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Die Unbekümmertheit zähmen: Wildunger Vipers stehen gegen Waiblingen in der Pflicht

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Fehlende Hand: Thea Oby Olsen wird gegen Waiblingen keinen Ball aufs Tor werfen, denn die Norwegerin fällt wegen Achillesfersenproblemen aus.
Fehlende Hand: Thea Oby Olsen wird gegen Waiblingen keinen Ball aufs Tor werfen, denn die Norwegerin fällt wegen Achillesfersenproblemen aus. © malafo

Nach dem unglücklichen Punktverlust in Zwickau wollen die Wildunger Handballerinnen am Samstag (19 Uhr) im Kellerduell gegen den VfL Waiblingen das Spielfeld als Sieger verlassen.

Bad Wildungen – Punkt gewonnen, Punkt verloren? Die Wildunger Trainerin Tessa Bremmer setzt selbst einen Punkt hinter die Diskussion über das kurios entstandene 30:30 ihrer Mannschaft im Spiel in Zwickau „Es gibt nach einem Spiel eine 48-Stunden-Regel, in der du Zeit hast, dich zu freuen oder zu trauern und dann ist das Spiel auch abgehakt“, betont Bremmer und lenkt den Fokus auf das wichtige Heimspiel am Samstag (19 Uhr) gegen Schlusslicht VfL Waiblingen.

Viele positive Dinge in Zwickau gesehen

Sie habe in Zwickau auch einige positive Dinge bei ihrer Mannschaft gesehen“, betont die Trainerin. Dazu zählt sie vor allem die zweite Halbzeit, in der ihr Team in den Schlussminuten einen Zwei-Tore-Rückstand in einen Zwei-Tore-Vorsprung umgewandelt hatte. Und von der zuvor kritisierten mangelnden Einsatzbereitschaft von einigen Spielerinnen sei auch nichts mehr zu sehen gewesen. „Die Mädels haben die Woche über gut trainiert und ich denke, wir sind gut auf das wichtige Spiel gegen Waiblingen vorbereitet“, meint Bremmer, die am Samstag nur auf Linksaußen Thea Oby-Olson (Achillessehnenprobleme) verzichten muss.

Die Niederländerin will sich auch nicht auf die vage Erkenntnis einlassen, dass die Vipers in den letzten Wochen eine Berg und Talfahrt angetreten haben und nach dem guten Spiel in Zwickau nun wieder ein schlechtes drohe. Für Bremmer ist das schlichte Glaskugelseherei, hinter den Hochs und Tiefs stecke mehr der Zufall als ein System. „Wir hatten am Anfang der Saison auch einige gute Spiele hintereinander.“

Sie fordert von ihren Spielerinnen gegen Waiblingen einfach eine zweite gute Vorstellung vor eigenem Publikum. „Das ist ein absolutes Muss-Spiel. Mit diesem Druck müssen wir klarkommen, jede von uns weiß, dass zwei Punkte gegen Waiblingen Pflicht.“

Hoher Hinspielsieg ohne Bedeutung

Der hohe Hinspielsieg (35:24) gegen das Schlusslicht spielt in Bremmers Vorbereitung aber kaum noch eine Rolle. Waiblingen halte mittlerweile viel besser und länger mit und habe viel mehr Tempo im Spiel. Und man sehe es den Spielerinnen durchaus auch an, dass sie nichts mehr zu verlieren hätten. „Da ist eine Unbekümmertheit zu sehen, die ihnen im Moment viel bringt.“

Bremmer sieht beim kommenden Gegner auch zwei gute Torhüterinnen und sie hat beim VfL eine Stärke ausgemacht, die auf den ersten Blick gar keine zu sein scheint: „Sie haben einen breiten Kader, wechseln auch viel durch, das heißt, alle zehn Minuten steht jemand anders vor dir, das macht es schwierig gegen Waiblingen zu spielen. Wenn du gegen Bietigheim spielst, kennt man alle Spielerinnen und weiß was sie tun, das weiß man bei Waiblingen nicht.“

So wird dieses Kellerduell auch ein Kennenlernspiel.

Sportliche Talfahrt verdirbt nicht die gute Laune 

Die Stimmung in der Mannschaft entspricht nicht ihrem Tabellenstand. Der VfL Waiblingen hat als Bundesliga-Aufsteiger 14 von 15 Spielen verloren, aber den Handballerinnen und ihrem Trainer Thomas Zeitz sind die gute Laune und die Zuversicht im Tabellenkeller nicht abhanden gekommen.

„So mancher der bei uns im Training vorbeischaut, ist überrascht, über die gute Laune, die da herrscht“, sagt der Coach, der in der Phase der vielen Niederlagen nicht nur Arbeit mit dem Ball anbieten muss, sondern auch viel mit dem Kopf. „Klar, wenn du immer nur auf die Mütze kriegst und das meist auch noch sehr deutlich, dann macht das natürlich was mit dir als Spielerin“, erzählt Zeitz. Doch das Waiblinger Erfolgsgeheimnis im Misserfolg ist vermutlich das richtige Einordnen dieser Situation. Es sei finanziell nicht möglich gewesen, sich mit bundesligaerfahrenen Spielerinnen zu verstärken und daher sei der Verein nahezu mit der Aufstiegsmannschaft in die Saison gestartet.

„Wie wussten deshalb schon vorher, dass uns Erfahrung, Tempo und Körperlichkeit fehlen werden und meine junge Mannschaft hat auch eine gute Selbsteinschätzung.“

Bundesliga ein stückweit auch Lehrwerkstatt

Der VfL sieht die Bundesliga ein stückweit als Lehrwerkstatt, in der sich jede Spielerin trotz der Niederlagenserie weiterentwickelt. Und die null als mentale Bremse steht mittlerweile auch nicht mehr, denn die Waiblingerinnen holten den bisher einzigen Sieg überraschend in Oldenburg.

Oldenburg zu Silvester die Show gestohlen

Was lief dort besser als sonst? „Es lag auch am Gegner“, gibt Zeitz zu. „Es war der Silvestertag, die Halle war mit 1600 Zuschauern voll, die Oldenburger Mannschaft wollte ihnen was bieten und sie ist dann an ihren hohen Ansprüchen gescheitert, weil wir irgendwann gemerkt haben, da geht was.“

Diese Partie haben die Waiblinger Spielerinnen im Kopf gespeichert und sobald ein Gegner ihnen dieses Schlupfloch noch einmal anbieten sollte, wüssten sie, was zu tun ist. Warum sollten die Vipers aus der Badestadt ihnen dieses Angebot nicht machen? Zeitz zieht den Hut vor den Vipers, wie sie sich mit minimalen Möglichkeiten, in der Bundesliga halten.

Der Coach kann sich noch gut an die Euphorie im eigenen Umfeld vor dem Hinspiel erinnern: Wildungen ist auf unserem Niveau, sportlich und wirtschaftlich. Da geht was! Dann ging bei Waiblingen aber nicht viel und sie verloren 24:35. „Deshalb bin ich froh, dass wir jetzt dieses Auswärtsspiel in Bad Wildungen haben“, sagt Trainer Zeitz. „Denn diesmal erwartet niemand etwas von uns …“ (rsm)

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