HSG Twistetal vor dem Aufstieg: Sieg im Spitzenspiel nach taktischer Umstellung

Die Oberliga ist für die Handballerinnen der HSG Twistetal zum Greifen nah: Das Spitzenspiel gegen Verfolger TV Hersfeld gewann der Tabellenführer am Samstag mit 24:21 (9:11).
Mühlhausen – Dabei drehte Twistetal die Partie dank einer Leistungssteigerung in den letzten 20 Minuten. Gut 380 Zuschauer wollten das Spitzenspiel in der Mühlhäuser Mehrzweckhalle sehen. Die gute Atmosphäre schien die Gastgeberinnen allerdings zunächst eher zu hemmen. Twistetal schien sehr nervös, vor allem im Angriff. In Halbzeit eins gelangen nur vier Tore aus dem Feld, davon waren zwei Tempogegenstöße. Gerade im Positionsangriff fehlte oft die letzte Konsequenz, der letzte Schritt in die Lücken. „Wir haben uns schwergetan, die Mädels wirkten nicht befreit“, hatte auch Trainer Ufuk Kahyar erkannt.
Die Folge waren zahlreiche Flüchtigkeitsfehler und Ballverluste. Nach dem 4:4 (12.) ging Hersfeld in Führung und sollte diese bis Mitte der zweiten Hälfte nicht abgeben. „Wir haben keinen Zugriff auf das Spiel bekommen“, wusste HSG-Torhüterin Katharina Wieck.
Aber: Die Gastgeberinnen schafften es, zumindest stets in Reichweite zu bleiben – und das sollte in der Schlussphase mit entscheidend dafür sein, dass das Spiel noch kippen sollte. Nur einmal, beim 13:17 (40.), wuchs der Vorsprung der Osthessinnen auf mehr als drei Tore und dies sollte zugleich der Wendepunkt in der Partie werden. Kahyar nahm eine Auszeit und stellte seine bis dato ungewohnt löchrige Abwehr auf ein 3:2:1-System um. Zudem setzte er im Wechsel auf eine kurze Deckung Hersfelds Rückraumspielerin Luisa Teichmann.
Taktische Umstellung greift
Der taktische Schachzug kniff. Mit der offensiven Abwehrvariante bekam Twistetal den Gegner nun weitaus besser in den Griff, nahm die Zweikämpfe deutlich früher an und hielt die Gäste mit durchaus hartem, aber überwiegend fairem Einsatz weit weg vom Tor. „Jede hat nun in der Abwehr für jede gekämpft. Wir standen deutlich besser“, sagte Kim Hering, ihr Trainer hätte sich gewünscht, „dass wir schon in der ersten Hälfte in der Abwehr so gespielt hätten“.
Ein weiterer Trumpf der Gastgeberinnen: Kahyar hatte wie üblich jeder Spielerin Einsatzzeiten gegeben, Twistetal hatte so in der Schlussphase auch die konditionellen Vorteile auf seiner Seite. Während Hersfeld von der 39. bis 59. Minute nur drei Treffer erzielte, kam bei Twistetal endlich das Tempospiel zur Geltung, dazu gingen die Gastgeberinnen nun auch im Angriff deutlich zielstrebiger in die sich bietenden Lücken. Elf Tore von der 40. bis 60. Minute spiegeln die Leistungssteigerung eindrucksvoll wieder.
Gina Meier (48.) gelang beim 18:18 erstmals wieder der Ausgleich, drei Minuten später war es Meike Voß, die Twistetal erstmals seit der Anfangsphase in Führung brachte. Spätestens als Kim Hering und Hanna Brida eine 23:20-Führung herauswarfen (59.) war die Entscheidung gefallen. „Wie sich die Mädels aus ihrem Tief gekämpft haben war richtig toll“, hob Kahyar die Moral seine Mannschaft hervor.
Gäste kritisieren Schiedsrichtergespann
Susanne Teichmann ging dagegen mit den Schiedsrichtern hart in die Kritik. „Die Unparteiischen haben sehr unparteiisch gepfiffen“, sagte die Hersfelder Trainerin mit hörbar sarkastischem Unterton. „Wir kriegen hinten alles gegen uns gepfiffen und vorne wird nichts bestraft. Das hat uns demoralisiert.“ Die Kritik der Hersfelder Trainerin ging allerdings zu weit: Zwar boten die beiden Unparteiischen eine schwache Vorstellung – ohne Linie bei den Bestrafungen und mit einigen teils schwer verständlichen Entscheidungen – die allerdings verteilte das Duo zumindest auf beiden Seiten gleich.
Den Twistetalerinnen war es ohnehin egal. Die Spielerinnen ließen sich von den Fans ausgelassen feiern. Auch Kahyar sprach von einem „großen Meilenstein“, mahnte aber gleichzeitig: „Es sind noch fünf Spiele. Und wir schauen weiter von Spiel zu Spiel.“ Mit einem Fünf-Punkte-Vorsprung auf Hersfeld geht Twistetal in den Saisonendspurt.