MT Melsungen: Verantwortliche stellen sich den Fans - „Da ist kein Feuer drin“

Die MT Melsungen steckt in einer sportlichen Krise, der Unmut der Fans wird lauter. Am Wochenende haben die Bundesliga-Handballer eine neue Chance zur Trendwende.
Kassel – Schwache Auftritte in der Liga, in diesem Jahr noch ohne Bundesliga-Sieg: Die Handballer der MT Melsungen haben sich zuletzt schlecht präsentiert. So schlecht, dass die Stimmung rund um den Klub immer mieser wird. Am Donnerstagabend lud die MT deshalb zur Aussprache mit den Fans in die Rothenbachhalle. Bei der von Bernd Kaiser moderierten Veranstaltung standen Vorstand Axel Geerken, der sportliche Leiter Michael Allendorf, der Trainer Roberto Garcia Parrondo sowie die Spieler Nebojsa Simic, Timo Kastening und Kai Häfner Rede und Antwort.

Die Themen
Bereits vor der Veranstaltungen sollten die Fans ihre Fragen einreichen, der Klub bündelte sie und ließ sie von den Protagonisten auf einer Bühne beantworten. Gut möglich also, dass die schon vorher wussten, welche Fragen auf sie zukommen werden. Natürlich ging es in erster Linie um die sportliche Entwicklung bei der MT, um Mentalität und Identifikation der Spieler, aber auch um Nachwuchsförderung und Personalpolitik. Nach etwas mehr als einer Dreiviertelstunde gingen die MT-Vertreter schließlich mit den rund 100 anwesenden Fans in der Rothenbachhalle ins Gespräch, standen auch nach der Veranstaltung noch für persönliche Gespräche zur Verfügung.

Der Austausch
Der zuletzt stark in der Kritik stehende Vorstand Geerken gestand gleich zu Beginn Fehler ein, sagte: „Wir haben hohe Ziele, die wir nicht erreicht haben. Das geht auch auf meine Kappe.“ Er glaube weiterhin an seine Arbeit, aber auch die müsse besser werden. Applaus? Eher verhalten bis nicht existent. Weshalb Ex-Spieler wie Tobias Reichmann oder Silvio Heinevetter nicht mehr für die MT auflaufen, wollten die Fans wissen. Geerken antwortete, dass „manchmal Entscheidungen getroffen werden müssen, die so sind wie sie sind.“ Den Reichmann-Abgang begründete er mit viel Qualität auf Rechtsaußen. Beim Heinevetter-Aus blieb er vage. Bereits im Jahr vor dessen Abgang hätte sich die MT gegen eine Verlängerung entschieden. „Das sind Dinge, die im Sport normal sind und passieren“, so Geerken.
Allendorf äußerte sich unter anderem zur zukünftigen Ausrichtung der MT, sagte, dass „wir wieder erfolgreich sein müssen“, mit Parrondo „der Grundstein“ gelegt sei, sich nun die Mannschaft verbessern müsse. Viele Floskeln, nur wenig Gehaltvolles. Überhaupt wirkte Allendorf auf dem Podium am unsichersten, wenngleich er beim jungen Ole Pregler deutlich wurde. Der 20-Jährige habe in Gummersbach mehr Chancen auf Spielzeit, wolle sich dort weiterentwickeln. „Wir sind absolut im Guten auseinandergegangen und verfolgen beide das Ziel, dass Ole irgendwann bei der MT Bundesliga-Spieler ist“, erklärte Allendorf. In der Frage, ob Ivan Martinovic nach der Saison zu den Rhein-Neckar Löwen wechselt, schaffte er keine Klarheit.
Torhüter Simic verteidigte die Mannschaft schließlich leidenschaftlich gegen den Vorwurf, viele Spieler würden nur des Geldes wegen für Melsungen spielen. Auch Kastening und Häfner analysierten ehrlich. Dafür gab es viel Beifall. Trainer Parrondo musste sich dagegen wehren, dass kein Spielsystem zu erkennen sei. Auf Deutsch erklärte er, es brauche offensiv mehr Intensität: „Aber wir sind auch in einem schlechten Moment, die meisten Spieler sind aktuell nicht auf ihrem bestmöglichen Level.“ Fan Dirk Brandt reichte es irgendwann. „Da ist kein Feuer drin“, rief er sauer Richtung Bühne. Katrin Orth kritisierte, dass es traurig sei, dass es diesen Austausch überhaupt geben müsse. Worte, die trafen. Die MT-Vertreter haben sich gestellt, das ist ehrenwert. Jetzt müssen sie liefern. (Pascal Spindler)