Kuhnhenne verpasst für Willingen den „Lucky Punch“ gegen Wabern

Fußball-Verbandsligist SC Willingen muss nach 1:1 gegen TSV Wabern weiter zittern.
Willingen – Nach dem Abpfiff herrschte fast Totenstille, einige Spieler beider Teams sackten durch Erschöpfung und Enttäuschung auf den Rasen: Das 1:1 (1:1) war weder für den SC Willingen noch für den TSV Wabern die erhoffte Befreiung im Tabellenkeller der Fußball-Verbandsliga Nord.
Es war Abstiegskampf pur, der Einschätzung stimmte Mario Völker, der zusammen mit dem mitkickenden Patrick Herpe das Waberner Trainerduo bildet, sofort zu. „Wenig Spielfluss, kaum Torchancen“, ergänzte der Odershäuser, „da hatte keiner drei Punkte verdient“.
Um den so wichtigen Sieg bemühten sich die Upländer zunächst etwas mehr. Konzentriert und lautstark knüpften sie in der Anfangsphase an die Leistung vom 3:0 in Johannesberg an. Eigentlich hätte ihnen die frühe Führung aus der zehnten Minute weitere Sicherheit geben müssen. Sebastian Butz führte einen Einwurf schnell aus, Jan-Henrik Vogel bediente Florian Heine und der überwand per schönem Heber Torwart Islam Elgaz. Das Hoch endete aber bereits in der 18. Minute, als Torwart Florian Bouma gegen den frei durch gespielten Jan Luca Schmeer Kopf und Kragen riskieren musste.
Die defensive Grundordnung kam spätestens mit dem schmerzhaften Aus von Nick Bärenfänger ins Wanken. Ohne Gegnereinwirkung brach beim Innenverteidiger nach 25 Minuten die alte Oberschenkelverletzung wieder auf, die ihn monatelange zum Zuschauen verurteilt hatte. Der Pechvogel musste mit dem Krankenwagen abtransportiert werden.
Das Momentum lag nun bei den kampfstarken Gästen, bei denen eigentlich nur Herpe als ständiger Unruheherd in der Spitze sowie die beiden agilen Offensivkräfte Schmeer und Martin Mühlenberger für die fußballerischen Akzente sorgten. „Wir betteln wieder darum“, warnte Heine seine Mitstreiter lautstark, aber vergebens um neue Konzentration. Direkt danach wurde eine Ecke von Schmeer ganz schlecht verteidigt, auch Sean Querl konnte auf der Linie den Ausgleich durch Luca Wendel nicht verhindern und traf dabei noch Bouma unglücklich am Kopf (36.). Trotz der Platzwunde auf der Stirn konnte der Keeper mit einem Turban weiterspielen.
„Wir führen, müssen hinten nur sicher stehen und Konter fahren“, konnte sich Trainer Rainer Schramme während der Behandlungspause nicht beruhigen, „so vogelwild, unfassbar“. Mit den beiden durchaus gefährlichen Kopfbällen von Sebastian Müller, jeweils nach Freistößen, sowie Heine und Christian Kuhnhenne meldeten sich die Willinger erst kurz vor der Pause und der fünfminütigen Nachspielzeit offensiv zurück.
Die Lautstärke in der Kabine, aus der Schramme schnell wieder zurück war, soll ordentlich gewesen sein. Die Spieler pushten sich gegenseitig und gingen konzentriert den zweiten Durchgang an. „Da haben wir es besser gemacht, das Geschehen weiter nach vorn geschoben“, sah Uli Rehbein, der andere Trainer, eine Steigerung. „Die Willinger waren vor allem durch Standards gefährlich“, meinte Völker etwa den Drehschuss und den Kopfball von Müller (58., 63.), den Block gegen Jan Niklas Albers (68.) oder den direkten Versuch von Vogel, den Elgaz über die Latte lenkte (86.), jeweils nach Ecken. „Aber insgesamt war das auf beiden Seiten nicht zwingend genug“, so Völker. Dazu zählte er auch die Waberner Chancen, die beiden Freistöße von Herpe (55., 71.), die Bouma ebenso entschärfte wie den Alleingang von Mühlberger (68.).
Es lief schon die dritte Minute der Nachspielzeit, da hätten die Hausherren fast doch noch den „Dreier“ bejubelt. Aber Kuhnhenne, auf der Sechserposition der beste Willinger, verpasste seine Leistung zu veredeln, seine Direktabnahme zentral aus 16 Metern nach Querpass von Butz ging übers Waberner Gehäuse. „Mit etwas Glück wäre das der Lucky Punch gewesen“, haderte Rehbein. „Den Willingern hilft das 1:1 mehr als uns“, fand Gegenüber Völker, der mit seinem Team aber noch ein Spiel mehr hat. Glücklich waren beide Seiten aber nicht, das große Zittern geht weiter. Das erklärt die Totenstille nach dem Schlusspfiff.