurde dieser verworfen. Jana Scheib bringt den Siebenmeter in dieser Phase nicht im Tor unter, Anika Hampel wirft unbedrängt einen Pass an der Mittellinie ins Aus, die Würfe von den Außenpositionen sind leichte Beute für die gute Oldenburger Torfau Nele Reese und die Wildunger Torwartleistung geht in dieser Phase fast gegen null Paraden. Die erste Halbzeit mutierte auch zu einem Strafminuten-Festival. Selten standen sich in diesen 30 Minuten Sieben gegen Sieben gegenüber. Allerdings sprach diese Statistik eher für die Vipers, die sich drei Zweiminutenstrafen einhandelten, Oldenburg fünf. Die Vipers hatten einmal mehr jegliches Vertrauen bei den Zuschauern verspielt, auch der größte Optimist hat vermutlich nicht gedacht, dass es hier noch mal spannend werden würde.
Mit der Alles-oder-Nichts-Taktik kamen sie aus der Kabine, spielten wie in Bensheim die offensive Frau-gegen-Frau-Abwehrformation, die den Gegner schon ab der Mittellinie stört. Und genau wie Bensheim, kamen auch die Oldenburgerinnen damit nicht gut klar. Zwar gelang ihnen noch das 19:11 (32.) aber, dann ereilte auch sie eine längere Torflaute und die Vipers waren schon acht Minuten später durch den verwandelten Siebenmeter von Anouk Nieuwenweg zum 19:21 wieder dran. Die Niederländerin war auch ein Garant der Aufholjagd, denn sie verwandelte all ihre sieben Strafwürfe. Es entwickelte sich nun ein sehr wildes Handballspiel. Oldenburg suchte Wege, sich dieser ungewöhnlichen Deckung zu entziehen, und die Vipers spielten sich mit guter Unterstützung der Zuschauer in einen Flow hinein, der dem eines angeschlagenen Boxer ähnelte, der stark zurückkommt, aber dem der K.o.-Schlag doch nicht gelingen will.
Kaum waren die Vipers mal wieder nah am Ausgleich, erhöhten sie in der Hektik des Geschehens auch wieder ihre Fehlerquote und der Gegner glitt ihnen einmal mehr durch die Hände. Das Anrennen begann wieder von vorn. Dass es für die Vipers nie bis zum Ausgleich reichte, war für den Oldenburger Trainer Niels Bötel ein wichtiges Merkmal von der aktuellen Qualität seines Teams: „Wir haben auch gegen diese offensive Abwehr weiterhin Power gegeben, Wildungen auch nie ganz nah rankommen lassen und dann auch die Ruhe bewahrt in diesem hitzigen Spiel.“
Die Möglichkeit auf ein Remis war vielleicht am Größten als Marieke Blase in ihrem letzten Spiel ihrer Karriere die Vipers auf 32:33 heranbrachte und noch eineinhalb Minuten auf der Uhr waren. Oldenburg handelt sich eine Zwei-Minutenstrafe ein, wirft aber trotzdem das Tor zum 34:32 und der Wildunger Gegenzug wird eine Beute der Oldenburger Torfrau. Wenn Bremmer in diesem kurzen Moment kurz das Glück hätte einwechseln können….